Der «11. September» und alles, wofür er steht, hat eine Vielzahl von Gewissheiten erschüttert und die Frage, mit welchen Kategorien wir auf die Welt blicken wollen, verschärft. In diesem Zusammenhang sind eine Reihe von Deutungsmustern im Gespräch, angefangen von Präsident Bushs Schlagwort einer «Achse des Bösen», über S. Huntingtons wieder aktualisierte Theorie vom «Clash of Civilizations» bis hin zur Vorstellung, dass es sich um die langen Schatten der Globalisierung handelt. Viele dieser im Ansatz universalhistorischen Deutungen verdunkeln, was sie zu erhellen vorgeben.
Urs W. Schoettli: Die USA und «die Achse des Bösen»
Wiederholt die USA als Hegemon des 21. Jahrhunderts die Fehler früherer Hegemonialmächte, was ihnen selbst und der Welt viel Schaden und Leiden bescheren würde, oder vermeiden sie die «imperiale Falle» dank ihrer einzigartigen politischen Konstitution, wie es die Protagonisten einer von den USA dominierten Weltordnung wahrhaben wollen?
Erich Gysling: «Weltliche Regime» in Nahost und der islamische Fundamentalismus
Islamische Fundamentalisten forderten zu Beginn der 80er Jahre das syrische Regime heraus, wurden aber von Assads Militär blutig unterdrückt. Der ägyptische Präsident Sadat wurde ermordet, weil er, so die Überzeugung der Extremisten, den Islam verraten habe. Was wollen die Fundamentalisten eigentlich?
Verena Tobler Linder: Die kulturelle Dominanz des Westens und der «Kampf der Kulturen»
Samuel Huntington, Autor des Buchs «Clash of Civilizations», sah die Zukunft durch den Zusammenprall von Kulturen bedroht, weil er diese nicht nur als unterschiedlich, sondern als letztlich unvereinbar erachtet hat. Einwände gegen seine Theorie wurden zwar vorgebracht, doch erlebte seine Idee seit dem 11. September 2001 eine Renaissance. Am Beispiel von Saudi Arabien und der Taliban in Afghanistan wird aufgezeigt, wo und wie seit das Konzept «eines Kampfes der Kulturen» versagen muss.
Albert A. Stahel: Die Globalisierung und «die Verdammten dieser Erde»
Die Globalisierung soll gemäss der Bush-Administration der Verbreitung der Demokratie dienen. Zu den gewählten Mitteln gehören Kriege gegen Staaten, die eine Zentralwirtschaft betreiben. Das Ergebnis ist bekannt. Die Afghanen und Irakis - und die Opfer weiterer ähnlicher Kriege - gehören nun endgültig dem Armenhaus dieser Erde an.
Dieter Ruloff: Das Gewaltmonopol des Staates und «die postklassischen Kriege»
In sogenannten «failed States» wie Afghanistan oder Liberia haben irreguläre Gruppierungen protostaatliche Gruppierungen aufgebaut und führen miteinander und gegen auswärtige Feinde Krieg. Das Gewaltmonopol des Staates funktioniert nicht mehr. Handelt es sich hier um ein neues Phänomen?