Die Diskussion um die Betreuung von Schulkindern wird oft ahistorisch geführt. Doch erste Horte zur Betreuung, Erziehung und Bildung von Kindern gab es in der Schweiz bereits in den 1880er-Jahren. Diese pädagogischen Einrichtungen hatten zunächst den Anspruch, Schule und Familie zu ergänzen, nahmen aber bald fürsorgerischen Charakter an. Wie sie sich durchzusetzen begannen und welchen Wandlungen sie unterworfen waren, beleuchtet der vorliegende Band.
Winterthur, Zürich und St. Gallen waren die ersten Städte in der Deutschschweiz, wo Horte für Schulkinder eingerichtet wurden. Entstanden als private Einrichtungen, gingen die Horte Mitte des 20. Jahrhunderts an die örtlichen Schulgemeinden über. In den Horten sollten vermeintlich gefährdete Kinder in der Zeit zwischen dem Unterrichtsende und dem Arbeitsschluss der Eltern beaufsichtigt und erzogen werden. Das damit verbundene pädagogische Handeln, die Ausbildung der Kinderhortleiterinnen und -leiter und die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure mussten erst erarbeitet werden. Die Prozesse der Institutionalisierung verliefen in den Städten unterschiedlich. Die Untersuchung geht ihnen von der Zeit der Gründung bis zur Kommunalisierung der Horte nach und wirft einen neuen Blick auf aktuelle Diskussionen um Betreuungsangebote für Schulkinder.
«Staubs Arbeit bildet einen wichtigen Baustein für die Historisierung der Sozialpädagogik und des Hortwesens und verleiht der Ganztagsschule in ihrer spezifisch deutschsprachigen Ausprägung eine historische Tiefe, welche unter anderem erklärt, warum es in der Schweiz, in Österreich und Deutschland bis heute schwerfällt, echte Ganztagsschulen zu etablieren. Staubs Arbeit regt ebenfalls dazu an, weitere historische Forschungen in diesem Feld zu verfolgen, welches auch für das Schulwesen maßgeblich ist, gerade weil der Hort und die Sorgearbeit so deutlich aus seinem Zuständigkeitsbereich ausgeschlossen werden.»