Wölfe sind seit mehr als 25 Jahren zurück in der Schweiz. Ihre Rückkehr ist nicht nur ein ökologischer, sondern auch ein kultureller und sozialer Prozess. Sie führt zu einer Vielzahl von Positionsbezügen und Praktiken des Umgangs mit den lange abwesenden Wildtieren. Die vorliegende Studie richtet den Blick auf die gesellschaftliche Aushandlung der Präsenz von Wölfen auch jenseits von Landwirtschaft, Naturschutz und dem Management der Behörden.
Das untersuchte Netzwerk als Assemblage verstehend, folgt die als multi-sited ethnography angelegte Studie verschiedenen Spuren und schafft sich so reflexiv ihr Feld, das von der Präparationswerkstatt bis zum Genetiklabor, vom Kinderbuch bis zu den sozialen Medien und von der Wolfsexkursion bis zur Parlamentsdebatte reicht. In der Analyse der Daten werden kulturelle Logiken des gesellschaftlichen Umgangs mit wölfischer Präsenz diskutiert. Hierbei wird Natur, wie Wölfe sie verkörpern, in Relation zu Schlüsselkategorien wie Wissen, das «Andere», Emotion und Raum beschrieben. Darüber hinaus analysiert die Studie multiple Formen der «Kooperation in der Differenz», die sich im Konfliktfeld der Wolfsrückkehr bei aller Konkurrenz und Heterogenität von Wissensbeständen und Positionen dennoch finden.
In dieser Publikationsreihe des Instituts für Populäre Kulturen der Universität Zürich stehen Dissertationen im Vordergrund. Die Beiträge sind einem alltagskulturellen Zugang verpflichtet und umfassen historische und gegenwartsbezogene Probleme, Ethnografien von ländlichen und urbanen Lebenswelten, theoretische Diskussionen sowie Analysen konkreter Objekt- und Symbolkulturen.
«Die Arbeiten von Frank und Heinzer überzeugen sowohl im Einzelnen als auch in Kombination, immer wieder finden sich wechselseitige Referenzen. Sie sind jeweils durchweg schlüssig und umfangreich durch den aktuellen (internationalen) Forschungsstand zum Thema fundiert und methodisch ausgesprochen sauber aufbereitet. Die Strukturierung der Arbeiten ist sehr unterschiedlich – womöglich auch ein Spiegel der jeweiligen Feldzuschnitte. Sie bilden eine ergiebige und sicherlich über die Schweiz hinaus anschlussfähige Grundlage für ein differenziertes Verständnis der sozio-kulturellen Dimension der Wolfsrückkehr.»