INHALT / TABLE DES MATIÈRES
SCHWERPUNKT / DOSSIER THÉMATIQUE
Bilder des Anderen 7
Images de l'autre 14
Beatrice Schumacher, Thomas Späth
Der Fall des Thrasea Paetus. Die Ausgrenzung des Nichtangepassten
und das Andere des senatorischen Habitus
Dirk Barghop 21
Résumé 32
Les Jésuites et le commerce d'esclaves entre le Brésil et l'Angola
à la fin du XVIe siècle. Contribution à un débat
Carlos Alberto Zeron 34
Zusammenfassung 50
La construction discursive de l'altérité. Effets linguistiques
Lorenza Mondada 51
Zusammenfassung 61
Projektionen
Thomas Meier, Rolf Wolfensberger 64
Die nichtjüdische Welt in den Augen der jüdischen Minderheit.
Lodzer Juden und Jüdinnen erinnern sich
Daniel Gerson 77
Résumé 90
Bilder des Andern - Das Andere der Bilder.
Literatur und Theorie anhand Wolfgang Koeppens «Der Tod in Rom»
Martin Luchsinger 91
Résumé 103
«Wives in the Avocados, Babies in the Tomatos».
Eine Migros-Delegation auf Reisen in den amerikanischen Supermärkten
Sibylle Brändli 104
Résumé 117
DEBATTE / DÉBAT
Jüdische Geschichte in der Schweiz / Histoire juive en Suisse 118
Wie man zum «Fremden» erklärt wird. Fremd- und Selbstbildnis
der Juden in der neueren Schweizer Historiographie
Robert Uri Kaufmann 120
Zwischen Vertrautheit und Fremdheit. Mehrheit und jüdische
Minderheit in der Schweiz des 19. und 20. Jahrhunderts
Mario König, Martin Leuenberger 129
Der Jude wird weibisch - und wo bleibt die Jüdin? Jewish Studies -
Gender Studies - Body History
Monica Rüthers 136
DOKUMENT / DOCUMENT
«Furchen und Runzeln wegschaffen». Die Fahndungsphotographie
einer nichtsesshaften Frau als historische Quelle
Thomas Meier, Rolf Wolfensberger 147
BESPRECHUNGEN / COMPTES RENDUS
Literatur zum Thema / Comptes rendus thématiques 156
Allgemeine Besprechungen / Comptes rendus généraux 176
AGENDA
Rückspiegel / Échos 195
Aktuell / À noter 203
Call for papers 207
Autorinnen und Autoren / Les AuteurEs 210
Heftschwerpunkte / Thèmes 213
BILDER DES ANDEREN
April 1995, Oklahoma City, USA: eine Autobombe explodiert vor den Räumlichkeiten des nationalen Büros für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen. Hunderte von Verletzten und Toten sind die verheerenden Folgen des Attentats. Über alle Fernsehschirme flimmern die Bilder der Zerstörung, und in allen Medien gilt der Terrorismus aus dem Nahen Osten als Urheber. Wenige Tage später wird deutlich, dass die Bombe nicht von Fremden gelegt wurde, sondern von amerikanischen Bürgern.
Spätsommer 1995, Frankreich: Bombenattentate in Paris und Lyon versetzen das Land in Angst. Algerische Fundamentalisten sollen dafür verantwortlich sein. Im September werden Name und Bild eines Verdächtigen herumgeboten: Khaled Kelkal, ein in der Banlieue von Lyon aufgewachsener «beur». Die Verfolgungsjagd der Polizei wird medial in Szene gesetzt, die fernsehschauende Nation ist quasi life dabei. Kelkal wird durch Schüsse aus Polizeiwaffen getötet, bevor der gerichtliche Nachweis seiner Veranwortung für eines der Attentate erbracht ist. Der Innenminister zeigt sich befriedigt, einen Leistungsausweis seiner Sicherheitskräfte vorlegen zu können. Die Attentatsserie geht jedoch nach der Erschiessung des jungen Mannes weiter.
Eine Bedrohung wird in Oklahoma und in Frankreich den Fremden zugeschrieben, dem ÐAnderenð, das nicht zur eigenen Gesellschaft gehört. Doch dieses externe Andere stellt sich als Teil des Eigenen, als internes Anderes heraus. In Oklahoma treten an die Stelle eines stereotypen Feindbilds amerikanische Bürger, die ihr «Recht» auf Waffentragen «verteidigen» wollen. In Frankreich rückt die tragische Geschichte des Khaled Kelkal, Sohn von ImmigrantInnen aus ehemaligem Kolonialgebiet, aufgewachsen in einer der französischen Vorstädte, sozial und wirtschaftlich unterprivilegiert, ein Problem der eigenen Gesellschaft in den Blick: Frankreichs Ausgrenzung seiner maghrebinischen Bevölkerung, die Ausgrenzung seiner eigenen Vergangenheit.
Das ÐAndereð: ein Wort mit unzähligen Facetten. Seine Verwendung in verschiedensten Kontexten hat zu einer Bedeutungsvielfalt geführt, die den Begriff eines feststehenden Gehalts beraubt. Der Begriff ist deshalb nicht mehr als Begriff verwendbar, sondern ist Herausforderung: Er verlangt, immer wieder neu definiert zu werden. Als Frage ist Ðdas Andereð auch für die historische Arbeit produktiv.
