Autobiografisches Schreiben ist mehr als eine sprachliche Handlung. Aber was genau passiert, wenn wir planen, unser Leben aufzuschreiben? Auf der Basis von Leitfadeninterviews mit vier Autobiografinnen dokumentiert die vorliegende Studie den Prozess des autobiografischen Schreibens von der Idee bis zum geschriebenen Text. In der volkskundlich-kulturwissenschaftlichen Erzählforschung wurden bis anhin vor allem schriftliche Zeugnisse und mündliche autobiografische Erzählungen zum Forschungsgegenstand. Eine empirische Auseinandersetzung mit dem Prozess des autobiografischen Schreibens selbst und dessen Deutung durch die Schreibenden fehlt jedoch. Im Zentrum dieses Buches steht die Analyse dessen, wie Schreibende den Weg zur Autobiografie beschreiben und deuten. Der Prozess des Erinnerns, Schreibens und (Selbst-)Deutens als Teil des Projekts Autobiografie wird als konkretes biografisches und kulturanalytisches Machen anhand einer Erzählung über das Erzählen – einer Erzählung in doppelter Performanz – untersucht. Im autobiografischen Schreiben als ästhetischer Arbeit dominiert eine Vielzahl von Praktiken, die als Handlungskonzept gegenwärtiges und zukünftiges Leben gestalten.
In dieser Publikationsreihe des Instituts für Populäre Kulturen der Universität Zürich stehen Dissertationen im Vordergrund. Die Beiträge sind einem alltagskulturellen Zugang verpflichtet und umfassen historische und gegenwartsbezogene Probleme, Ethnografien von ländlichen und urbanen Lebenswelten, theoretische Diskussionen sowie Analysen konkreter Objekt- und Symbolkulturen.
«Wer Geschichte schreibt, hat etwas zu erzählen. Und hinterlässt meistens eine Autobiographie, in der die anerkannte und als wichtig betrachtete Persönlichkeit einer großen Öffentlichkeit ihr Leben ausbreitet. Da wird von der Kindheit bis ins hohe Alter erzählt, was die Person ausmacht, was sie geformt und geprägt, was sie erfahren und erlebt, was sie beeinflusst und geschaffen hat. Persönliches und Privates fließen ebenso ein, wie Berufliches und solches aus Gedanken- und Gefühlswelt. [...] Warum sollte jemand sein Leben aufschreiben und dann vielleicht noch anderen mitteilen? [...] Was genau passiert, wenn wir planen, unser Leben aufzuschreiben? Auf der Basis von Leitfadeninterviews mit vier Autobiografinnen dokumentiert Andrea Züger, mit Studium der Germanistik, Volkskunde und Sozialpädagogik an der Universität Zürich, in der in Buchform vorliegenden Studie im Zürcher Chronos Verlag den Prozess des autobiografischen Schreibens von der Idee bis zum geschriebenen Text. [...]
Wer mehr über die Rolle, die Bedeutung und die Praxis autobiografischen Schreibens erfahren will, sollte unbedingt die Studie von Andrea Züger lesen! Auch für jede Bibliothek ein bemerkenswertes Buch!»
«Der Titel ist Programm: Eine Autobiografie zu verfassen, ist mehr, als einen Lebenslauf zu schreiben, das Porträt eines Menschen zu entwerfen oder die Geschichte einer Familie zu dokumentieren. Denn es geht um den eigenen Lebenslauf, die eigene Person, die eigene Familie. Schreiben heisst, Erinnerungen wecken, festhalten und ausstellen wie in einem Museum. [...] Andrea Züger hat für ihre Lizenziatsarbeit (betreut von Bernhard Tschofen) vier Autobiografinnen ausgewählt, die einen Schreibkurs besuchten, um ihre Autobiografie zu verfassen. [...] Züger verweist auf die aktuelle Mode der Schreibkurse hin und untersucht anhand der vier Probandinnen deren Einfluss auf ihr Vorhaben. Alle vier Laienschriftstellerinnen konnten ihr Werk abschliessen. Es ist eine Spur ihrer Existenz, die ihr persönliches Leben überdauern wird.»
Nach Abschluss der Lektüre muss […] Andrea Zügers vielversprechende Fragestellung positiv hervorgehoben werden, welche die gegenwärtige Forschung durchaus um wichtige Perspektiven ergänz[t]. Der Autorin ist es überdies gelungen, eine spannende Auswahl an Interviewpartnerinnen zu präsentieren und auf Basis der geführten Gespräche […] Ansätze für weiterführende Untersuchungen zu ermöglichen.