Aedermannsdorf
Bevölkerung, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur im 19. Jahrhundert
Gebunden
2003. 772 Seiten, 37 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-0579-1
CHF 88.00 / EUR 59.90 
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Diese breit angelegte Monographie über eine 500-Seelen-Gemeinde im solothurnischen Bezirk Thal stellt sich der methodischen Herausforderung, die komplexe wechselseitige Beziehung zwischen den Lebens-, Produktions- und Herrschaftsverhältnissen sowie den Erfahrungen und Verhaltensweisen der Betroffenen angemessen darzustellen.
Mit einer historisch-demographischen Untersuchung sowie einer Analyse der sozialen Schichtung und der wirtschaftlichen Entwicklung stehen vorerst strukturelle Themen im Vordergrund. In die anschliessende Untersuchung werden nicht nur die Organisation der Gemeindeverwaltung, inklusive Armenwesen, sondern auch die Netzwerke der Klientelen und der Verwandtschaft und vor allem die Haushalte mit einbezogen. Schliesslich wird auf die Wertmuster, Rituale und Normen eingegangen, die den Alltag im Dorf prägten. Es wird gezeigt, wie die Menschen die geschilderte soziale und wirtschaftliche Entwicklung erlebten und wie sie darauf reagierten; analysiert wird auch die Rolle der katholischen Kirche und der Schule als Sozialisationsinstanzen. Die überschaubare lokale Einheit wird somit zum einen mit der Auswertung von seriellen Quellen und mit Hilfe prosopographischer Verfahren analysiert, zum anderen werden kulturelle Bedeutungen und Möglichkeiten rekonstruiert.
Dem Selbstverständnis der mikrogeschichtlichen Forschung entsprechend ist nicht der Untersuchungsgegenstand klein, sondern der Beobachtungsmassstab wird verkleinert. Die Untersuchung fördert denn auch eine Fülle überraschender Detailerkenntnisse zutage. Auf der anderen Seite zeigt sich gerade beim Generalthema der Geschichte Aedermannsdorfs im 19. Jahrhundert, der Verarmung eines grossen Teils der Bevölkerung, dass diese agrarische Gemeinde kein in sich geschlossener, autonomer Mikrokosmos war. Die lokalen Auswirkungen der ökonomischen Krisen hingen aber davon ab, in welcher Weise die Gemeindebehörden, insbesondere im Armenwesen, und die einzelnen Mitglieder der Dorfgemeinschaft auf diese Herausforderung reagierten.
Mit dieser Verbindung von quantitativer und qualitativer Betrachtung weist die Studie über den Einzelfall hinaus, sie tritt in Bezug zur Makrogeschichte und erweitert unsere Vorstellung von den Möglichkeiten und Handlungsspielräumen der Menschen im 19. Jahrhundert.

Albert Vogt, Dr. phil., Historiker, befasst sich mit sozialgeschichtlichen Themen aus dem Kanton Solothurn. Gegenwärtig arbeitet er an einem Forschungsprojekt zur Biographie des Peter Binz. info@albertvogt.ch.


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