Das vorliegende Heft «Bilder des Anderen» reiht sich nicht in eine Perspektive ein, welche das Andere in der «Kulturbegegnung», der Konfrontation unterschiedlicher Kulturen sucht. Diese Perspektive entwickelte die Ethnologie seit ihren widersprüchlichen Anfängen im Kolonialismus als ihren eigentlichen Forschungsgegenstand; die Geschichtsforschung nahm diese Fragestellung - insbesondere in den Forschungen über die «Entdeckung der Neuen Welt» - auf; neu aufflammende Rassismen und ethnozentrische Nationalismen haben in den letzten Jahren zu einer breiten Diskussion und zahlreichen Publikationen zu den Fragen von Ausgrenzung, Assimilation und Identität geführt, an denen sich alle Humanwissenschaften beteiligen.1 Im Unterschied zu diesen Ansätzen will die vorliegende Nummer von traverse die Konstruktion der Differenzen zum Thema machen. Die Beiträge stellen die Frage nach der Konstruktion des Anderen auf zwei Ebenen: Sie thematisieren das Andere erstens als Objekt der historischen Forschung, als einen Begriff, den jede Gesellschaft unterschiedlich ausfüllt. Die Beiträge stellen zweitens die Frage nach dem Anderen auf der Ebene der Herangehensweisen, welche die Begegnung mit dem Anderen in ein methodologisches Postulat umsetzen.
Als Objekt historischer Forschung greifen die sechs Beiträge das Andere auf, indem sie die Frage stellen, was von der Gesellschaft einer bestimmten Epoche als fremd, anders betrachtet wurde und auf welche Weise sie an dieses Andere heranging: Individuen, gesellschaftliche Gruppen und ganze Gesellschaften definieren das Andere sowohl als Nicht-Zugehörigkeit, als externes Anderes, wie auch im Rahmen der Zugehörigkeit als ein Anderes in sich selbst. Tzvetan Todorov zeigt in seiner Untersuchung der Eroberung Amerikas2 , wie das ferne Fremde den Vergleich mit dem Fremden der eigenen Gesellschaft herausforderte: Religiöse und politische Praktiken der Azteken wurden über das Instrument der Erklärungsmuster, die auf die spanischen Vorstellungen von Juden, von Frauen, von griechisch-römischen Mythen zurückgriffen, fassbar gemacht. Todorov weist zugleich auf die métissage hin, auf die Integration des Anderen in die eigenen Praktiken, die er in seiner neusten Publikation, dem Entwurf einer «allgemeinen Anthropologie»,3 zu einer generellen Bedingung menschlichen Lebens ausformuliert: «Die andern sind nicht nur von Beginn an um uns herum: von der frühesten Kindheit an interiorisieren wir sie, und ihre Bilder beginnen, Teil von uns selbst zu sein». Als Ergebnis dieses Prozesses hält er fest: «Das Selbst ist das Produkt der anderen, welche es seinerseits produziert».4
Die verallgemeinernde Aussage über das Andere als Bedingung menschlichen Lebens kommt einher wie die Beschreibung einer friedlichen, wechselseitigen Durchdringung von Verhaltensweisen, Sprechgewohnheiten, Denk- und Handlungsformen, welche eine gesellschaftliche Gruppe einer bestimmten Epoche (und die Individuen, woraus sie sich zusammensetzt) prägten. Doch das Andere als Objekt historischer Forschung stellt sich kaum je dar als Prozess in einem machtfreien Raum. Gerade die Eroberung Amerikas, Ausgangspunkt von Todorovs Überlegungen zur «Frage des Anderen», bringt Stephen Greenblatt zur (als Literaturwissenschaftler widerwillig gestellten) Frage, ob nicht «Worte als blosser Deckmantel für Taten und deren physische Folgen» zu betrachten sind, ob nicht Diskursanalysen reine Gespinste sind im Vergleich zur «Bedeutung des Jahres 1492 und seinen furchtbaren Folgen [...]: Schwerter und Kugeln dringen in nacktes Fleisch ein, Bakterien und Viren raffen Körper mit fehlenden Abwehrkräften dahin.» Und dennoch: auch wenn Greenblatt zugesteht, dass «Mikroben jenseits des Renaissancediskurses» liegen und anerkennt, dass Diskurs allein nicht ein Ereignis erkläre, so weist er doch zurecht darauf hin, dass «der Besitz von Waffen und die Entschlossenheit, sie gegen wehrlose Menschen einzusetzen, [...] eine kulturelle Angelegenheit sind, die aufs engste mit dem Diskurs verknüpft ist: mit den Geschichten, die eine Kultur sich selbst erzählt, mit ihren Vorstellungen über die Grenzen von Personen und deren Verantwortlichkeit, mit ihrem kollektiven Regelsystem».5
Greenblatts Überlegungen führen uns zur zweiten Ebene unserer Frage nach dem Anderen: Nicht nur als Objekt ihrer Forschungsarbeit tritt das Andere HistorikerInnen gegenüber, es bestimmt auch die historische Arbeit als solche. Denn haben wir nicht das Aufsuchen, das Befragen, das Interpretieren, das Erzählen des Anderen - der Vergangenheit - zu unserem Beruf gemacht? Herodot reiste zu fremden Völkern und Städten, um Verhaltensweisen, Regierungsformen, religiöse Praktiken zu beobachten, oder er liess sich erzählen, immer auf der Suche nach der Anekdote (im eigentlichen Wortsinn: nach dem noch nicht Heraus- und Preisgegebenen). Das Erkunden in der unablässigen Erweiterung seines Gesichtskreises machte dieser von Cicero einigermassen willkürlich zum «Vater der Geschichte» erklärte Reisende zu seiner Aufgabe, allerdings keineswegs ziellos: sein erzählerisches Ziel war der Krieg zwischen den griechischen Stadtstaaten und dem Reich der Persischen Grosskönige. Nicht Herodots Text allerdings wurde zum Erzählmodell für die Geschichtsschreibung über Jahrtausende, Modell war vielmehr das Aufzeichnen des Bekannten, des Handelns von Politikern und Heerführern, woraus sich ein Inventar von exempla als Handlungsanleitung für die Aktualität der jeweiligen Gegenwart gewinnen liess. Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts öffnete sich die Historiographie dem Anderen der Mentalitäten, dem Anderen fremder Kulturen, dem Anderen der Arbeit, des Alltags, der Geschlechterrollen in der eigenen Kultur, anderen Akteuren als den Machtausübenden.
