Als beispielhaft für das Schicksal junger Menschen mit ihren durch den Ersten Weltkrieg zerstörten Hoffnungen erscheint das kurze Leben Otto Brauns (1897–1918). Der ein Jahr nach Kriegsende herausgekommene Band mit nachgelassenen Briefen, Tagebüchern und Gedichten brachte es auf eine Auflage von über hunderttausend Exemplaren und beeindruckte auch bedeutende zeitgenössische Schriftsteller.
Otto Braun war der Sohn der Sozialistin und Vorkämpferin für die Rechte der Frau Lily Braun und des SPD-Politikers Heinrich Braun. Er entwickelte schon bald einen unbändigen Wissensdrang, begann mit neun Jahren ein systematisches Studium der deutschen Literatur, lernte Griechisch, um die philosophischen Werke der Antike im Original lesen zu können, schrieb erste Gedichte und entwarf den Plan zu einer Staatstheorie. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Freien Schulgemeinde Wickersdorf wurde er von Privatlehrern unterrichtet.
Seine weitere Ausbildung wurde durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen. Er meldete sich siebzehnjährig als Freiwilliger. Von jetzt an stand sein Leben im Zeichen der kriegerischen Auseinandersetzungen. Nach einer Verwundung setzte er, obwohl an einem Arm gelähmt, alles in Bewegung, um wieder an die Front kommandiert zu werden. Im April 1918 wurde Braun von einer Granate getroffen und starb.