Die öffentliche Schule kann die Gemüter erhitzen, die Erwartungen an sie sind vielfältig und hoch gespannt: neben grundlegenden Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben, Rechnen sollen unter anderem Gesundheitsvorsorge, Gewaltprävention, der Umgang mit neuen Informationstechnologien, mit Sexualität und Geld gelehrt werden. Seit die öffentliche Schule nicht mehr unter kirchlicher, sondern unter staatlicher Aufsicht steht, werden auch zivilreligiös aufgeladene Erwartungen an sie herangetragen.
Doch strebt, wer von einer pluralistischen Gesellschaft spricht, wirklich einen weltanschaulich-religiös-kulturellen Pluralismus an oder wird nur einer oberflächlichen Vielfalt das Wort geredet, weil dann die eigene Prägung nicht grundlegend infrage gestellt werden muss? Die Analyse zweier Diskussionen um den schulischen Religionsunterricht im Kanton Zürich 1872 und 2004 geht dieser Frage nach, schildert die Vor- und Nachgeschichte der Ereignisse und ordnet die Auseinandersetzungen im Spannungsfeld von Religionsfreiheit und dem Streben nach gesellschaftlichem Zusammenhalt in den jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Kontext ein.
«Rahel Katzenstein hat mit ihrer Dissertationsschrift ein spannendes, kluges und provokatives Buch vorgelegt, das für Interessierte der Bildungsgeschichte, der Religionspädagogik und der Demokratiebildung viele wertvolle Anregungen enthält.»
«Ob die öffentlichen Schulen Religionsunterricht erteilen und welche Wertvorstellungen sie generell den Kindern vermitteln sollen und dürfen, wird nicht erst seit kurzem kontrovers diskutiert. [...] Bei beiden Debatten [die die Autorin untersucht – SG] zeigt sich, dass man von der Schule nicht nur die Vermittlung von Kulturtechniken wie Lesen und Rechnen erwartet, sondern offen oder unterschwellig darauf hinarbeitet, dass sie die eigene religiöse oder weltanschauliche Position an die Lernenden weitergibt. Eine anspruchsvolle, aber erhellende und spannende Lektüre.»