Ansichtskarten aus dem Kanton Zürich 1890–1930
Mit einem Beitrag von Jochen Hesse
Heutzutage eine Whatsapp-Nachricht, früher ein Telefonanruf, vor hundert Jahren eine Postkarte: Das Medium hat sich geändert – das Bedürfnis, rasch und kostengünstig knapp gefasste Mitteilungen zu verschicken, ist geblieben. Ansichtskarten, die eine Landschaft, eine Ortschaft oder einzelne Gebäude wiedergeben, sind für die Geschichtsforschung eine wichtige und oft auch einzigartige Bildquelle. Die Publikation richtet den Fokus auf den Kanton Zürich, dessen Landschafts- und Siedlungsbild in den letzten hundert Jahren tiefgreifende Veränderungen erfahren hat.
Roland Böhmer stellt aus jeder Zürcher Gemeinde und jedem Quartier der Städte Zürich und Winterthur eine historische Ansichtskarte vor. Unter den ausgewählten Sujets finden sich zahlreiche seltene Motive. Bild- und Textseite der Karten werden erläutert und in einen grösseren Zusammenhang gestellt. Die knapp zweihundert Texte zeichnen ein anschauliches Bild der Lebensverhältnisse im Kanton während der Belle Époque, des Ersten Weltkriegs und der Zwanzigerjahre. Neben der rasant wachsenden Grossstadt Zürich und dem wesentlich kleineren, von der Maschinenindustrie dominierten Winterthur gab es damals rund ein Dutzend industriell geprägte Ortschaften mit einigen Tausend Einwohnern und vor allem auch weite, ländlich gebliebene Gebiete, die mit Abwanderung konfrontiert waren. Zwei einleitende Kapitel runden die Thematik des Buches ab: Roland Böhmer fasst die Entwicklung des Kantons im genannten Zeitraum zusammen, Jochen Hesse beleuchtet die Geschichte der Postkarten und der Ansichtskartenverlage, die im Raum Zürich aktiv waren.
Am Berchtoldstag eines jeden Jahres stellt die Antiquarische Gesellschaft in Zürich ihr Neujahrsblatt vor. Der Band behandelt jeweils ein Thema der Zürcher oder Schweizer Geschichte. Dabei wird häufig jungen Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern die Möglichkeit gegeben, mit ihren Forschungsergebnissen an eine breitere Öffentlichkeit zu treten.
«Während das Reisen derzeit ein eingeschränktes Vergnügen darstellt, sind Zeitreisen gottlob auch ungeimpft erlaubt. Zu einer solchen lädt der prächtige Band mit alten Ansichtskarten aus dem Kanton Zürich ein. [...] Das [...] ist ein wunderbares Text- und Bilderbuch, das in die frühe Glanzzeit des Mediums Postkarte führt, mehr noch in die der ausersehenen Region.»
«Autor Roland Böhmer, der seit vielen Jahren alte Karten des Kantons sammelt, ist es gelungen, ein kurzweiliges, geschichtsträchtiges Werk zu schaffen. Reich bebildert und mit kurzen Texten ist es ein Vergnügen, darin zu blättern. Spannend, was dort auch über Weinländer Orte berichtet wird – vor allem durch die Herstellung des Gesamtzusammenhangs mit der damaligen Zeit.»
«Hervorragend deshalb diese Neuedition die via historische Ansichtskarten (1890-1930) jede Zürcher Gemeinde und jedes Quartier von Zürich und Winterthur vorstellen sowie die tiefgreifenden Veränderungen des Landschafts- und Siedlungsgebietes dokumentieren. Die Belle Epoque, der Erste Weltkrieg sowie die Zwanziger Jahre werden zudem durch konzise Texte dargestellt.»
«Der reich illustrierte Band stellt mit den Ansichtskarten aus dem Kanton Zürich nicht nur eine beachtenswerte zeithistorische Dokumentation zu diesem für den Zeitraum zwischen 1890 und 1930 vor, er ist auch eine wertvolle Dokumentation zur Bedeutung der Ansichtskarte für die Geschichtsforschung sowie den darstellenden Prozess zu Landschaften, Natur, Städten, Orten und Lebensweisen der Menschen einer bestimmten Region. Nicht zuletzt zeigt Böhmer in dem aufwendig gestalteten Band auch auf, wie sehr die Verbindung von Ansichtskarte und persönlichen Botschaften eine einzigartige Form der Mitteilung entstehen ließ, die ihren Höhepunkt im 20. Jahrhundert erlebte. Ein wertvoller kulturgeschichtlicher Beitrag, der weit über seine Bedeutung für den Kanton Zürich hinausweist!»
