Textauszug Salomon Weill war ein ruhiger, besonnener, eher wortkarger Mann, seine Frau Dina eine kleine quirlige, willensstarke Person - sie war als «Dinele» bekannt. Das junge Paar lebte streng nach den Regeln der jüdischen Religion, so wie auch die anderen jüdischen Einwohner von Wingersheim.
Man traf sich regelmässig an Schabbes und «Jontef» (Jom Tov = Feiertag), manchmal auch Werktags, in der kleinen Synagoge, welche nur etwa fünfzig Gläubige fasste. Es hatte deutlich mehr Männer- als Frauenplätze, denn für Frauen gelten die strengen Gebetszeiten nicht. Diese blieben denn während des Gottesdienstes in der Regel zu Hause, kümmerten sich um die Kinder und bereiteten das Mittagessen vor, was insbesondere an Feiertagen, an welchen im Unterschied zum Schabbat Kochen erlaubt ist, recht arbeitsintensiv war. Nur an wenigen, speziellen Tagen ist es auch für Frauen Pflicht, in der Synagoge anwesend zu sein - z.B. sollen sie an Rosch Haschana (Neujahr) das Schofar (Widderhorn) hören. Während die Männer an diesem Festtag den g