Im Frühling 1849 beschloss Xaver Suter, Rapperswil zu verlassen und nach Amerika auszuwandern. Für die Reise über Le Havre und New Orleans bis St. Louis benötigte er ganze elf Wochen. Sein abenteuerliches Unterfangen schrieb der junge Mann in einem siebzehnseitigen Brief nieder.
Dieser authentische und teils dramatische Bericht ist Ausgangspunkt der vorliegenden Publikation. Sie schildert im ersten Teil Xaver Suters Schicksal als Beispiel für einen Amerikaauswanderer, der allein und nicht in erster Linie aus wirtschaftlicher Not auswanderte.
Viel verbreiteter war jedoch die Emigration aus blanker Armut und Ausweglosigkeit. Strukturelle Probleme und eine gravierende Ernährungskrise verursachten um 1850 einen Massenexodus. Auch in den Dörfern des Linthgebiets schnürten unzählige Familien ihre Bündel und reisten teils in grossen Gruppen ins ferne Amerika. Das St. Galler Linthgebiet zählte in den 1840er-Jahren schweizweit zu den Regionen mit den höchsten Auswanderungsraten. Ursachen, Verlauf und Formen dieser Emigration sind das Thema des zweiten Teils der Publikation.
Einführung
Von Le Havre nach Highland in Illinois – ein Reisebericht Vorbemerkungen zur Transkription
Der Reisebericht von 1849
Xaver Suter (1824–1907) – eine Biografie Herkunft
Entschluss zur Auswanderung
Rapperswil um 1849
Die Reise: zwölf Wochen unterwegs
Highland in Illinois: eine Schweizerkolonie
Die Jahre in Amerika
Rückkehr und Neuanfang in Rapperswil
Exkurs: Bonifaz Suter wandert nach Brasilien aus
Emigration aus dem Gebiet zwischen Walen- und Zürichsee Das Auswanderungsfieber greift um sich
Emigration aus der Schweiz
Viele verlassen das Gasterland
Wer waren die Emigranten und Emigrantinnen?
Ursachen der Auswanderung
1845–1855: ein Jahrzehnt der Krise
Verheissungsvolle Berichte aus Amerika
Die Gemeinden finanzieren die Reise
Hohe Auswanderungskosten
Unterstützung fördert die Emigration
Abschiebung von Armen?
Die Gemeinden organisieren die Auswanderung
Abschied von der Heimat
Landreise von Schänis nach Le Havre
Den Agenten ausgeliefert
Seereise von Le Havre nach New Orleans
In Amerika
Magdalena Albrecht – unterwegs mit sechs Kindern
Die Familien Ziegler und Hämmerli – vom Armenhaus in Weesen nach Brasilien
«Kein typischer Amerika-Emigrant, gibt Suter nun Anlass für eine Ausstellung und ein schönes Begleitbuch. Der Grund ist sein authentischer Reisebericht, verfasst in kleinster Schrift auf 17 Seiten hauchdünnen Papiers, der sich im Nachlass im Stadtarchiv Rapperswil findet. Ein einzigartiges Zeugnis und allgemeingültiger Bericht über die damalige Emigration, wie der Historiker und Museumsleiter Mark Wüst feststellt.»
«Parallel zu einer Sonderausstellung zur Überseeauswanderung im Stadtmuseum Rapperswil-Jona ist eine vom Museumsleiter und Stadtarchivar Mark Wüst verfasste Publikation zum Thema erschienen, die weit mehr bietet, als man dies von einer Begleitschrift zu einer Ausstellung erwarten darf. Neben einer vollständigen Transkription des umfangreichen Reiseberichts von Xaver Suter (1824–1907) aus Rapperswil, näheren Angaben zu seiner Biografie und einer Kontextualisierung des Berichts wird auch das Phänomen der Massenauswanderung aus dem Gasterland um die Mitte des 19. Jahrhunderts thematisiert. [...] Das höchst aufschlussreiche, übersichtlich gegliederte und ansprechend gestaltete Werk von Mark Wüst wird abgerundet durch die Schilderung von drei illustrativen Einzelschicksalen. Das Beispiel einer Witwe aus Weesen, die 1845 mit ihren sechs Kindern ausgewandert ist, belegt eindrücklich, dass Frauen, die ohne männliche Verwandte losziehen wollten, hohe Hürden zu überwinden hatten.»
«In der Mitte des 19. Jahrhunderts sind im damaligen Bezirk Gaster fast 500 Leute nach Amerika ausgewandert bei einer Bevölkerung von gut 7'000 Menschen, also gut sieben Prozent. Gründe waren die Armut und die Hoffnung auf ein besseres Leben in Amerika. Die Gründe für die Emigration aus der Schweiz nach Amerika sind ähnlich, wie die von Menschen aus Afrika, die heute zu uns nach Europa kommen. Zwischen 1840 und 1900 sind auch hier etwa 350'000 Schweizer und Schweizerinnen ausgewandert, weil sie kein Auskommen mehr gefunden haben, sind zu Wirtschaftsmigranten geworden.»