Gross war das Erstaunen, als 2014 bekannt wurde, dass Cornelius Gurlitt sein Erbe dem Kunstmuseum Bern vermacht hatte. Gurlitts Vermächtnis ist die Konsequenz von Netzwerken und historischen Kontinuitäten, die bisher kaum ausgeleuchtet worden sind. Die Beziehungen der Gurlitt-Familie zur Schweiz, zu Bern vor allem, waren enger, als bisher bekannt.
Im Kern ist der Fall Gurlitt ein Lehrstück. Er wirft ein Licht auf die Mechanismen von Beziehungsnetzen, auf die zwiespältige Rolle von Kunstsammlern, Kunsthändlern, Museumsverantwortlichen, Medien, Anwälten und selbst ernannten Interessenvertretern. Und er wirft ein Licht auf Themen im Spannungsfeld von Recht und Moral, die bis heute aktuell sind: nationalsozialistische Verfolgung und der Umgang mit Raubgut, Fluchtkunst und als «entartet» diffamierter Kunst. Die Spuren von Verfolgung, Verfemung und Verdrängung führen auch nach Bern. Dieses Buch geht den Geschichten, den Netzwerken und Protagonisten nach.
«Dieses Buch empfiehlt sich durch akribische Recherche, Lesbarkeit und einen kritischen Ton gegenüber Autoritäten, die Beigabe von Interviews und Gastbeiträgen sowie eine gelungene Auswahl von Illustrationen und Übersichten im Anhang. Der Fall Gurlitt, so das Ergebnis, sei Kunstkrimi und Lehrstück zugleich;»
«Schnell wurden zum Gurlitt-Hype einige nicht immer exakt recherchierte Bücher auf den Markt geworfen, aber keines beantwortete die Frage: Warum ausgerechnet Bern? Dieses Rätsel haben die drei Journalisten der Berner Zeitung Oliver Meier, Michael Feller und Stefanie Christ in einer material- sowie detailreichen, flüssig geschriebenen Untersuchung über die Berner Verbindungen zur Familie Gurlitt gelöst: Der Gurlitt-Komplex. Bern und die Raubkunst heisst das imposante Werk, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Licht ‹auf die Mechanismen von Beziehungsnetzen, auf die zwiespältige Rolle von Kunstsammlern, Kunsthändlern, Museumsverantwortlichen, Medien, Anwälten und selbst ernannten Interessensvertretern›, zu werfen.
Der Fall ist allerdings komplexer, als man sich wünscht, denn die Positionen von Opfer und Täter, von Helfer und Profiteur, von Moral und Machbarkeit changieren und sind nicht immer eindeutig identifizierbar. [...]
Die Studie ist akribisch recherchiert, erweitert markant den bisherigen Kenntnisstand über die Verhältnisse in der Schweiz, wie sie im Bergier-Bericht grundlegend untersucht wurden, und bietet spannende Details. Sie liefert auch einen informativen Einblick in die Mechanismen des Kunsthandels.»
«Das Verdienst des Buchs liegt darin, nicht nur den Kunsthandel vor und während des Zweiten Weltkriegs zu thematisieren, sondern auch seine Fortsetzung. [...] Das Buch ‹Der Gurlitt-Komplex› selbst hebt die Geschichtsaufarbeitung der NS-Kunst in der Schweiz auf ein neues Niveau. Auch wenn es einige Wiederholungen aufweist, überzeugt es mit akribischen Recherchen und einem distanziert-kritischen Ton gegenüber Kunsthändlern, Restitutionsanwältinnen wie auch den Museen.»
«Wo das geschieht, wo also Details in den Blick gerückt werden, hat die Publikation von Oliver Meier, Michael Feller und Stefanie Christ denn auch ihre grössten Verdienste. Die drei Redaktoren der ‹Berner Zeitung› werten Briefe aus dem Gurlitt-Nachlass aus und zeichnen erstmals ein genaueres Bild der Geschäftsbeziehungen zwischen der Familie Gurlitt, dem Berner Kunsthändler Eberhard W. Kornfeld und seinem Vorgänger August Klipstein einerseits sowie dem lange in Stuttgart und hernach in der Steueroase Campione d’Italia tätigen Kunsthändler Roman Norbert Ketterer nach.»
«Der Titel lügt nicht: Es ist komplex, die Sache mit der Kunst, die dem Raubzug der Nazis zum Opfer fiel. Umso verdienstvoller, dass drei Journalisten die Unterlagen aus dem Gurlitt-Nachlass mit Sorgfalt und Sachkenntnis ausgewertet haben.»
«Drei Berner Journalisten haben den komplexen Fall und seine Nebenstränge weiter verfolgt. Im Buch ‹Der Gurlitt-Komplex› fragen sie nach der Rolle der Schweizer Kunsthändler, Privatsammler und Museen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie fordern mehr Transparenz bei der Dokumentierung von Sammlungsbeständen und stellen fest: ‹Wenn es um den günstigen Ankauf von Kunstwerken ging, legten viele Beteiligte während des Zweiten Weltkrieges eine hohe moralische Flexibilität an den Tag. ›»
«Die Stärken des Buches liegen darin, den Blick über Gurlitt hinaus auszuweiten. Das Autorenteam bietet ein gut recherchiertes Panorama des Handels mit Bildern zwischen Deutschland und der Deutschschweiz, diesem kontinuierlich weitgehend einheitlichen Wirtschaftsraum. [...] Das Fazit aber leuchtet ein: Der Fall Gurlitt, als solcher weder außergewöhnlich noch ausnehmend skandalös, brachte bei der Aufarbeitung von Sammlungsbeständen in der Schweiz einen Stein ins Rollen, nachdem während Jahrzehnten weder der Bund noch die Museen willens waren herauszufinden, was in den Kellern genau lagert.»
«Das reich bebilderte, mit Grafiken, ausführlichen Anmerkungen und Personenverzeichnis versehene Werk ‹Der Gurlitt-Komplex› zeigt Hintergründe zur Familie Gurlitt und ihrer Beziehung zur Kunst auf. Die Autoren beschäftigen sich besonders mit den geschichtlichen Hintergründen zum Kunstraub im Zweiten Weltkrieg. Ausserdem gehen sie minutiös auf den aktuellen Sachverhalt rund um dieses spektakuläre Kunstvermächtnis ein und legen den Fall verständlich und kompetent dar.»
«‹The Gurlitt Affair› describes the fate of Gurlitt's Collection as well as examining art dealing in Germany and Switzerland from the 1930s up to the present day, from both a legal and moral standpoint. The book presents the definitive account of one of the most sensational stories to rock the art world and will have broad appeal, relevant for students of art history and full of extraordinary episodes that will enthral a more general leadership.»