Interdisziplinäre Perspektiven
Wie entsteht räumliches Wissen? Wie wird es visualisiert und mit welchen Effekten auf Raumvorstellungen und Machtbeziehungen vermittelt? Die räumliche Dimension der Kultur beschäftigt viele Fächer. Dennoch ist die Wissensgeschichte des Raums abgesehen von ihren Repräsentationen bisher wenig untersucht. Dieser Band lenkt die Aufmerksamkeit auf die aktuellen wie historischen Praktiken und Medien raumbezogenen Forschens in ihren Beziehungen zu sozialen und technischen Entwicklungen.
Medien, die das räumliche Denken einer Disziplin hervorbringen, sind Ausdruck machtvoller Beziehungen, etwa im kolonialen Kontext oder in der Beschäftigung mit Natur und Überlieferung. Sie entfalten Kräfte, die sowohl den Untersuchungsgegenstand als auch die Beziehungen zu anderen Wissensordnungen betreffen. Als Instrumente der Abgrenzung legitimieren sie akademische Denkstile gegenüber anderen Formen des Welterkennens. Das Denken in medialen Techniken und Formaten verspricht nicht zuletzt in populären Visualisierungen Evidenz. Die Beiträge dieses Bandes rücken solche Epistemiken des Terrains ins Zentrum. Sie fragen nach alten und neuen Daten räumlichen Wissens und diskutieren den Einfluss medialer und sinnlicher Praktiken in Wissenschaft und Öffentlichkeit.
«Wissensmedien des Raums» ist die zweite Buchpublikation des französisch- und deutschsprachigen Netzwerks «Saisir le terrain / Terrain und Kultur» von Forschenden aus den ethnologischen Fächern und benachbarten Feldern.
Kulturen des Raumerkennens in Wissenschaft und Alltag – zur Einführung
Überlegungen zur Welt und Kartografie aus der Sicht Asiens
Zur Einführung des Mediums Karte in die deutsche Ethnologie
Die Eroberung der dritten Dimension in Genf durch die Erfahrung des Erdreliefs (1896–1914)
Zu den raumkonstituierenden Praktiken der Dialektologie
Ausgangslagen historischer Recherche
Biologische Bestandserfassungen in der Schweiz um 1900
Wie Inventarbücher und Karteikarten «Region» in volkskundlichen Sammlungen anwesend machen
Raumordnung und Gefahrenzonierung als Techniken der Erzeugung von Evidenz alpiner Naturgefahr
Metrische Daten und vermittelte Vorstellungen von Strecke
Nautische Manöver an den Grenzen des politischen Gewissens
In dieser Publikationsreihe des Instituts für Populäre Kulturen der Universität Zürich stehen Dissertationen im Vordergrund. Die Beiträge sind einem alltagskulturellen Zugang verpflichtet und umfassen historische und gegenwartsbezogene Probleme, Ethnografien von ländlichen und urbanen Lebenswelten, theoretische Diskussionen sowie Analysen konkreter Objekt- und Symbolkulturen.