Das Mitleid mit Kindern, die nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland Hunger litten, veranlasste Julie Bikle, Winterthurerin mit süddeutschen Wurzeln, ein Kinderhilfswerk aufzubauen. Dies ermöglichte es 47 000 Kindern, zwei Monate in einer Schweizer Familie zu verbringen – ein Aufenthalt, der die kleinen Gäste körperlich stärkte und durch die Beziehung zu den Gasteltern bei ihnen einen bleibenden Eindruck hinterliess.
Anhand von Bikles umfangreichem Nachlass wird diese private humanitäre Hilfe lebendig, aber nicht unkritisch dargestellt. Die Quellen zu erfolgreichen Spendensammlungen während der Inflation 1923 zeugen vom grossen Engagement für die «deutschen Brüder» und dokumentieren Hungersnot und Verzweiflung in Deutschland. Dieses Elend kann gerade aus der Perspektive der humanitär engagierten Schweizerin neu gesehen werden. Als genaue Beobachterin des Zeitgeschehens bewies Julie Bikle zudem häufig politischen Weitblick.
Einleitung
Deutsche Ferienkinder in der Schweiz
Die Zusammenarbeit mit Emil Abderhalden ab 1919
- Die Unterernährung in Deutschland 1919/20
- Die Winterthurer Hilfsaktion
Die Schweizer Pflegeeltern und die Zuteilung der Kinder
Die Auswahl der Kinder
Zentralstelle der Schweizerfürsorge für deutsche Kinder ab 1920
Die Kinderunterbringung nach 1920
Das Abderhalden-Hilfswerk: Spendensammlung 1922/23
Zusammenschluss mit dem Schweizer Kinderhilfskomitee 1923
- Die Spendensammlung 1923/24 und Berichte aus Deutschland
- Die Kinderunterbringung 1923/24
Schwierigkeiten bei der Kinderunterbringung
Julie Bikles Leben nach 1924
Julie Bikle privat, als alleinstehende Frau
Julie Bikles Motivation
Zusammenfassung
Anhang
- Dankesschreiben
- Mitgliederverzeichnis der Hilfsaktion Winterthur
- Werbegedicht «Der Kinderzug»
- Zahlen zu den Kinderzügen
- Quellen und Literatur
- Abbildungs- und Kartennachweis
- Personenregister
«Die Stärke der Darstellung, die mit Zitaten aus Quellen des Nachlasses arbeitet, ist die Thematisierung der Auswahl von Kindern durch Abderhalden, der Suche und Kontrolle der Pflegeeltern sowie der Motivationen und gesellschaftlichen Haltungen von Julie Bikle. Sie steht beispielhaft für Frauen, die sich mit Freiwilligenarbeit speziell in der transnationalen Kinderhilfe engagierten. Das Buch weist erneut darauf hin, dass die linke und bürgerliche Kinderhilfe vom spanischen Bürgerkrieg bis in die beginnende Nachkriegszeit Vorläuferinnen im und nach dem Ersten Weltkrieg hatten, dass aber diese Geschichte keineswegs erschöpfend aufgearbeitet ist.»
«Was sie [Julie Bikle] unternahm und wie es dazu kam, hat Dorothea Steiner mit zahlreichen bewegenden Einzelheiten zur Darstellung gebracht. [...] Es lohnt sich aber unbedingt, die spannenden und packenden Ausführungen von Dorothea Steiner im Original und in extenso zur Kenntnis zu nehmen. Sie hat die Fakten mit wissenschaftlicher Akribie belegt. Wir begnügen uns daher, für unsere Zusammenfassung auf ihr übersichtlich gegliedertes Werk zu verweisen.»
«Die Qualität des Buches liegt nicht nur in der sorgfältigen und gut lesbaren Darstellung des eindrücklichen, jahrzehntelangen Engagements von Bikle, sondern auch und vor allem in der ausführlichen Wiedergabe von Briefen.»
«Es ist wertvoll, an die Not jener Zeit, den enormen Einsatz vieler Einzelner zu erinnern.»