Die Studie beleuchtet die langjährige Entwicklung dessen, was heute unter dem Begriff des Schulmanagements verhandelt wird und momentan Gegenstand unterschiedlicher Bildungsreformbemühungen ist. Sie arbeitet die lange Stabilität in den schulischen Verwaltungs- und Aufsichtsbehörden auf Gemeinde- und Kantonsebene heraus.
Ein grosser Wandel vollzieht sich mit der Einführung der Schulleitungen. Durch die personelle und administrative Führung entsteht im Schulhaus ein neues Machtgefüge, welches den kantonalen Einfluss zu stärken scheint, während Milizbehörden und Lehrpersonen an Gestaltungsfreiraum einbüssen.
1. Zur Einleitung: Die Frage nach Strukturen und Institutionen 1.1 Fachleute oder Laienkommissionen: Wer darf entscheiden?
1.2 Eine Fragestellung zwischen historischer Narration und erziehungswissenschaftlicher Reflexion
1.3 Untersuchungssetting und Quellenkorpus
1.4 Educational Governance: Ein einfacher Begriff für eine komplexe Wirklichkeit
1.5 Stand der Forschung
2. Zwischen Ohnmacht und zentraler Gestaltungseuphorie: Kantonale Akteure 2.1 Der Regierungsrat als Letztinstanz
2.2 Kontroll- und Verwaltungsfunktion der Regierungsstatthalter
2.3 Erziehungsdepartement – «Aufsicht, Beschützung, Beförderung, Unterstützung und Verwaltung aller Anstalten für die Erziehung»
2.4 Vom besseren Sekretariat zum Verwaltungsapparat: Geschichte der Erziehungsdirektion
2.5 Schulsynode: Ein eigenes Parlament für die Schule
2.6 Schulkommissäre als Übergangslösung von langer Dauer
2.7 Verschrien als Tyrann und geliebt als Freund und Berater: Der Berner Schulinspektor
2.8 Einführung und Abschaffung der individuellen Taxation
2.9 Kantonale Kommissionen: Lehrmittel-, Turn- und Fortbildungskommission
3. Verwaltung durch lokale Akteure 3.1 Die Gemeinde in der Pflicht
3.2 Vom Schulsekretariat zur Direktion Bildung
3.3 Von der schwindenden Einflussnahme der Geistlichen
3.4 Lokale Kommissionen als Zentrum der lokalen Selbstverwaltung
3.5 Vom Primus inter Pares zur Führung durch Schulleitungen
3.6 Inhaltliche Freiheit und sozialpolitischer Zwang der Lehrerschaft
3.7 Elternmitwirkung
4. Aufsicht und Kontrolle über die Lehrpersonen 4.1 Von der Wahl zur Anstellung
4.2 Zwischen professioneller Selbstständigkeit und hierarchischer Kontrolle: Aufsicht über die Lehrperson
4.3 Fortbildung der Lehrerschaft: Von lokaler Selbstinitiative zum staatlichen Angebot
4.4 Organisation und Finanzierung von Stellvertretungen: Lehrpersonen, Gemeinde und Staat
5. Aufsicht über die Schülerinnen und Schüler 5.1 Öffentliche Examen und Beförderung nach Ermessen
5.2 Entlassungsprüfungen und allgemeine Austrittsprüfungen
5.3 Absenzenkontrolle: Vom Umgang mit der Schulpflicht
5.4 Krisenintervention durch die Schulkommission
6. Von den Grenzen der Unterrichtsfreiheit 6.1 Von Lehrplänen und der Möglichkeit, dem Unterricht ein lokales Gepräge zu geben
6.2 Vom Katechismus zur Qual der Wahl: Lehrmittel
6.3 Von der Neudefinition der Kontrollmechanismen oder: Qualitätsmanagement als «terminus generalis»
7. Lokale Administration und zentrale Vorgaben 7.1 Schulkreise, Klasseneinteilungen, Stundenpläne, Ferien
7.2 Schulhausbau in ausgeprägt subsidiären Strukturen
8. Abschied vom liberal-demokratischen Erbe? Oder: Wie sich der Wandel interpretieren lässt 8.1 Verfasste Öffentlichkeit, Bürgerkonzept und Milizsystem: Ende einer langen Tradition?
8.2 Im Namen der Subsidiarität: Neue Form der lokalen Schulgovernance
8.3 Wachstum der Verwaltungsstrukturen
8.4 Professionalisierung der Lehrerschaft?
8.5 Managerialismus und wiederkehrendes Misstrauen – vom richtigen Mass staatlicher Aufsicht
8.6 Verstärkte Partizipation der Betroffenen?
8.7 Ökonomische Modelle ohne Sparwirkung
8.8 Von (lokal)politischer Schulverwaltung zu professionellem Management?
9. Ausblick
«Die Zielsetzung, mit ihrem historischen Abriss über die Berner Schulverwaltung grössere Zusammenhänge aufzuzeigen und Forschern, Studierenden, Lehrkräften sowie Politikern Anstösse zur Reflexion zu geben, erreicht die Autorin souverän. [...] Die Lektüre bietet einen reichhaltigen Erkenntnisgewinn zur Berner Schulgeschichte.»