Welche Farben, Formen und Materialien sind für eine zeitgemässe Gestaltung der Bedarfsgüter und der Umwelt die geeignetsten und schönsten? Der 1913 in Zürich von Personen aus Architektur, Formgebung, Kunst, Gewerbe und Industrie gegründete Schweizerische Werkbund (SWB) war hierzulande während Jahrzehnten eine einflussreiche Instanz, die mit zahlreichen Aktionen ein breites Publikum zum «guten Geschmack» hinführen wollte. Gut war er dann, wenn er dem Sachlichen und Zweckmässigen den Vorzug gab. Le Corbusier fasste die Botschaft dieser damals sich formierenden Gestalterelite so zusammen: «Kauft praktische, nicht dekorative Möbel und seht euch in den alten Schlössern [wie etwa demjenigen in Versailles] den schlechten Geschmack der grossen Könige an». Dieses Buch zeichnet die Aktivitäten des SWB in seinen ersten fünf Jahrzehnten nach und erklärt, weshalb dessen Ideal einer zeitlos «guten Form» um 1960, das heisst in der Konsumeuphorie zur Zeit des «Wirtschaftswunders», verblasste. Der SWB nahm von 1913 bis 1968 rund 1700 Personen und Firmen auf. Das Mitgliederverzeichnis im Anhang dieser Publikation porträtiert 900 davon. 274 Abbildungen dokumentieren den Wandel des «guten» Geschmacks auch bildlich.
I. Geschmackselite SWB 1913–1968
Gründung und Ziele des SWB
Kunstgewerbeschulen und SWB – eine Symbiose
Fünf geschmacksbildende Grossaktionen des SWB
1. Die veredelte Form (kunstgewerbliche Ästhetik)
2. Die ornamentlose Form (elitäre Ingenieurästhetik)
3. Die revitalisierte Form (mehrheitsfähige Ästhetik)
Randbemerkung zum Verhältnis zwischen Kunst und Werkbund
4. «Die gute Form» (normative Warenästhetik)
Randbemerkung zur Form als Erzieherin der Gesellschaft
5. Die umweltfreundliche Form (und die pluralistische Ästhetik)
Geschmackssache? Ansichten aus dem SWB
Einfachheit und Echtheit statt Kitsch und Stilnachahmung
Geschmack und soziale Schicht
Zwischen moderner Gleichförmigkeit und postmoderner Vielfalt
Die Geschmackselite in kämpferischer Hinsicht
Geschmacksbildender Rundweg
Land der «Schönheitsgelehrten» – eine Werkbund-Geographie
Zürich, Winterthur, Wattwil, Basel, Bern, Langenthal, Aarau, Luzern, Tessin
Mitglieder nach Berufen, Familienbanden, Geschlecht und Politik
II Mitgliederlexikon 1913–1968