Die häusliche Ordnung schulischer Pädagogik

Zur Praxis der Hauswarte und Hausmütter an den Zürcher Lehrer:innenseminaren, 1900–1950

Historische Bildungsforschung, Band 11
Gebunden
2022. 260 Seiten, 2 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1674-2
CHF 38.00 / EUR 38.00 
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An den Zürcher Seminaren Küsnacht, Unterstrass und der Höheren Töchterschule wirkten zwischen 1900 und 1950 zahlreiche Hauswarte und Hausmütter in vergleichbarer und doch diverser Arbeits- und Lebenspraxis. Ihre Untersuchung erlaubt neue Ein­blicke in vergangene Schulkulturen. Durch ihr individuelles und allgemeines, praktisches und diskursives Handeln bringen diese kaum erforschten Akteur:innen zum Ausdruck, wie der physische Raum und die darin Anwesenden in der Verwobenheit des täglichen Geschehens Schule als bedeutungsvolle gesellschaftliche Organisation formierten.
Die Aufgaben der Hauswarte und Hausmütter umfassten die Regulierung des Zugangs und Takts sowie die Reinigung, Heizung, Beleuchtung und Wartung der Schulanlagen. Ausserdem beaufsichtigten, betreuten und verpflegten sie die Schü­ler:innen und unterstützten die Lehrer:innen. Omnipräsenz und eine tiefe persönliche Involviertheit ins örtliche Sozialgefüge zeichneten sie aus. Als Verkörperung programmatischer Werte und des Hidden Curriculums wirkten Hauswarte und Hausmütter ­pädagogisch. Die Studie erzählt zuweilen persönliche Geschichten, zeigt aber vor allem, wie sich gesellschaftliche, häusliche und pädagogische Ordnungen im Schul­alltag verknüpften.

Promotion in historischer Bildungsforschung an der Universität Zürich; 2017–2021 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Schul­geschichte der Pädagogischen Hochschule Zürich.

Besprechungen

«Besonders hervorzuheben sind schließlich auch Juens Erläuterungen zum Telefon, welches zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Schulen Einzug hielt und damit die Hauswarte und Hausmütter zu ‹Scharnieren zwischen Innen und Aussen› und zu ‹Drehscheiben des fluiden (tagesaktuellen) örtlichen Wissens› machte, was ihnen zusätzliche ‹Relevanz verlieh› (S. 120). Mit diesen Themen stellt Juen geschickt eine Verbindung zwischen den Erfahrungen der Leser:innen und seinem Untersuchungsgegenstand her und macht damit die Bedeutsamkeit seiner Arbeit über das rein geschichtswissenschaftliche Interesse hinaus deutlich. [...] Für die historische Bildungsforschung ist die Arbeit von Juen deshalb von großem Mehrwert, weil sie die thematische Fokussierung auf das, was in den Schulen geschah (z. B. im mit Blick auf Curricula, Lehrbücher und Unterrichtspraktiken), ausweitet auf weitere historische Praktiken und Wissensbestände, die Unterricht und Schule ermöglichten und unterstützten.»

Zur Rezension

Lukas Boser, H-Soz-Kult, 08.07.2024