Heute kann die Arbeit des Historikers und der Historikerin definiert werden weniger als eine Rekonstruktion von Vergangenheit, welche die Erarbeitung einer identifikatorischen Kontinuität zum Ziel hat, denn vielmehr als eine genaue Lektüre des Textes einer Vergangenheit, deren Andersartigkeit vorausgesetzt wird. Historisches Arbeiten meint dann die Deutung der Texte der schriftlichen oder mündlichen, sprachlichen oder archäologisch-materiellen «Quellen», der Bilder, der Zahlen und Statistiken, worin wir Menschen und Gesellschaften vor 2000 oder vor 20 Jahren zu fassen suchen, die sich von unseren Diskurssystemen unterscheiden. Wir greifen dabei zwangsläufig auf Interpretationsmuster und Kriterien zurück, die uns vertraut sind: Unsere Aufgabe ist nicht das Reproduzieren von nicht verstehbar Anderem, sondern das Erklären. Erklären ist ein Übersetzen des Fremden in die Denkweisen der eigenen Vorstellungen. Historisches Arbeiten steht damit vor dem Dilemma, das Greenblatts Buch den Titel gibt: Wunderbare Besitztümer. Denn die Texte unserer «Quellen» sind zwar wunder-bar, sie bringen uns zum Staunen. Doch das Sich-Wundern kann nicht zum Besitztum unseres Wissens und unserer Wissenschaft gemacht werden: Besitz und Staunen schliessen sich aus. Die folgenden Beiträge suchen einen Weg, der von diesem Dilemma wegführt: sie nehmen das erste Wort des Titels, der über diesem Themenschwerpunkt steht, ernst, sie beschreiben Bilder des Anderen. Bilder des Anderen lassen sich nicht in die Einzahl setzen: Es gibt nicht das Bild des Anderen, das Andere lässt sich nur in einer Vielfalt von Bildern fassen, und der Anspruch des historischen Arbeitens kann nicht sein, diese Vielfalt auszuschöpfen. Die historische Konstruktion kann nur einige Aspekte, einige Bilder herausgreifen, die unter sich in einem komplexen wechselseitigen Verhältnis stehen, sich gegenseitig beeinflussen, zurückdrängen, verstärken. Auf diese Weise entgehen wir der Gefahr des imperialistischen Anspruchs, das Andere in seiner Pluralität zu reduzieren auf das Eine unseres Besitzes: Historisches Arbeiten kann nie das Produkt eines Abbildes der Vergangenheit, kann nie ein ein-deutiges und damit fixierend-festlegendes Bildes des Anderen zum Ergebnis haben.
Geschichtsforschung stellt immer ihre aktuellen Fragen an ihr Forschungsobjekt, an die Vergangenheit und ihre fremden Welten, anderen Lebensweisen. Die Frage nach dem Anderen möchten wir historisch aufgreifen, um Denkmöglichkeiten zu erkunden. Die sechs Beiträge untersuchen - von der Antike bis in die Gegenwart - Ausgrenzung und Konfrontation mit Anderem, Beziehungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden. Sie stellen damit den vermeintlichen Selbstverständlichkeiten der Gegenwart eine komplexe Vielfalt entgegen.
Dirk Barghop beleuchtet in seinem Beitrag die Geschichte eines Senators im Rom der frühen Kaiserzeit (1. Jahrhundert u. Z.), der gezwungen wird, seinem Leben ein Ende zu setzen. Die Suche nach Erklärungen dieses Todes führt zur Frage nach dem Anderen im senatorischen Habitus: der Suizid wird zum Endpunkt einer Geschichte der Ausgrenzung. Während Barghop die Konstruktion eines Bildes des Anderen analysiert, legt Carlos Zeron in seiner Untersuchung der jesuitischen Mission in Brasilien das Gewicht auf die sozio-ökonomischen Bedingungen, auf deren Hintergrund Bilder des Anderen entstehen. Ihren anfänglichen Widerstand gegen die Ausbeutung der indigenen Arbeitskraft müssen die Jesuiten sehr schnell aufgeben: nicht nur wird die brasilianische Bevölkerung zu Ansiedlung und Arbeitsleistung gezwungen, sondern die Mission kann sich wirtschaftlich nur dank zusätzlicher Arbeitskraft halten, welche sie sich mittels dem - bis heute verheimlichten - jesuitischen Sklavenhandel zwischen Brasilien und Angola beschafft. Zeron geht den Rechtfertigungen nach, die für diese Praxis gefunden werden mussten, und er zeigt, wie die Missionare vor Ort ihren Kritikern mit einem Bild der «zu Recht» in Unfreiheit lebenden Sklaven entgegentraten.
