Anweisungen zum richtigen Umgang mit dem Körper in der schweizerischen Populärpresse 1850–1900
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mussten die Schweizerinnen und Schweizer lernen, sich den Erfordernissen einer modernen Industriegesellschaft anzupassen. Ihr Alltag wurde nicht nur durch neue Technologien verändert, die Naturwissenschaften boten auch neue Erklärungen für die Lebensvorgänge an, die zu einem gewandelten Verständnis des menschlichen Körpers und seiner Funktionen führten. Die in diesem Band zusammengefassten Beiträge gehen der Frage nach, wie dieses Wissen in der Bevölkerung verbreitet wurde. Sie stützen sich auf die Volkskalender und die damals aufkommenden Unterhaltungs- und Belehrungsblätter, in denen laufend Anweisungen zur Gesundheitspflege, Ernährung, Körperhaltung und Zeitökonomie abgedruckt wurden. Der Weg vom Labor in den Haushalt lässt sich über eine ganze Stufenleiter von Kommunikationsformen verfolgen, vom akademischen Vortrag über den populärwissenschaftlichen Artikel bis zur kurzgefassten Anleitung zum richtigem Verhalten. Über die Konfessions- und Klassengrenzen hinweg wurde so ein säkularisiertes Normengefüge geschaffen, in dessen Zentrum die Erhaltung der indiviuellen und kollektiven Gesundheit stand.
Mit Beiträgen von Beatrix Mesmer, Jakob Messerli, Jon Mathieu, Marcel Suter und Rolf Wolfensberger.