«Erbare, tugendreiche […] freundliche und hertzallerliebste, verthrauhtte jungfraw brautt» schreibt der Nürnberger Kaufmann Balthasar Paumgartner 1582 an seine Verlobte Magdalena Behaim. Es ist der Auftakt einer sechzehnjährigen, 169 Briefe umfassenden Korrespondenz, welche einen einzigartigen Einblick in damalige Arbeits- und Besitzverhältnisse, Geschlechterrollen und Verwandtschaftsbeziehungen bietet. Wie hierbei über Gefühle geschrieben wurde, war stark von zeitgenössischen Bedingungen des Briefmediums um 1600 geprägt. Der medien- und emotionsgeschichtliche Zugang ermöglicht einen neuen Blick auf den Briefwechsel, welcher bis heute als Meilenstein in der historischen Entwicklung ehelicher Gefühle gilt.
Diese Buchreihe vereinigt Studien des gleichnamigen Nationalen Forschungsschwerpunkts sowie mediengeschichtliche Arbeiten. Sie rückt die Zeit vor der Ausbreitung der Massenmedien und insbesondere die medialen Verhältnisse der Vormoderne ins Zentrum. Damit ermöglicht sie Einblicke in die Andersartigkeit älterer Kommunikationsformen und erlaubt es gleichzeitig, Voraussetzungen für die mediale Formierung der Neuzeit zu ergründen.
«Tiré d’une thèse soutenue en 2017 à Zurich, le livre de Petra Hornung Gablinger présente le résultat de ses recherches minutieuses sur la correspondance échangée entre les époux Paumgartner de 1582 à 1598 à laquelle elle ajoute d’autres lettres des membres de la même famille issus de la génération précédente et de la génération suivante. [...] L’apport de son travail est multiple. [...] Une des découvertes de son travail est la grande importance des relations d’alliance entre les beaux-frères, belles-soeurs, beaux-pères, belles-mères, relations en constante renégociation. [...] En conclusion, ce livre est le résultat d’un travail sérieux sur une correspondance connue mais peu étudiée dans le détail. Il est possible d’avoir quelques points de désaccord sur quelques éléments particuliers [...] mais c’est un ouvrage remarquable appelé à devenir une référence sur ce sujet.»
«Neu an Hornung Gablingers Arbeit zur Korrespondenz der Nürnberger Kauf- und Eheleute Balthasar Paumgartner und Magdalena Behaim sind sowohl der medien- als auch der emotionsgeschichtliche Zugang. […] Mit ihrer Studie legt Hornung Gablinger eine solide und […] überzeugende Arbeit vor […], der die systematische Berücksichtigung und explizite Diskussion der Rezeptionsgeschichte gewissermassen eine dreidimensionale Qualität verleiht, die das Schreiben und Fühlen im Nürnberger Kaufmannsmilieu veranschaulicht und greifbar macht.»
«Wie im Titel zum Ausdruck kommt, verbindet die Autorin in ihrem Zugang emotions- und mediengeschichtliche Ansätze und führt diese über die Kommunikation zusammen. Einleitend gibt sie auch Einblicke in relevante sozioökonomische Aspekte wie die familiale Situation des Paares und die kaufmännische Tätigkeit. Hauptanlass für das Verfassen der Briefe waren die Geschäftsreisen des Ehemannes. Inhaltlich kreisen Magdalenas Briefe um Neuigkeiten aus Nürnberg, die Sorge um das gesundheitliche Wohlergehen sowie um ihre Verantwortungsbereiche als Mutter, Hausherrin und geschäftliche Stellvertreterin, diejenigen Balthasars um den Gang der Geschäfte, das Messegeschehen und seine Kuren, um Bedingungen des Reisens und ums Wetter. Die zentrale Fragestellung richtet sich darauf, ‹wie die ehelichen Briefe als Gefühlsmedium funktionierten› (12): Wer schrieb wann und wie Gefühle nieder? Dies führt über den Inhalt der Briefe hinaus zum Verhältnis von Schriftlichkeit und Mündlichkeit sowie zur Praxis des Schreibens und erweitert damit die Perspektivierung gegenüber früheren Bearbeitungen des Materials.»
«‹Gefühlsmedien› – ein Begriff, den Hornung Gablinger für die Briefe, die ‹zwischen den verschiedensten Akteuren standen und stehen[…]› (243, Hervorhebung im Original), verwendet – verbindet auf innovative Weise eine durchaus bekannte Quelle mit modernen Fragestellungen und Methoden. Die Autorin konzentriert sich nicht allein auf das Medium des Briefes, an dem sie plausibel die verschiedenen Schichten emotionaler Nähe herausarbeitet, sondern bezieht auch die Rezeptionsgeschichte dieses speziellen Korpus mit ein und thematisiert so den Einfluss der unvermeidlichen emotionalen Beziehung des Historikers/der Historikerin zu seinen/ihren Quellen.»