Das Bild als Übersetzungsleistung problematisiert die Linguistin Lorenza Mondada in ihrer Untersuchung von Reiseberichten aus dem 18. Jahrhundert: Sie diskutiert die Bedingungen, die uns die Sprache auferlegt, um Fremdes überhaupt zu fassen: Die Bedeutung sprachlicher Mittel für die Konstruktion von altérité wird in Mondadas Beitrag auch für HistorikerInnen klar: Das Andere existiert nicht als solches, sondern nur in den Bedeutungsstrukturen der eigenen Sprache und damit in Bildern.
Nicht nur verbale, auch visuelle Sprache dient der Darstellung des Anderen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann das schweizerische Justizdepartement die Photographie als polizeiliches Fahndungsinstrument einzusetzen. Die von Thomas Meier und Rolf Wolfensberger vorgestellte Photoserie gibt einen Einblick in den Prozess der Herausbildung einer Bildsprache, die vom Fahndungsbild nach dem Muster des bürgerlichen Porträts - dem Eigenen - hinführt zur Ausbildung des Bildtypus «en face et en profil», der zum klar abgegrenzten Abbild des Verbrechers - des Anderen - geworden ist.
Mit der Bevölkerungsgruppe, die das christliche Abendland während zwei Jahrtausenden gleichsam zum Idealtypus der ausgegrenzten Minderheit ausformte, mit der jüdischen Bevölkerung, beschäftigt sich der Beitrag von Daniel Gerson. Er stellt jedoch nicht die vielfach erforschte antijüdische Stereotypenbildung zur Diskussion, sondern sein Interesse gilt dem Blick der jüdischen Minderheit - konkret jener der polnischen Industriestadt Lodz in den dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts - auf die sie umgebende Mehrheit der nichtjüdischen - in diesem Fall polnischen und deutschen - Bevölkerung. Die doppelte Erscheinung des Anderen führte in der jüdischen Wahrnehmung zu Differenzierungen (unter anderem einer grossen Wertschätzung deutscher Kultur), welche die von Gerson heute darüber befragten Personen in ihren Erinnerungen an die dreissiger Jahre bewahrt haben - auch nach der Erfahrung des Holocaust.
Die Verheerungen des Nationalsozialismus und das schwierige, allzu schnell unter dem Vorzeichen des «Wiederaufbaus» harmonisierte Zusammenleben im Nachkriegsdeutschland hat der Schriftsteller Wolfgang Koeppen bereits Mitte der fünfziger Jahre in seinem Roman Tod in Rom einem analytischen Blick unterzogen. Der Literaturwissenschaftler Martin Luchsinger zeigt, wie dieser Text Deutsche in Rom zusammenführt, in deren Figuren der Krieg auf unterschiedlichste Weise präsent ist. Ungebrochene Verehrung des Nationalsozialismus neben radikalen Brüchen bestimmen die Identität der Hauptfiguren des Romans in ihrer Abgrenzung voneinander, und der Text legt damit eine Vielfalt von Bildern eines Anderen vor. Luchsinger analysiert die Ausgestaltung dieser Bilder mit theoretischen Ansätzen, welche Thesen Todorovs kritisch weiterführen zu Benjamins «Denkbild», das die komplexen Relationen unter den Romanbildern als dialektische Bilder erkennen lässt.
Die Nachkriegszeit bedeutete auch den Aufbruch ins Konsumzeitalter, einem scheinbar unaufhaltsamen, sich zunehmend beschleunigenden Prozess, der sich Amerika als grosses Vorbild auserkoren hatte. Sibylle Brändli hat sich mit textanalytischen Mitteln den Reisebericht einer Migros-Studiendelegation vorgenommen, die 1961 neue Distributionstechniken im amerikanischen Detailhandel erkundet. Sie zeigt, dass die Begegnung mit Amerika ein Prozess der Verführung ist, der Faszination und Abwehr zugleich: Der Blick auf das Andere ist ein von Beunruhigung, anxiety, geprägter Blick auf die eigene Zukunft. Von hier aus drängt sich eine Sicht von Amerikanisierung auf, die entgegen einer gängigen Metapher der Beschleunigung die kulturelle Arbeit in den Blick rückt, die der Übergang in die neue Welt der Waren erforderte.
Quer durch die Vielfalt der angesprochenen Themen und Zeiten zeigt sich, dass «das Andere» nicht in der Einzahl gefasst werden kann: ob an dieses Andere in fremden Welten und auf anderen Kontinenten oder in der eigenen Gesellschaft herangetreten wird, immer führen die Übersetzungs- und Interpretationsprozesse zu einer Pluralität von Bedeutungen des Anderen, und diese Bedeutungen sind nie fixierbar, sondern in ständiger Veränderung. Das Andere existiert deshalb nicht als solches, es existiert nur in konstruierten Bildern, die es nie auszuschöpfen vermögen. Diese Bilder werden auf der Basis des Eigenen geschaffen, das historisch bestimmt ist: Jede Gesellschaft befindet sich in einem konstanten Prozess, worin das Andere aufgrund ihres Selbstbildes bestimmt wird und dieses Selbstbild in bezug auf dieses Andere. Jede Gesellschaft definiert Eigenes zum Anderen und Anderes zum Eigenen - so kann es denn nie eine «reine» Identität, eine «reine» Kultur geben.
