Stille Hilfe und tatkräftige Mitarbeit

Schweizer Frauen und die Unterstützung jüdischer Flüchtlinge, 1938–1947

Gebunden
2015. 368 Seiten, 9 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1270-6
CHF 68.00 / EUR 62.00 
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Schweizer Frauen engagierten sich während des Zweiten Weltkriegs auf unterschiedliche Weise im Bereich der Flüchtlingshilfe. Sie kümmerten sich um die Flüchtlinge in der Schweiz, sammelten Geld und Naturalien oder suchten Freiplätze in Familien. Mit dem Bekanntwerden der Verfolgung der Jüdinnen und Juden mussten die Frauenvereine einerseits eine Haltung zur restriktiven schweizerischen Flüchtlingspolitik entwickeln, andererseits wurden sie verstärkt auch im Ausland tätig.
Das Schweizerische Rote Kreuz entsandte Fürsorgerinnen in französische Internierungslager, die dort direkt mit der Deportation ihrer Schützlinge konfrontiert wurden. Einige Frauen halfen Flüchtlingen über die Grenzen und machten sich dadurch strafbar.
Das Buch gibt einen Einblick in die vielfältige Flüchtlingshilfe von Schweizer Frauen und thematisiert die Ambivalenz des Helfens im Rahmen der behördlichen Vorgaben.

Historikerin und Soziologin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Soziale Arbeit, Institut für Kindheit, Jugend und Familie. Sie forscht zur Kinder- und Jugendhilfe und zur Geschichte Sozialer Arbeit.


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Inhalt

1 Einleitung

2 Fremd- und Selbstbilder der Flüchtlingshelferin

2.1 Die Haltungen der schweizerischen Frauenvereine zur Flüchtlingsfrage
2.2 Das Bild der Schweizer Frau im Kontext der «geistigen Landesverteidigung»
2.3 «Humanitär-charitative Arbeit […] ist eine politische Aufgabe»: Die «sozialistische» Frau in der Flüchtlingshilfe
2.4 «Stille und verschwiegene Heldinnen»: Die «christliche» Frau in der Flüchtlingshilfe
2.5 Die «bürgerliche» Flüchtlingshelferin am Beispiel des BSJF und des BSF
2.6 Fazit: Leitbilder der Schweizer Frau und Flüchtlingshelferin

3 Flüchtlingsarbeit der Frauenvereine zwischen Betreuung, Kritik und Hilfe zur Weiterreise, 1938–1940

3.1 Nationale und internationale Friedensbemühungen
3.2 Haltungen der Frauenverbände zur restriktiven schweizerischen Flüchtlingspolitik
3.3 Frühe Diskussionen um Antisemitismus und den «J»-Stempel
3.4 Betreuung und Aufenthalt von Flüchtlingen in der Schweiz: Zwischen Anspruch und finanziellen Schwierigkeiten
3.5 Hilfe zur Weiterreise für jüdische Flüchtlinge bis 1940
3.6 Fazit: Von der Friedensarbeit zur Flüchtlingspolitik

4 «Stille Hilfe» oder Kritik an den Behörden? Flüchtlingsarbeit der Frauenvereine im Schatten von Kriegsausbruch, Grenzschliessung und Schweizer Antisemitismus, 1940–1944

4.1 Die Frage der Unterbringung und Beschäftigung von Flüchtlingen
4.2 Schweizer Antisemitismus und Bürgerrechtsfragen: Haltung der Frauenvereine
4.3 Kritik durch Theater: «Gsetz und Gwüsse» von Mathilde Lejeune-Jehle
4.4 Von Verständnis bis zur deutlichen Kritik: Reaktionen auf die Schliessung der Grenze für Flüchtlinge «nur aus Rassegründen»
4.5 Informationen über die Verfolgung und Deportation der Jüdinnen und Juden: Diskussionen in den Frauenverbänden und Hilfswerken bis 1944
4.6 Fazit: Handlungsspielräume zwischen Hilfe und Politik

5 Rettungsaktionen, internationale Solidarität und Fluchthilfe: Grenzüberschreitende Hilfe für die vom Nationalsozialismus Verfolgten, 1938–1944

5.1 Umgehung der Grenzkontrolle: Fluchthilfe von Einzelpersonen am Beispiel der Deutschschweizer Grenzkantone
5.2 Solidarität mit Spanien: Neutralitätsfragen, interne Auseinandersetzungen und Hilfe für Mütter und Kinder
5.3 Hilfe für kriegsgeschädigte Kinder: Ansprüche, Ausschlüsse, Interventionen
5.4 Milch, Kleider, Lebensmittelpakete: Hilfsaktionen im Ausland
5.5 Reaktionen auf die Judenverfolgungen in Ungarn
5.6 Fazit: «Legale» und «illegale» Rettung über die Grenze

6 Nachkriegshilfe, Friedenssicherung und «neue Weltordnung»: Debatten in den Frauenvereinen, 1944–1947

6.1 Nachkriegshilfe
6.2 «Neue Weltordnung» und Friedenssicherung
6.3 Hilfe für kriegsgeschädigte Kinder und Jugendliche
6.4 Bemühungen um ein Dauerasyl für spezielle Flüchtlingsgruppen
6.5 Ausblick: Erinnerungspolitik und Geschlechterordnung in der Nachkriegszeit
6.6 Fazit: Nachkriegszeit zwischen Aufbau, Friedensarbeit und Erinnerungspolitik

7 Handlungsspielräume von Frauen in der Flüchtlingshilfe

7.1 Praktische Hilfstätigkeit und/oder Protestfähigkeit?
7.2 Handlungsspielräume, Weltanschauung, politische Haltung
7.3 Das «Eigene» und das «Fremde»
7.4 «How can we use women’s history to rewrite History?» (Joan W. Scott)