Seit gut 25 Jahren kehren Wölfe in die Schweiz zurück und breiten sich hier immer mehr aus. Diese Rückkehr gilt einerseits als ökologische Erfolgsgeschichte, andererseits als Bedrohung alpiner Wirtschaft und Kultur. Entsprechend löst sie intensive Konflikte zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz aus. Wölfe bringen jedoch auch ganz grundsätzlich Mensch-Umwelt-Relationen in Bewegung und führen dazu, dass gesellschaftliche Ordnungen und Zukunftsszenarien neu ausgehandelt werden.
Welche Rolle spielt heute Natur in der Schweiz? Wie kann oder soll sich eine Gesellschaft zu Natur in Beziehung setzen und wie wird dies verhandelt? Wölfe und andere nichtmenschliche Agierende sind mit einer Handlungs- und Wirkmacht ausgestattet, die solche Auseinandersetzungen entscheidend mitprägt. Indem Wölfe geografische, administrative und konzeptuelle Grenzen, beispielsweise diejenige zwischen Wildnis und Kulturlandschaft, überschreiten, zwingen sie uns als Gesellschaft, diese Grenzen neu zu denken, sie zu verstärken, zu versetzen oder gar aufzuheben. Mit einem ethnografischen Ansatz untersucht der Autor das Wolfsmanagement in der Schweiz, indem er die Stimmen- und Perspektivenvielfalt sowie die Heterogenität, Komplexität und Dynamik dieses Feldes aufzeigt.
In dieser Publikationsreihe des Instituts für Populäre Kulturen der Universität Zürich stehen Dissertationen im Vordergrund. Die Beiträge sind einem alltagskulturellen Zugang verpflichtet und umfassen historische und gegenwartsbezogene Probleme, Ethnografien von ländlichen und urbanen Lebenswelten, theoretische Diskussionen sowie Analysen konkreter Objekt- und Symbolkulturen.
«Bei dem sehr emotional geführten Thema Wolf, bei dem Fakten meistens untergehen, legt Heinzer mit diesem Band nicht nur eine kenntnisreiche Darstellung des Wolfsmanagements in der Schweiz vor, mit seinen beachtenswerten Beiträgen versucht er auch mehr Verständnis für den Wolf zu wecken. Ein äußerst lesenswertes Buch mit interessanten Einblicken in das Verhältnis des Menschen zum Leben eines faszinierenden Tieres, das um seinen Platz in einer sich stets wandelnden Welt sucht! Ein Buch, das seinen Platz in vielen Bibliotheken und Schulen finden sollte und vor allem bei all jenen, die sich in irgendeiner Weise mit dem Thema Wolf befassen!»
«Nikolaus Heinzer setzt sich in seiner 2020 an der Universität Zürich eingereichten kulturanthropologischen Dissertation umfassend mit der Rückkehr der Wölfe in die Schweiz auseinander. Für die aktuelle Diskussion besonders gewinnbringend ist sein Ansatz, nicht nur die direkt oder indirekt von der Wolfspräsenz betroffenen Menschen, sondern auch die Wölfe selbst und ihre domestizierten Beutetiere als «Akteure» zu verstehen.»