Beatrice Schumacher, Thomas Späth*
Anmerkungen
1 Beispielsweise waren die Angriffe auf Flüchtlinge in Hoyerswerda (Sachsen) 1991 direkter Auslöser für eine Tagung mit nachfolgender Publikation: Friedrich Balke et al. (Hg.), Schwierige Fremdheit. Über Integration und Ausgrenzung in Einwanderungsländern, Frankfurt a. M. 1993.
2 Tzvetan Todorov, La conquête de l'Amérique. La question de l'autre, Paris 1982 (deutsch: Frankfurt a. M. 1985); vgl. insbesondere Teil IV. «Connaître», 191-246.
3 Tzvetan Todorov, La vie commune. Essai d'anthropologie générale, Paris 1995.
4 Tzvetan Todorov, La vie commune, 144, 145 (unsere Übersetzung); für eine vertiefte Thematisierung dieser Frage in philosophischer und psychoanalytischer Perspektive auf historische Beispiele hin vgl. Julia Kristeva, Étrangers à nous-mêmes, Paris 1988.
5 Stephen Greenblatt, Wunderbare Besitztümer. Die Erfindung des Fremden: Reisende und Entdecker, Berlin 1994 (englische Erstausgabe: Marvelous Possessions, Oxford etc. 1991), 104. Für eine kritische Erörterung von Greenblatts Ansatz vgl. Jan R. Veenstra, «The New Historicism of Stephen Greenblatt: On Poetics of Culture and the Interpretation of Shakespeare», History and Theory, 34 (1995), 174-198.
* Wir danken herzlich Geneviève Heller für ihre zahlreichen Ermutigungen und ihre grosszügige Mitarbeit an diesem Themenschwerpunkt, der ohne ihre Mithilfe nicht in der vorliegenden Form erscheinen könnte. Unser grosser Dank geht ebenso an die AutorInnen für ihre Bereitschaft, im Frühjahr 1995 zu einem Kolloquium zum Thema dieses Schwerpunktes zusammenzukommen sowie für die ausserordentlich grosse Offenheit für Austausch, Kritik und Anregungen, welche unsere Zusammenarbeit prägten.
IMAGES DE L'AUTRE
Avril 1995, Oklahoma City, USA: une voiture piégée explose devant le bâtiment du bureau fédéral des alcools, tabacs et armes à feu. Des centaines de blessés et de morts sont le terrible bilan de l'attentat. Les images de la destruction passent sur tous les écrans de télévision et tous les médias accusent le terrorisme proche-oriental. Peu de jours après, on découvre que ceux qui ont posé la bombe ne sont pas des étrangers, mais des citoyens américains.
Été et automne 1995, France: l'explosion de bombes à Paris et à Lyon sème la peur. On attribue la responsabilité à des fondamentalistes algériens. En septembre, le nom et la photo d'un suspect sont mis en circulation: Khaled Kelkal, un beur qui a passé sa jeunesse dans une banlieue de Lyon. La poursuite policière est mise en scène par les médias, tous les spectateurs de télévision suivent presque en simultané la traque et sa conclusion. Kelkal est tué par les armes policières, avant que sa culpabilité ne soit prouvée par un tribunal. Le ministre de l'Intérieur exprime sa satisfaction d'avoir donné à la nation la preuve de l'efficacité de ses forces de sécurité. La série des attentats, cependant, continue après la mise à mort du jeune beur.
La menace se voit attribuée, en Oklahoma et en France, à l'étranger, à celui qui n'est pas intégré; or cet étranger, tout autre qu'il soit, se révèle être un autre de l'intérieur. En Oklahoma, des citoyens américains «défendant» leur «liberté» de porter des armes remplacent l'image stéréotypée de l'ennemi. En France, le destin tragique de Khaled Kelkal, fils d'immigrants de l'ancienne colonie, enfant des banlieues, défavorisé socialement et économiquement, met en pleine lumière un problème de la société française elle-même: l'exclusion dont la France rend victime ses habitants de l'Afrique du nord, l'exclusion de son propre passé.
L'autre: un mot aux innombrables facettes. Son actualisation dans les contextes les plus divers multiplie ses significations, et cette polysémie rend le terme flou. On ne peut utiliser le mot comme un concept: continuellement, il demande à être redéfini. Mais en tant que question, Ðl'autreð est stimulant également pour le travail des historiennes et des historiens.
Le numéro de traverse intitulé «images de l'autre» n'aborde pas le thème de l'autre dans la rencontre ou la confrontation de cultures différentes; l'ethnologie et l'anthropologie sociale en ont fait l'objet même de leurs recherches depuis les débuts problématiques à l'époque du colonialisme. L'historiographie, quant à elle, a repris la question de l'autre notamment dans les recherches sur la «découverte du Nouveau Monde». Enfin, les récentes manifestations de racisme virulent et les bouffées de nationalismes ethnocentriques ont provoqué de larges discussions et de nombreuses publications sur les questions de l'exclusion, de l'assimilation et de l'identité auxquelles les sciences humaines apportent leur contribution.1 À la différence de ces approches, le présent numéro de traverse propose des travaux qui mettent la construction de l'altérité au centre de leur recherche. Les articles posent la question de l'autre sur deux niveaux: d'une part, ils problématisent la construction de l'autre en tant qu'objet de la recherche historique, comme un concept auquel toute société attribue des significations spécifiques. D'autre part, ils posent la question de l'autre comme un postulat méthodologique, n'importe quelle «source» historique étant une confrontation de l'autre par sa distance.
