Über Jahrhunderte blieben Frauen in Graubünden von der öffentlichen Musikkultur ausgeschlossen. Mit starker Stimme verschafften sie sich aber zunehmend mehr Gehör, Raum und Sichtbarkeit. Heute ist das musikkulturelle Frauenengagement nicht mehr wegzudenken und geniesst breite Anerkennung. Wie frauenlos war die Musikkultur in der Vergangenheit nun tatsächlich? Und was erzählen Musikerinnen heute aus ihren ganz persönlichen Berufs- und Lebensrealitäten?
Um musikkulturell handelnde Frauen in der Vergangenheit aufzuspüren und sichtbar zu machen, ist neben einem feinen Gespür auch intensive Quellen- und Recherchearbeit nötig. Denn starre bürgerliche Normen und geschlechtsbezogene Vorurteile erschwerten es ihnen, am öffentlichen Musikleben ihrer Zeit teilzuhaben. Schriftliche Spuren hinterliessen sie kaum. Auch in Graubünden bauten und gestalteten Männer das Haus der Musik und der Musikgeschichte jahrhundertelang weitgehend allein – zumindest nach aussen hin. Erst im Zuge der tief greifenden Entwicklung und Öffnung der Musikkultur im späten 20. Jahrhundert konnten Frauen sich nach und nach durchsetzen und einen sichtbaren Platz erobern.
Inzwischen aber hat sich das Blatt gewendet – heute geben Frauen im Bündner Musikleben vielfach den Ton an. Ihre Biografien und Berufswege sind vielfältig. Die von Laura Decurtins am Institut für Kulturforschung Graubünden erarbeitete gendersensible und zeitgemässe Studie holt Frauen aus der Vergessenheit, lässt sie selbst zu Wort kommen und verleiht ihnen eine starke Stimme.