«Hand aufs Herz, wann haben Sie zum letzten mal eine Ansichtskarte mit einer Fotografie auf der Rückseite gekauft, beschrieben und abgeschickt? [...] Heute sind an die Stelle dieser Postkartengrüsse die MMS Bilder, die Selfies getreten. [...] Ansichtskarten haben ihren Anteil in der Geschichte der Fotografie. Und weil es sie seit den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts gibt, können Ansichtskarten auch durchaus als Dokumente der Geschichtsforschung dienen. Genau das zeigt Roland Böhmer. [...] Er zeigt mit seiner Beschreibung der 200 Karten, wie sehr Ansichtskarten Informationsträger sind.»
«Kuriose Geschichte vom Zürichsee: In Langnau trieb sich ein Hochstapler herum, und eine Männedörflerin verletzte sich beim ersten Kuss. Solche Geschichten erzählt der Langnauer Roland Böhmer in seinem Buch über alte Postkarten.»
«Wer etwas erlebt hat und seine Eindrücke möglichst vielen mitteilen will, macht ein Foto mit seinem Handy und schickt es per Instagram oder SMS in die Welt hinaus. Was heute eine Kurznachricht ist, war früher die Ansichtskarte, die in der Schweiz gegen Ende des 19. Jahrhunderts beliebt wurde. [...] Roland Böhmers Buch lädt den Leser zu einer faszinierenden Reise quer durch den Kanton Zürich ein: Alltagsszenen, wichtige Bauten, oft Kirchen, Schulhäuser und Fabriken oder Ereignisse wie Einweihungen – sogar ein spektakulärer Tramunfall im November 1929 in Zürich-Fluntern wurde zu einem beliebten Kartensujet.»
«Von B wie Bauma bis W wie Wetzikon sind sämtliche Oberländer Gemeinden mit einer Postkarte im Buch versammelt. Die Ansichtskarten erlauben einen Einblick, wie das Zürcher Oberland des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts ausgesehen hat. Sie sind laut Böhmer für die Geschichtsforschung ‹eine wichtige und einzigartige Bildquelle›. [...] Interessant ist dabei auch, wie im Buch der Aufstieg der Postkarte zum ‹Massenkommunikationsmedium› nachgezeichnet wird.»
«Böhmers Buch, ‹Ich wollt’s auf tausend Karten schreiben› [...] bietet nun einen Querschnitt durch alle Zürcher Gemeinden um die vorletzte Jahrhundertwende, auch die eingemeindeten Ortschaften; knapp zweihundert Porträts sind zusammengekommen, jede Gemeinde wird über eine einzelne Postkarte aus Böhmers Sammlung und einen passenden Text abgehandelt. Für die Nachforschungen stützte sich Böhmer hauptsächlich auf lokalgeschichtliche Literatur und teilweise auf das Staatsarchiv Zürich ab, je nach Bedarf kontaktierte er Verantwortliche in den einzelnen Ortschaften. Auch das Zürcher Weinland und das Rafzerfeld finden dabei ihren Platz.»
«Ein Buch erzählt vom Drang, allen mitzuteilen, wo man gerade steckt. Es ist ein Bilderbuch der besonderen Art: Es enthält aus jeder Zürcher Gemeinde und jedem Stadtquartier von Zürich und Winterthur eine Ansichtskarte aus der Zeit zwischen 1890 und 1930, inklusive unterhaltsamer Beschreibung.»
«Die Ansichtskarte war um 1900, was eine knappe Whatsapp-Nachricht heute ist. Die Postkarte wurde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zum idealen Kommunikationsmittel einer rascheren und globalisierten Gesellschaft. [...] Roland Böhmers Buch zeigt die unglaubliche Vielfalt der Zürcher Ansichtskarten: Neue Gebäude werden ebenso abgelichtet wie die Einweihung eines Fussgängerstegs über die Sihl, die gefrorenen Zürcher Seen oder der Auftritt eines Mandolinenorchesters. Aus allen Gemeinden wird Ernstes und Kurioses berichtet, meist aber irgendwie Bezeichnendes – womit sich die Publikation auch als eine etwas andere Geschichte des Kantons Zürich lesen und betrachten lässt.»
«Im Zeitalter von SMS, Twitter und Whatsapp scheinen Postkarten Zeugnisse einer fernen Zeit. Und doch gehören Ansichtskarten weiterhin zu jedem Souvenirgeschäft. Denn im Unterschied zur modernen digitalen Technologie sind Karten nicht einfach kurze Botschaften, sondern sie dienen auch der Erinnerung, die Jahrzehnte später aufgefrischt werden kann. [...] Dieser multifunktionalen Nutzung von Ansichtskarten widmet sich das neue Buch der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Der Autor Roland Böhmer stellt dabei nicht einfach seine den Kanton Zürich umfassende, seit seiner Jugend aufgebaute Sammlung vor, sondern wagt vielmehr eine Tour d’Horizon quer durch Gemeinden, Themen und lokale Besonderheiten. Das Resultat ist eine faszinierende, manchmal skurrile, immer unterhaltsame Reise durch den Zürcher Alltag vor einem guten Jahrhundert.»