Immer wieder tauchen in zeitgenössischen Performances Erzählungen auf: eigene und fremde, erinnert, erfunden, in längeren Bogen, zu Sekundenschnipseln fragmentiert, auf Leinwände oder Körper projiziert, live oder aufgezeichnet, ernsthaft und humorvoll, politisch, kritisch, verspielt.
Die Brisanz, die Performances innewohnt, liegt heute nicht mehr im Prozess von «Zufall, Schmerz und Leid», sondern in der Macht des Erzählens. Dies zeigt sich an einer Tendenz, die sich in der Schweiz in den 1980er und 90er Jahren herausgebildet hat und hier erstmals beleuchtet wird: der narrativen Performance. In Verbindung von Körper und Wort setzen sich bedeutende zeitgenössische Performer wie Andrea Saemann, das Künstlerduo Muda Mathis und Sus Zwick und Yan Duyvendak mit der Konstruktion von Geschichte und Geschichten auseinander. In «Macht des Erzählens» geht es um die Geschichte der Performancekunst, das Erzählen als poetisches Spiel sowie die Faszination und die Gefahr massenmedialer Narrationen. Und immer stehen dabei die Performer und ihr Publikum im Zentrum – an der Schnittstelle von Alltag, Kunst und Erzählung.
Einleitung
Kontext Begriffsdefinition «Performancekunst»
Performancekunst in der Schweiz
- Rückblick: Entstehungslinien der Performancekunst in der Schweiz
- Gegenwärtige Performanceszenen
- Zeitgenössische Tendenzen
- Forschung zur zeitgenössischen Performancekunst in der Schweiz
Traditionslinien des Erzählens in der Performancekunst – eine kritische Sichtung
Methode: Theorie und Praxis Kuratorische Praxis «Telling Tales» und Künstlerauswahl
Theoretische Positionierung und Zielsetzung
Erzähltheorie und Definition «mimetisches Erzählen»
Analysevokabular
Performanceanalysen Andrea Saemann: Performative Kunstgeschichte
- Narration in den Performances von Andrea Saemann
- Saemann meets Schneemann. Performance dank Carolee Schneemann (2004)
- Gedächtnistheorie: Möglichkeiten und Gefahren der Erinnerung
Muda Mathis und Sus Zwick: Bricoleurinnen ihrer Welten
- Narration in den multimedialen Arbeiten von Muda Mathis und Sus Zwick
- Meine Logopädin heisst Sus Zwick (2009)
- Erzählen als alternative Wissensform
Yan Duyvendak: Das zeitgenössische Individuum im Spannungsfeld individueller und massenmedialer Erzählung
- Narration in den Performances von Yan Duyvendak
- Une soirée pour nous (1999)
- Hybridkultur
- Made in Paradise (2008)
- Alteritätsdiskurs
Zur Bedeutung des Erzählens Vom linguistic zum performative und narrativist turn Gedächtnisforschung, Oral History: «Geschichte» als performatives Konstrukt
Zeitgenössische Narratologien
Funktionen des Erzählens
Fazit
Künstlerbiografien
- Andrea Saemann
- Muda Mathis und Sus Zwick
- Yan Duyvendak
Diese Buchreihe fördert die Publikation von Texten zur Grundlagenforschung in der Theaterwissenschaft. In Aufsatzbänden bleibt bei einer Vielfalt der Gegenstände auch eine methodische Variationsbreite gewahrt. Sie bereiten als Sondierungen das Terrain für Monografien vor, für historische Längsschnitte, in denen eine Theaterform über einen längeren Zeitraum untersucht, und für historische Querschnitte, in denen das Nebeneinander, die Wechselwirkungen verschiedener Theaterformen in einem relativ kurzen Zeitraum erforscht werden