«Jugendkriminalität» in Basel 1873–1893
Die Sozialgeschichte der Jugend im 19. und 20. Jahrhundert ist ein Forschungsgebiet, das erst erschlossen wird. Insbesondere gilt dies für das abweichende Verhalten Jugendlicher. Die vorliegende Publikation ist die erste entsprechende historische Untersuchung für schweizerische Verhältnisse.
Aufgrund der Gerichtsprotokolle und Gerichtsakten des Strafgerichts Basel-Stadt geht der Autor nicht nur auf die «Jugendkriminalität» zwischen 1873 und 1893 ein, sondern zeichnet auch ein Bild der Unterschichten einer Stadt, die eine Phase rasanten demographischen und wirtschaftlichen Wachstums durchlief.
Den sozialen Beziehungsnetzen der Jugendlichen geht der Autor ebenso nach wie der Frage nach dem gesellschaftlichen Sinn von Kriminalität. Ein alltagsbezogenes, differenziertes Bild von «Jugendkriminalität», Einsicht in das Funktionieren des Justizapparates, in die Praxis der Rechtsprechung und in die sozialen Beziehungsnetze der Kinder und Jugendlichen Basels im ausgehenden 19. Jahrhundert führen zum Schluss: Strafverfahren sind Prozesse zur sozialen Stigmatisierung mit dem Ziel, die Alltagskultur der Unterschicht zu dominieren.