Führer der extremen Rechten
Das schwierige Verhältnis der Nachkriegsgeschichtsschreibung zu «grossen Männern» der eigenen Vergangenheit
Broschur
2006. 200 Seiten
ISBN 978-3-0340-0761-0
CHF 38.00 / EUR 24.80 
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Bis zum heutigen Tag hat die österreichische Geschichtsschreibung keine Hitler-Biographie vorgelegt. Dass sich nicht nur österreichische, sondern auch Historiker und Historikerinnen anderer Länder schwer tun, die historische Rolle von «Führern» ihrer eigenen Vergangenheit aufzuarbeiten, ist Gegenstand des vorliegenden Sammelbands. Im Zentrum steht damit ein Problem, das die bisherige Geschichtsschreibung der Nachkriegszeit erstaunlicherweise vernachlässigt hat. Gemeint ist die Frage, welche nationalspezifischen Züge die Geschichtsschreibung der Nachkriegszeit aufweist, wenn sie sich mit Figuren beschäftigt, die sich in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts als Führer ihrer Völker oder Bewegungen verstanden. Hierbei geht es um eine doppelte Perspektive: einerseits um das Problem, ob und inwiefern prominente Vertreter des Faschismus bzw. Nationalsozialismus als historisch gross beurteilt werden können, andererseits um die Frage, wie Historiker und Historikerinnen dabei mit der Geschichte ihres eigenen Landes umgehen. Ausgehend von einem einleitenden Aufsatz von Lutz Niethammer zu den grundsätzlichen Problemen heutiger Biographik im internationalen Vergleich, wird das schwierige Verhältnis der deutschen, italienischen und französischen Geschichtsschreibung zu den historischen Hauptfiguren Adolf Hitler, Benito Mussolini und Henri Philippe Pétain sowie der britischen, niederländischen und norwegischen Geschichtsschreibung zu den historischen Nebenfiguren Sir Oswald Mosley, Anton A. Mussert und Vidkun Quisling exemplarisch vorgestellt. Den Beiträgen liegt ein gleiches Fragemuster zugrunde, so dass eine vergleichende Lektüre der Beiträge erleichtert wird.

Inhalt
Lutz Niethammer: Probleme heutiger Biographik im internationalen Vergleich
Georg Christoph Berger Waldenegg: Ein ungeliebter Mitbürger. Hitler im Urteil der österreichischen Historiographie
Pia Nordblom: Alles nur Faschismusideologie? Vom Wert der DDR-Geschichtsschreibung zur Hitlerbiographie
Gloria Sanz-Lafuente: Vergangenheitsbewältigung? Franco und die neuere spanische Forschung
Tim B. Müller: Starker Mann, schwacher Mann? Hitler im Urteil der deutschen Historiographie
Lutz Klinkhammer: Der «Duce» und der Schatten Hitlers: Mussolini im Urteil der italienischen Historiographie
Clemens Zimmermann: Das Bild der Übermenschen. Visuelle Strategien im Faschismus
Christoph Strupp: Adriaan Mussert und die unliebsame Rechte in der niederländischen Historiographie
Ralph Tuchtenhagen: Das Gespenst der Kollaboration. Norwegen und die politische Rechte
Jörn Leonhard: Der Weg von der nationalen Mythisierung zur selbstkritischen Vergangenheitsbewältigung. Das Bild Pétains im Wandel der politisch-historischen Kultur Frankreichs seit 1945
Sandra Schiller: Grossbritanniens Beziehungen zu Kontinentaleuropa. Mosley als Führer der extremen Rechten
Wolfgang Schieder: Die Historiographie der Führerpersönlichkeit. Ein europäischer Vergleich


Artikel
  • Führer der extremen Rechten? «Grosse Männer» im national-historiographischen Urteil nach 1945
  • Probleme heutiger Biographik im internationalen Vergleich
  • Alles nur Faschismus-Ideologie? Der Beitrag der DDR-Historiographie zu einer Hitlerbiographie
  • «Ja, ja, die Österreicher und der Herr Hitler»: Hitler im Urteil der österreichischen Historiographie
  • Der «Duce» im Schatten Hitler? Mussolini im Lichte der italienischen Historiographie
  • Mythisierung und Mnesie: Das Bild Philippe Pétains im Wandel der politisch-historischen Kultur Frankreichs seit 1945
  • Amoralischer Opportunist oder tragischer Antiheld? Sir Oswald Mosley und der britische Faschismus im Spiegel der Geschichtsschreibung
  • Der verachtete Führer: Anton Adriaan Mussert und die unliebsame Rechte in der niederländischen Historiographie
  • Quisling: Ein norwegisches Mysterienspiel