In und um Italien

Plaudereien, Reisebriefe und Erzählungen

Herausgegeben und mit einem Nachwort von Anna Fattori, Corinna Jäger-Trees und Simon Zumsteg
Schweizer Texte, Neue Folge, Band 43
Gebunden
2015. 360 Seiten, 57 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1277-5
CHF 48.00 / EUR 46.00 
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«Wo liegt Italien?» Weder echte noch Sesselreisende stellen sich diese Frage wirklich – die Antwort scheint einem nach Süden blickenden Publikum eigentlich selbstverständlich, hat doch ein nach Italien orientiertes Bildungsbürgertum um 1900 durchaus noch Reiserouten und Bilder Goethe’scher Prägung vor Augen. Der zu Unrecht in Vergessenheit geratene Innerschweizer Schriftsteller Heinrich Federer (1866–1928) hingegen hat sich diese Frage im Lauf seiner zahlreichen Reisen und Wanderungen durch die Südschweiz und Italien immer wieder gestellt.
Die im vorliegenden Band versammelten Texte zeugen von Federers intensiver Auseinandersetzung mit dem Kulturraum südlich der Alpen, insbesondere mit Italien. Sein Blick auf das Fremde ist geschärft und vielschichtig. Er erschliesst in seinen Texten über die konventionelle Wahrnehmung des südlichen Nachbarn als Ort der Kunst, der Ästhetik, der harmonischen Natur und als Land der Sehnsucht hinaus neue Dimensionen.
Die tradierten Bilder werden nicht unreflektiert übernommen, vielmehr findet in mancherlei Hinsicht ein Perspektivenwechsel statt, der Unkonventionelles ins Zentrum zu stellen weiss und ­im Kontext der Fremderfahrung auch das Eigene kritisch hinterfragt. So liegt denn das wahre Italien gerade nicht wie üblich in den kulturellen Zentren, sondern in Umbrien, abseits von den Touristenströmen, in den kleinen Dörfern Mittelitaliens – dem einstigen Wirkungskreis von Franz von Assisi.


wuchs in in Sachseln (OW) auf. Nach dem Studium der Theologie wurde er 1893 zum Priester geweiht und war danach Kaplan in Jonschwil. Aus gesundheitlichen Gründen – er litt unter Asthma – wurde Federer 1900 in ein Frauenheim nach Zürich versetzt und arbeitete als Chefredaktor bei den katholischen Neuen Zürcher Nachrichten. Zuvor war ihm die Aufnahme in das Benediktinerkloster Einsiedeln wie auch bei den Jesuiten verwehrt worden, da kirchenintern seine homosexuellen Neigungen wohl bereits bekannt waren. Im «Stanser Pädophilenprozess» von 1902 wurde Federer wegen einer angeblichen homosexuellen Handlung verurteilt und verlor seine Reputation und seine Arbeitsstelle. In zweiter Instanz wurde er jedoch vom Obergericht freigesprochen. Dennoch blieb sein Ruf geschädigt und er verdiente sich einen sehr bescheidenen Lebensunterhalt mit gelegentlichen journalistischen Beiträgen.
1909 gewann er einen Novellenwettbewerb in Deutschland und wurde auf einen Schlag berühmt und konnte von nun an von der Arbeit als Schriftsteller leben. Zu seinen bedeutenderen Werken gehören unter anderen Das Mätteliseppi (1916), Am Fenster (1927), Jungfer Therese (1913) sowie Papst und Kaiser im Dorf (1924).


Dr. phil., Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Schweizerischen Literaturarchiv. Diverse Vorträge und Publikationen zur Schweizer Literatur, unter anderem zu Erika Burkart, Heinrich Federer, Hugo Loetscher, Gerhard Meier, Otto F. Walter.


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Herausgeber/in der Reihe

Inhalt

Teil 1: Bekanntes und unbekanntes Tessin Im schönen Tessin
Aus dem unbekannten Tessin
Was ist dem Deutschschweizer das Tessin?

Teil 2: Mit dem biglietto circolare von Mailand nach Rom Wo liegt Italien?
[Ankunft]
Mailand
Durch die Inselstadt
Der Verwandlungskünstler
Die Fremden in Italien
Allerlei aus der Vogelperspektive
La Padrona
Der Ausblick von Fiesole
Villa Böcklin
Ein Schweizerjodel in Florenz
Unvergeßliches aus Italien
Im Hause einer Heiligen
Die Torheit der Italienfahrer
Das entnüchternde Rom
Römisches Daheimgefühl
Abschied

Teil 3: Umbrien, das «wahre» Italien Perugia
Perugino und seine Umbrier
Raffael und Perugia
In Franzens Poetenstube
Wasserspiele von Terni
Orvieto
Über den umbrischen Tiber
In den Bergnestern
In und um Assisi
Auf unvergeßlichen Pfaden
Das letzte Stündlein des Papstes
Der Krüppel von Orvieto
Der Wilderer Augusto Sarti
Was der Hausierer Marcote erzählt

Anhang Stellenkommentar
Editorische Notiz
Abbildungsverzeichnis
Nachwort
Dank
Zeittafel
Personenregister
Ortsregister


Pressestimmen

«Das Buch bestich neben den Texten von Federer mit einem umfangreichen Anhang, der Stellenkommentar, Editorische Notiz, Abbildungsverzeichnis, Nachwort, Zeittafel, Personenregister und Ortsregister umfasst. Für Italienliebhaber und Literaturinteressierte ist dieser Band eine wertvolle Entdeckung!»
Bücherrundschau Buch- und Kunstverlag Herbert Pardatscher-Bestle