Es war einmal ein Märchenstück, das hiess «Der Drache». Es handelt vom Schrecken der Diktatur, verkörpert durch einen Drachen. Aufgeführt wurde es 1965 in Ostberlin im Deutschen Theater, dem ersten Staatstheater der DDR. Warum durfte es hier gespielt werden? Warum wurde es nicht verboten von dem Staat, der sich darin hätte wiedererkennen können? Was sich hinter dem Eisernen Vorhang abspielte, erscheint wie ein Rätsel.
Die vorliegende politische Aufführungsgeschichte rekonstruiert die Hintergründe, die zum Entstehen und Bestehen dieses Schauspiels führten. Die Inszenierung wurde zu einer der berühmtesten Theaterproduktionen der DDR. Ihre Geschichte widerspiegelt das Verhältnis der DDR gegenüber einem Stoff, der für sie ebenso zentral wie ambivalent war.
«Ein Staat spiegelt sich in einer Theaterinszenierung. Nur selten gelingt es Historikern und Theaterhistorikern, anhand eines Einzelfalls eine solche Breite von gesellschaftlichen Bezügen herzustellen und ein politisches System so wirksam zu durchleuchten, wie es in dieser Studie geschieht.»
Andreas Kotte
Das ITW Bern begreift sich als Partner der in der Fédération internationale de la recherche théâtrale und in der Gesellschaft für Theaterwissenschaft e. V. vereinigten theaterwissenschaftlichen Institute. Folgerichtig werden in der Reihe auch Ergebnisse aus Lehre und Forschung auch anderer Institute präsentiert: Textsammlungen zum Studium der Theaterwissenschaft, Kongressmaterialien, Lizentiatsarbeiten zur Fachgeschichte, zur Theaterpraxis oder zur Methodendiskussion. Ebenso ist an Erstausgaben von Stücken oder an wichtige Übersetzungen gedacht, die Eingang in den theaterwissenschaftlichen Diskurs finden sollen.