Das qualitative Interview ist eine zentrale subjektorientierte Methode der empirischen Kulturwissenschaft, mit der der andere selbst zu Wort kommt und in seinem Sprechen einen gewissen Gestaltungsspielraum hat. Aber was wird aus dem Sprechen im Zuge des «doing data»? Wird der andere als Sprecher seiner selbst anerkannt oder transformieren die im Forschungsprozess eingesetzten Repräsentationstechniken die mündlichen Äusserungen im Sinne einer «writing culture»?
Von der leitfadenorientierten und tontechnisch gestützten Erhebung der Daten in Frage-Antwort-Sequenzen über das Verstehen bis hin zur Transkription und Analyse des Gesprochenen wird der Forschungsprozess untersucht. Es wird aufgezeigt, wie die Repräsentationstechniken die Gesprächswirklichkeit jeweils auf spezifische Art und Weise zu etwas Anderem machen und welchen Effekt das auf das mündliche Sprechen hat. Die gesprächsanalytische Untersuchung erfolgt im Kontext allgemeinerer Überlegungen darüber, wie Erkenntnis durch Schriftlichkeit geprägt wird und in welchem Verhältnis Mündlichkeit dazu steht. Damit wird ein kulturwissenschaftlich motivierter, poetologisch-performativer Zugang zur Sprechwirklichkeit gesucht.