Als einer der weltweit meistgelesenen deutschsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts prägte Friedrich Dürrenmatt den politischen Diskurs seiner Zeit mit. Seine Schaffenszeit deckt sich ziemlich genau mit der Zeit des Kalten Kriegs. Am ideologischen Konflikt der beiden Supermächte entzündete sich sein politisches Denken. Dürrenmatt spielte mit den kollektiven Ängsten seiner Zeit und verwandelte die zeitgenössischen Bilder und Ideologien durch die Kraft seiner Imagination. Er prägte das Bonmot von der Welt als einer Pulverfabrik, in der das Rauchen nicht verboten ist. Im Kalten Krieg hätte ein einziger Zündfunke eines Wahnsinnigen genügt, um das atomare Pulverfass in die Luft zu jagen und die Erde in eine strahlende Wüste zu verwandeln. Für Dürrenmatt ist die Metapher aber auch ein Sinnbild für die Sprengkraft des kritischen Denkens. Das Buch zeigt, wie Dürrenmatt die Narrative und Denkmuster des Konflikts literarisch verarbeitete, und verfolgt seine Suche nach einem «dritten Weg» jenseits der ideologischen Konfrontation. Bereits zu Lebzeiten galt sein Theaterstück «Die Physiker» von 1962 als die Parabel auf den Kalten Krieg. Die Entwicklung seines literarischen Schreibens und politischen Denkens wird an ausgewählten Theaterstücken, Hörspielen, Erzählungen, Essays und Reden aus dem Zeitraum von 1945 bis 1990 analysiert.
« […] Was denn führte zum abrupten Ende des kalten Krieges zwischen den USA und der UdSSR, was zum Zerfall der Sowjetunion, als einer der beiden Konterparts in der extrem bipolaren Welt? Michael Fischer verfolgt im ‹Rauchen in der Pulverfabrik› diese Frage. Er beschreibt die Lösung des Weltkonfliktes, wie es damals lange Zeit alleine denkbar schien, nicht endzeitlich und katastrophal als ausweglose Fiktion, sondern als Facette der Dürrenmatt umgebenden Lebens-Welt: Nämlich als Werk von klugen Staatsmännern, von Havel, Gorbatschow etc … Welche schliesslich die Staatsraison retteten und den Frieden herstellten.»
«Michael Fischer hat eine eingängig geschriebene Studie vorgelegt, die sich als Nachschlagewerk zu Dürrenmatts Stellungnahmen im Kalten Krieg eignet. Man erfährt Grundlegendes über seine Kritik am Selbstbild der Schweiz als Hort der Neutralität und seinen Versuch, mittels liberaler Äquidistanz zu allen ideologischen Formationen jenseits des «imaginären Kriegs» einen «dritten Weg» zu finden. Das Buch bietet das Material, durch einen Vergleich mit anderen Intellektuellen diesem «Schlagwort», dem so schwer «eine klare Bedeutung zuzuschreiben» ist (S. 25), Kontur zu verleihen.»