Au premier niveau, celui de l'autre en tant qu'objet de la recherche historique, les six articles du dossier proposent des réponses à la question de savoir ce qu'une société d'une époque donnée considère comme étranger ou autre, comment elle élabore l'altérité. L'autre n'est pas d'abord, dans la perspective que nous avons choisie, un autre extérieur: des individus, des groupes sociaux et des sociétés définissent certes l'autre comme ce qui n'appartient pas à eux, mais l'autre est pourtant intérieur, il se retrouve en leur sein. Dans son étude sur la conquête de l'Amérique, Tzvetan Todorov2 démontre que la rencontre de l'étranger lointain contraint les conquistadores à le comparer à l'étranger dans leur propre société: ils décrivent les pratiques religieuses et politiques des Aztèques en ayant recours aux modèles d'explication qui déterminaient l'imaginaire des Espagnols par rapport aux juifs, aux femmes, aux mythes gréco-romains. Simultanément, Todorov relève le métissage, l'intégration de l'autre dans les pratiques et l'imaginaire du même; dans son Essai d'anthropologie générale3 récemment publié, il en déduit une condition générale de la vie humaine: «Les autres ne sont pas seulement d'emblée autour de nous: dès le plus jeune âge, nous les intériorisons, et leurs images commencent à faire partie de nous». Le résultat de ce processus serait alors que «le soi est le produit des autres qu'il produit à son tour».4
L'interprétation généralisante de l'autre comme une condition de toute vie humaine se présente sous la forme de la description d'une pacifique et réciproque interpénétration de comportements, d'habitudes communicatives, de structures de pensée et d'action, déterminant un groupe social (et les individus qui le constituent) d'une époque donnée. Or l'autre, tel que la recherche historique le définit, ne peut jamais, à de rares exceptions près, se situer dans un espace libre de tout rapport de force et de pouvoir. Ainsi la conquête de l'Amérique, point de départ des réflexions de Todorov, inspire à Stephen Greenblatt une interrogation sur la valeur de la langue et des analyses du discours: «Les mots, ne seraient-ils pas seulement une couverture pour les actions et leurs effets?» De même, il se demande si les analyses du discours ne seraient pas de simples chimères à côté de «la signification de l'année 1492 et ses conséquences dévastatrices [...]: des épées et des balles pénètrent la chair nue, des bactéries et des virus fauchent des corps sans défense immunitaire». Et pourtant, tout en admettant que «les microbes se situent au-delà du discours de la Renaissance» et que le discours seul ne saurait expliquer un événement, Greenblatt retient à juste titre que «la possession d'armes et la décision d'en faire usage contre des êtres humains sans défense relève de structures culturelles qui se trouvent être en relation étroite avec le discours: avec les histoires qu'une culture se raconte à elle-même, avec l'imaginaire concernant les limites d'une personne et de sa responsabilité, avec son système de règles.5
Les réflexions de Greenblatt nous amènent au second niveau de la question de l'autre: l'autre ne se réduit pas à être l'objet de recherche des historiennes et des historiens, il fait partie de tout travail en histoire, il est un élément constitutif du discours historiographique. N'avons-nous pas choisi de faire un métier des activités de la recherche, de l'interrogation, de l'interprétation, du récit sur l'autre que présente, pour nous, le passé? Hérodote se rendait chez les peuples étrangers pour observer (ou se faire raconter) les comportements, les formes de gouvernement et les pratiques religieuses, toujours avide d'anecdotes (au sens premier du mot - ce qui n'a pas été Ðdonnéð en public, ce qui n'est pas Ðéditéð). Cet infatigable voyageur que Cicéron déclara, de façon plutôt arbitraire, «père de l'histoire», se donnait comme tâche l'exploration d'un horizon dont il repoussait sans cesse les limites, avec un objectif bien clair cependant: la ligne d'arrivée de son récit était la guerre entre les cités grecques et l'empire du Grand-Roi de Perse. Toutefois, le texte d'Hérodote ne s'est pas imposé comme modèle narratif de l'historiographie pendant des milliers d'années, le modèle de l'écriture de l'histoire n'a pas été le récit des choses étranges et étrangères, mais au contraire le recueil de ce qui était connu, les actions des politiciens et des généraux dont chaque époque tirait les exempla, utiles conseils sur la meilleure manière d'agir pour le présent. Depuis la fin du XIXe siècle seulement, l'historiographie s'est ouverte à l'autre: mentalités, diversité des cultures, l'autre du travail, du quotidien, des différences sexuelles, acteurs ne faisant pas partie de ceux qui exercent le pouvoir.
Aujourd'hui, le travail des historiennes et des historiens se définit moins comme reconstruction d'un passé dont l'objectif serait l'élaboration d'une continuité identificatrice, que comme une lecture précise du texte du passé considérée dans son altérité. Le travail historiographique attribue des significations aux textes des «sources» écrites, orales ou matérielles, aux images, aux chiffres et statistiques, à tous ces matériaux dans lesquels nous prétendons saisir les femmes et les hommes des sociétés qui, à deux mille ans ou à vingt ans de distance de notre présent, sont distinctes de nos systèmes de discours. Dans ce processus d'interprétation, nous ne pouvons que nous référer aux modèles d'explication et aux critères qui nous sont familiers: notre tâche n'est pas la reproduction d'un autre incompréhensible, mais la proposition d'une explication de l'autre. Expliquer, cela signifie traduire l'autre avec les modes de pensée de notre propre imaginaire. Les historiennes et les historiens se voient alors confrontés au dilemme qui donne son titre au livre de Greenblatt: merveilleuses possessions. Il est vrai que les textes de nos «sources» sont merveilleux - ils nous surprennent et fascinent, ils provoquent notre étonnement. Mais notre savoir et notre science ne peuvent s'approprier l'étonnement: la possession et l'étonnement s'excluent mutuellement.
