Adoptionen aus Indien in den Kantonen Zürich und Thurgau, 1973–2002
Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts adoptierten Schweizer Ehepaare über 2000 Kinder aus Indien. Die Autorinnen zeigen anhand der Kantone Zürich und Thurgau exemplarisch auf, wie indische Babys und Kleinkinder zwischen 1973 und 2002 in die Schweiz vermittelt, zur Pflege aufgenommen und adoptiert wurden. Sie folgen dabei dem Weg der Kinder, der bei den leiblichen und meist unverheirateten Müttern in Indien beginnt. Sie beleuchten die Umstände der Zeugung, der Geburt, der Weggabe und der Aufnahme der Kinder in der Schweiz vor dem Hintergrund der Rechtspraxis bei internationalen Adoptionen im Herkunfts- und Aufnahmeland.
Die Autorinnen haben in Indien und in der Schweiz zahlreiche Gespräche mit adoptierten Personen, Adoptiveltern, am Verfahren beteiligten Fachpersonen sowie weiteren Expertinnen und Experten geführt. Sie rollen mit ihrem transnationalen Ansatz ein bisher weitgehend unbekanntes Kapitel der Geschichte der Fremdplatzierung auf und geben Einblick in ein komplexes Geflecht, das von Armut, sozialen Stigmata, von unerfülltem Kinderwunsch, von kommerziellen Interessen, einer fragwürdigen Rechtspraxis und mangelhaftem Kinderschutz geprägt war. Die vorliegende Untersuchung wertet erstmals umfangreiches Material aus Schweizer Archiven und Adoptionsdossiers aus und zeigt: Bei der Adoption ihres Kindes in der Schweiz blieben die indischen Mütter meist unbekannt und ihre Zustimmungserklärung fehlte.
«Die Studie «Mutter unbekannt – Adoptionen aus Indien in den Kantonen Zürich und Thurgau, 1973 - 2002» untersuchte Adoptionen aus Indien, weil diese zur untersuchten Zeit den grössten Anteil der Adoptionen aus dem Ausland ausmachten. In dieser Zeit wurden 2278 Kinder aus Indien adoptiert – 256 davon im Kanton Zürich, 30 im Thurgau.»
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«Das Schöne und das Schreckliche: Bei Adoptionen aus Entwicklungsländern liegt es nahe beieinander. So nahe, dass das eine auch einmal für das andere gehalten wird. Wohin das führen kann, zeigt eine neue Studie, die ein unabhängiges Forscherinnenteam am Freitag in Zürich präsentiert hat. Sie nimmt zum ersten Mal die Schweizer Praxis bei Adoptionen aus Indien während ihrer Boomzeit – 1973 bis 2002 – unter die Lupe. In Auftrag gegeben wurde die Studie von den Kantonen Zürich und Thurgau, angeregt von ähnlichen Studien zu Adoptionen aus Sri Lanka. Was die Autorinnen vorfanden, kann man mit einem Wort beschreiben: Staatsversagen.»
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«Das Forschungsprojekt unter der Leitung der Ethnologin Rita Kesselring der Uni St. Gallen untersuchte im Zeitraum 1973 bis 2002, wie Kinder aus Indien in die Schweiz vermittelt wurden, wie die Adoptionsentscheide zustande kamen und wie sich die neue Familie aus gesellschaftlicher Sicht entwickelte (zum Beispiel: der Umgang mit Rassismus). Das Ergebnis ist ein «komplexes Geflecht, das geprägt war von unerfülltem Kinderwunsch von Paaren, finanziellen Interessen, einer fraglichen Rechtspraxis, mangelhaftem Kinderschutz und von Behördenversagen».»
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«Eine aktuelle Forschungsarbeit um die St. Galler Ethnologin Rita Kesselring legt erhebliche Missstände bei der Vermittlung indischer Heimkinder in die Schweiz offen.»
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