Schule zwischen Politik und Ökonomie

Finanzhaushalt und Mitspracherecht in Winterthur, 1789–1869

Gebunden
2015. 328 Seiten
ISBN 978-3-0340-1291-1
CHF 48.00 / EUR 43.00 
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Die aus Steuergeldern finanzierten Schulbudgets stellen heute eine Art Generationenvertrag dar, ohne den das öffentliche Bildungswesen nicht unterhalten werden kann. Dem war nicht immer so. Am Beispiel Winterthur wird deutlich, dass der Wandel der Bildungsfinanzierung vor dem Hintergrund demokratischer Umbrüche erfolgte. Im Laufe der Zeit verloren traditionelle politische Machtverhältnisse an Glaubwürdigkeit, und Partizipationsrechte wurden auf breite Bevölkerungsschichten ausgedehnt. Das schulische Angebot wurde mit entsprechenden Folgekosten verbessert, und die Zuständigkeiten für die Schulen änderten sich. Die Finanzierung schulischer Belange war lange Zeit in lokale Haushalte eingebettet, bevor das Erheben von Steuern gesellschaftlich anerkannt wurde. Dank staatlichem Engagement wurde der Zugang zur obligatorischen Volksschule für alle gleichermassen ermöglicht, ohne dass es zu zentralistischen Lösungen kam. Die Finanzierung von Schulen zeigt sich als gesellschaftliches Phänomen mit ausgeprägten politischen und ökonomischen Bezügen.

ist Erziehungswissenschaftlerin und arbeitet seit 2014 als Lehrbeauftragte für Pädagogik, Psychologie und Didaktik an der Pädagogischen Maturitätsschule in Kreuzlingen.

Inhalt

1 Schulfinanzierung: politisch-ökonomisches Geschäft mit Folgen
1.1 Erkenntnisinteresse: Der Weg zu einer öffentlich finanzierten Schule für alle
1.2 Forschungsstand: Anregungspotenzial mit Lücken
1.3 Bildungspolitisches Haushalten mit Ressourcen: Formen ökonomischer Rationalität
1.4 Relativität der Werte und Zahlenverhältnisse

Teil I: Alte Ordnung im Wandel, 1789–1830

2 Prosperierende Zeiten im Interesse der Stadt
2.1 Kostenfreier Schulunterricht in Winterthur ab 1789/90
2.2 Städtische Elite in Winterthur – politische und ökonomische Verhältnisse
2.3 Folgekosten der Schulreform und Lehrerlöhne im Vergleich
2.4 Résumé

3 Prioritäten bei knappen Ressourcen
3.1 Helvetische Wirren: Schulen geraten unter Druck, 1798–1803
3.2 Theorie der Staatskräfte: Gut ausgebildete Bürgersöhne, 1812
3.3 Missernten 1816/17 und Ringen um Lehrerlöhne
3.4 Résumé

4 Zunehmende Heterogenität und das Prinzip Bürgereigentum
4.1 Fremde ziehen in die Stadt
4.2 Gründung einer Ansassenschule, 1810
4.3 Gerechte Anteile an Steuern und Abgaben? 1802–1830
4.4 Résumé

5 Die Suche nach neuen Finanzierungsmodellen
5.1 Die Gründung eines Schulfonds, 1825
5.2 Staatliches und privates Engagement zugunsten der Schule
5.3 Finanzielle Zulagen wollten verdient sein
5.4 Résumé

Teil II: Liberaler Aufbruch bringt Veränderungen, 1831–1869

6 Politische Teilhabe und Ressourcen für Schulverbesserungen
6.1 Öffentliche Kontrolle durch Transparenz und Mitsprache ab 1831/32
6.2 Staatliche Schulreformen: Wünschbares und Machbares
6.3 Schulischer Sonderfall Winterthur, 1832
6.4 Wahlen unter demokratischen Vorzeichen
6.5 Résumé

7 Staatliche Vorgaben und städtische Unabhängigkeit
7.1 Zähes Ringen um eine neue Schulordnung in Winterthur, 1834
7.2 Streitpunkte: Schulangebot, Löhne und Schulgelder
7.3 Vermögen der Stadt, Steuern und Bürgerrechtserteilungen nach 1830
7.4 Résumé

8 Steigende Bildungsausgaben und Defizite
8.1 Grosszügiger Ausbau der Schulen in Winterthur ab 1832
8.2 Zunehmende Kosten führen zu städtischen Defiziten in den 1830er-Jahren
8.3 Liberale Schulreformen und staatliche Steuern, 1832–1848
8.4 Résumé

9 Staatliche Volksschule, Privatschule oder öffentliche Munizipalanstalt?
9.1 Neuordnung zwischen Stadt und Staat, 1838–1844
9.2 Politischer Lernprozess, Expertengutachten und Kompromissbereitschaft
9.3 Organisatorische und ökonomische Folgen der Schultrennung ab 1845
9.4 Vermögensverhältnisse in Winterthur und ökonomische Stellung der Lehrer
9.5 Résumé

10 Veränderte Besitzverhältnisse und das Ende schulischer Segregationspolitik
10.1 Schulreform 1859: Dezentralisierung der Schulfinanzierung
10.2 Reich dotierter, aber stagnierender Schulfonds in Winterthur, 1840–1860
10.3 Die Einführung der Volksschulgemeinde 1859: Steuern infolge von Defiziten
10.4 Schrittweise Abschaffung der Schulgelder bis 1869
10.5 Résumé

11 Bilanz und Perspektiven


Pressestimmen

«Hinter dem eher unspektakulären Titel der Dissertation verbirgt sich eine umfassende und informierte Untersuchung, mit Fragestellungen, die nach wie vor von großer Aktualität sind. Aubry liefert eine gehaltvolle Analyse der vorhandenen Quellenbestände. Dabei berücksichtigt sie auch solche, die auf den ersten Blick wenig mit der Schule zu tun gehabt mögen (z.B. die Steuerlisten von Winterthur). Die große Stärke der Darstellung ist der Vergleich der normativen Debatten mit den faktisch umgesetzten Reformen - eine letztlich entscheidende Verbindung, der in der Forschung bisher zu wenig Beachtung geschenkt worden ist.»
Gabriela Wüthrich, H-Soz-Kult