Les contributions présentées dans ce numéro de traverse cherchent une voie qui contourne ce dilemme, elles prennent au sérieux le premier mot du titre de ce dossier, elles décrivent des images de l'autre. ÐImages de l'autreð ne saurait se décliner au singulier: ce n'est pas dans une image, mais dans des images multiples que l'autre se présente, et le travail historiographique ne peut jamais prétendre épuiser cette multiplicité. La construction historiographique choisit quelques images, quelques aspects qui, entre eux, entretiennent des rapports complexes d'influence, de refoulement, de renforcement. Ainsi, nous échappons au danger de la prétention impérialiste de réduire la pluralité multiple de l'autre à l'unicité de notre possession: le travail historiographique ne produit jamais un portrait exact du passé, il ne peut pas aboutir à une image de l'autre univoque et qui le fixerait, le dé-finirait au sens fort du terme.
Les historiennes et les historiens posent toujours des questions du présent à leur objet de recherche qu'est le passé, avec ses mondes étrangers et ses étranges manières de vivre. Nous soulevons la question de l'autre dans le domaine de l'histoire pour explorer des possibilités de penser différemment ces questions actuelles. Les six contributions proposent - de l'Antiquité jusqu'au monde contemporain - des réflexions sur l'exclusion de l'autre et la confrontation avec lui, sur les rapports entre le même et l'étranger. Elles opposent une pluralité complexe aux évidences d'aujourd'hui qui ne sont évidentes qu'en apparence.
Dans son article, Dirk Barghop présente l'histoire d'un sénateur qui, au premier siècle de l'Empire romain (Ier siècle de notre ère), est contraint de se suicider. La tentative d'expliquer cette mort conduit à la problématique de l'autre vu à partir de l'habitus sénatorial: le suicide se révèle être l'aboutissement d'une histoire de l'exclusion. Tandis que Barghop présente une analyse de la construction de l'autre au sein d'une seule société ou, plus précisément, à l'intérieur de sa classe dirigeante, l'aristocratie romaine, Carlos Zeron, dans son étude sur la mission des jésuites au Brésil, met l'accent sur les conditions sociales et économiques déterminant les images de l'autre. Les jésuites se voient contraints d'abandonner très rapidement leur opposition à l'exploitation de la main-d'¦uvre indigène: non seulement ils obligent les autochtones à se fixer dans des villages contrôlés et à travailler pour eux, mais en outre ils ne sont capables de garantir la survie économique de leur mission que grâce à une main-d'¦uvre supplémentaire importée - un fait tenu secret jusqu'à nos jours -, à savoir des esclaves noirs que leur procuraient les missions jésuites de l'Angola. Zeron a exhumé des archives des textes destinés à justifier ces pratiques et il montre de quelle façon les missionnaires brésiliens opposaient l'image d'une réduction à l'esclavage légitime à ceux qui critiquaient leur recours à une économie esclavagiste.
Lorenza Mondada, dans une analyse linguistique d'un corpus de récits de voyage du XVIIIe siècle, problématise l'image en tant qu'aboutissement d'un travail de traduction: elle démontre les conditions imposées à toute approche de l'autre par la langue elle-même. Les historiennes et les historiens peuvent tirer parti d'une telle lecture qui met en évidence l'impact du langage sur toute construction de l'altérité: l'autre n'existe pas en tant que tel, mais uniquement dans les structures de significations et dans les images de celui qui le construit.
La représentation de l'autre ne se sert pas seulement du langage verbal, mais également du langage visuel. Vers le milieu du XIXe siècle, la police fédérale suisse commence à utiliser la photographie comme instrument de recherche policière. La série de photos présentée par Thomas Meier et Rolf Wolfensberger permet de suivre le processus de la formation d'un langage photographique qui va des premières photos de recherche prises selon le modèle du portrait bourgeois - le même - à l'établissement d'un arrangement photographique de face et de profil devenue le stéréotype de l'image du criminel - de l'autre.
La communauté des juifs, type idéal de la minorité exclue dans l'Occident chrétien pendant deux milliers d'années, est le sujet de l'article de Daniel Gerson. Il ne discute pas la formation des stéréotypes antisémites déjà largement étudiée, mais il se tourne vers le regard que cette minorité - plus concrètement celle de la ville polonaise de Lodz pendant les années 30 de notre siècle - posait sur la majorité autour d'elle. La perception des juifs de Lodz distinguait clairement deux images différentes de l'autre, les Polonais et l'importante minorité des Allemands. Il est étonnant de voir à quel point cette distinction, et surtout la grande valeur attribuée à la culture allemande, se trouve conservée - même après l'Holocauste - dans la mémoire des anciens habitants de Lodz interviewés par Gerson.
