Männlichkeit aus dem Äther

Geschlechterkonstruktion in einer Unterhaltungssendung für Männer von Schweizer Radio Beromünster, 1945–1948

Populäre Literaturen und Medien, Band 7
Broschur
2013. 328 Seiten
ISBN 978-3-0340-1203-4
CHF 58.00 / EUR 47.50 
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Die Frauenstunden von Radio Beromünster sind ein Begriff. Aber dass im Deutschschweizer Radio 1945–1948 mit dem «Männermagazin» eine spezielle Sendung für Männer zu hören war, ist in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, ist diese Sendereihe doch ein überraschendes Zeitdokument und gleichzeitig Spiegel der Geschlechterordnung. Die Männersendung hielt thematische Vielfalt bereit: Technik, Gesundheitspolitik und Kriegsabenteuer wurden besprochen, aber auch private und berufliche Beziehungsprobleme erheiternd in Szene gesetzt. Warum startete Radio Beromünster kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Männersendung und setzte sie nach nur vier Jahren wieder ab? Warum konnte sich das «Männermagazin» nicht durchsetzen, während die Sendegefässe für die Frauen über viele Jahrzehnte erfolgreich waren? Wie wurde Geschlecht konstruiert?
In ihrer Analyse verbindet die Autorin geschlechter- und medientheoretische Ansätze und stellt den Bezug zur Schweiz der 1940er Jahre her. Sie macht mannigfaltige, teils verblüffende Formen von Geschlechter- und speziell Männlichkeitskonstruktion sichtbar. Das «Männermagazin» nahm Geschlechterdiskurse auf, reproduzierte und variierte sie und bot plausible und integrierende, aber auch widersprüchliche und disparate Ressourcen für die männliche Identitäts­bildung. Das Buch ist ein innovativer Beitrag zur Programm­geschichte des Schweizer Radios und zur Geschlechter­geschichte des 20. Jahrhunderts.

Inhalt

Programmmoderation

Das Programm im Einzelnen
Radiosendungen als Quellen
Forschungsstand
Fragestellung
Radio – Identität – Geschlecht: eine theoretische und methodologische Situierung
Radio
- Unterhaltung
Identität
Geschlecht
- Performativer Akt und hegemonialer Diskurs
- Doing Gender
- Männlichkeit
- Theoretische Situierung und methodologische Umsetzung
Der historische Kontext
- Der Weg zum Massenmedium
- Politik in der Schweiz am Ende des Zweiten Weltkriegs
- Kultur
- Die vorherrschende Geschlechterordnung um 1945

«Die Stunde für ihn»

Radiohören
Struktur und Inhalt des «Männermagazins»
- 1945: erste Versuche einer Männerstunde
- 1947: Hörspiele aus der Redaktionsstube
- 1948: der Conférencier
«Männermagazin» in der Nachfolge der Soldatensendungen?

Die Beiträge des «Männermagazins»

«Was die Technik Neues bringt»
«Das Abenteuer von Bir Hakim»
Die Einrichtung des staatlichen Gesundheitsdienstes in Grossbritannien

Die Hörspiele aus der Redaktionsstube

«Ja? Hier ‹Männermagazin› […] Sie wünschen?»
«Das Primat der männlichen Intelligenz»
Eine Eheberatung umrahmt von Opernklängen
Ein Chef wird zudringlich
Ein Hörer meldet sich zu Wort

Weiblichkeit aus dem Äther: erfolgreich von Frauen für Frauen

Frauenstunden aus drei Redaktionen
- Studio Basel: «Notiers und probiers» – Beiträge zur Normerfüllung
- Studio Zürich: beraten, (be)lehren und beistehen
- Studio Bern: «Wir Frauen in unserer Zeit» – Engagement von Frauen für Frauen

«Männer! Hört und merkt sogleich»: das Radioprogramm war ‹nur› für euch

Der Mann als Norm, die Frau als das Andere
Kein Erfolg für das «Männermagazin»: Versuch einer Erklärung

Schlussmoderation

Die Analysearchitektur
Diskussion und Erkenntnisgewinn
Hätte der originelle Versuch dennoch klappen können?
Ausblick


Die Schriftenreihe umfasst wissenschaftliche Beiträge zu unterhaltenden und informierenden Angeboten in gedruckter wie audiovisueller Form. Den Schwerpunkt bilden Untersuchungen, die an der Abteilung Populäre Kulturen des Instituts für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft ISEK der Universität Zürich entstanden sind.