Als im Sommer 1899 das neue Postgebäude am Bahnhofplatz den Betrieb aufnahm, erhielt Winterthur mehr als nur einen zweckmässigen Bau. Zusammen mit dem neuen Bahnhof bildete dieses das monumentale Eingangsportal zur Stadt, aber auch das Verbindungsglied zur weiten Welt. Eisenbahn und Postverkehr stehen gleichermassen für den Siegeszug der Moderne.
Als die Post den Neubau bezog, konnte die Eulachstadt auf turbulente Jahrzehnte zurückblicken. Wie zu keiner Zeit vor- oder nachher erlebte Winterthur im 19. Jahrhundert einen tiefgreifenden Wandel. Aus einem beschaulichen Landstädtchen wurde eine Industriestadt, aus einem mauerbewehrten Ort eine weit in die Landschaft ausgreifende Grossstadt, aus einem verträumten Regionalmarkt ein Ort mit weltweiten Verknüpfungen. Zu diesem Wandel haben Handelshäuser beigetragen, später folgten Textilfabriken, ehe dann die Maschinenindustrie Winterthur als «Stadt der Arbeit» bekannt machte.
Der Schritt in die Moderne ist ein Sprung ins Informations- und Kommunikationszeitalter. Handelsfirmen und Industriebetriebe waren gleichermassen auf postalische Kanäle angewiesen, um ihre rasch wachsenden Geschäfte tätigen zu können. Das 19. Jahrhundert ist deshalb auch die grosse Zeit der Post. Briefmarken und ein geregelter Briefverkehr, aber auch Telegrafen und Telefone stehen für Neuerungen, die heute alltäglich erscheinen, damals aber ungeahnte Möglichkeiten eröffneten.
Das 125-Jahr-Jubiläum des Philatelistenclubs Winterthur bietet jetzt die Gelegenheit zu einer reich bebilderten Rückschau auf die Post- und Wirtschaftsgeschichte von Winterthur. Vorgestellt werden nicht nur einzelne Handelshäuser und Firmen, sondern auch das Postwesen und Philatelie in breitesten Sinn, die alle einen überraschenden und spannenden Einblick in ein wenig bekanntes Kapitel der Winterthurer Geschichte vermitteln.
Mit Beiträgen von Alfred Bachmann, Christof Dejung, Markus Jedele-Schudel, Dieter Kläy, Peter Niederhäuser, Hermann Weigold, Urs Widmer