Dans son roman Mort à Rome paru en 1954, l'écrivain allemand Wolfgang Koeppen pose un regard critique sur les ravages du nazisme et sur cette vie commune dans l'Allemagne de l'après-guerre trop rapidement conciliée sous le signe de la «reconstruction». Martin Luchsinger propose une analyse littéraire de ce texte qui rassemble des Allemands à Rome, personnages portant toujours en eux-mêmes l'expérience de cette guerre vécue de manières diverses. L'identité des personnages principaux est déterminée par des attitudes allant de l'admiration inaltérée du nazisme aux ruptures radicales; cette identité se construit par le rapport entre ces personnages et les autres, et en même temps elle définit ce rapport. Le texte présente ainsi une multiplicité d'images de l'autre que Luchsinger étudie sur la base d'approches théoriques fondées sur les thèses de Todorov, qu'il critique et complète en s'appuyant sur le concept du Denkbild - l'image qui invite à la réflexion - de Walter Benjamin, ce qui permet d'analyser les relations complexes entre les images du roman en tant qu'images dialectiques.
L'après-guerre signifie également l'essor de l'âge de la consommation, une évolution apparemment irrésistible, en accélération constante, qui érige les États-Unis en modèle idéal. Sibylle Brändli soumet le rapport de voyage d'une délégation de Migros à une analyse textuelle: les quatre délégués du grand distributeur suisse font le voyage pour étudier les techniques américaines de la distribution dans le domaine du commerce de détail. La lecture du rapport fait apparaître le voyage à travers les États-Unis comme un processus de séduction, à la fois fascination et refus: le regard sur l'autre est un regard plein d'inquiétude, d'anxiety, sur son propre avenir. L'américanisation apparaît alors, contrairement à la métaphore habituelle de l'accélération quasiment «naturelle» - comme un vrai travail culturel, passage inévitable pour accéder au nouveau monde des produits de masse.
À travers la diversité des sujets et des époques, les articles montrent que l'autre ne peut se concevoir au singulier. Que l'autre se situe dans un monde nouveau, sur un autre continent ou à l'intérieur de sa propre société, celui qui l'approche et tente de le saisir entre dans un processus de traduction et d'interprétation aboutissant nécessairement à une pluralité de significations de l'autre, pluralité fluctuante: ces significations se forment et se transforment dans un mouvement perpétuel. L'autre n'existe donc pas, sinon à travers des images construites qui jamais ne saisissent sa diversité complexe. Ces images de l'autre s'élaborent sur la base du même, de cet univers familier qui se détermine dans et par le moment historique donné: toute société, dans un processus continuel, définit l'autre par rapport à son image d'elle-même, et l'image d'elle-même par rapport à l'autre. Les éléments de l'image du même et de l'image de l'autre s'échangent: le même devient autre et l'autre est intégré dans le même - on ne pourra donc à aucun moment prétendre à une identité «pure» ou à la «pureté» d'une culture.
Beatrice Schumacher, Thomas Späth*
(Traduction: Thomas Späth)
Notes
1 Pour n'en prendre qu'un exemple: les agressions contre des refugiés à Hoyerswerda, dans le Land allemand de Saxe, en 1991, furent le motif explicite d'un colloque international interdisciplinaire dont les actes ont été publiés, cf. Friedrich Balke et al. (éd.), Schwierige Fremdheit. Über Integration und Ausgrenzung in Einwanderungsländern, Francfort s/M. 1993.
2 Tzvetan Todorov, La conquête de l'Amérique. La question de l'autre, Paris 1982; cf. surtout la partie V, «Connaître», 191-246.
3 Tzvetan Todorov, La vie commune. Essai d'anthropologie générale, Paris 1995.
4 Tzvetan Todorov, La vie commune, 144, 145; on trouvera une analyse plus poussée de ces questions, sur des bases philosophiques et psychanalytiques, dans le livre de Julia Kristeva, Étrangers à nous-mêmes, Paris 1988.
5 Stephen Greenblatt, Wunderbare Besitztümer. Die Erfindung des Fremden: Reisende und Entdecker, Berlin 1994 (première publication: Marvelous Possessions, Oxford etc. 1991), 104 (citation traduite par nous). Pour une discussion critique de l'approche de Greenblatt, cf. Jan R. Veenstra, «The New Historicism of Stephen Greenblatt: On Poetics of Culture and the Interpretation of Shakespeare», History and Theory, 34 (1995), 174-198.
* Nous remercions vivement Geneviève Heller pour sa collaboration généreuse et encourageante tout au long du travail sur ce dossier thématique que, sans son apport, nous ne pourrions présenter tel qu'il est aujourd'hui. De même, nous remercions les auteurs des contributions qui non seulement étaient prêts à se rendre à une table ronde au printemps 1995 autour des «images de l'autre», mais ont fait leur travail dans un esprit merveilleusement ouvert à l'échange, aux critiques et aux suggestions.
Die zweisprachige Zeitschrift versteht sich als Forum der Geschichtsforschenden in der Schweiz mit einem Horizont, der über Landes- und Fachgrenzen hinausreicht. «Traverse» ist sowohl eine historische Fachzeitschrift als auch ein Organ, das einem interessierten Publikum Einblick in aktuelle historische Forschung gibt und deren Beitrag zu gesellschaftlich relevanten Fragen diskutiert. Zudem versteht sich die Zeitschrift als Publikationsorgan für jüngere Forschende.
Cette revue bilingue se définit comme un forum pour les historiennes et historiens suisses et s’efforce de dépasser les frontières nationales et entre les disciplines. «Traverse» est non seulement une revue d’histoire mais aussi un organe qui offre à tout public intéressé une entrée dans la recherche historique récente et apporte sa contribution à des débats de société. La revue favorise en particulier la publication de jeunes chercheuses et chercheurs.
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