Als sich Ende der 1960er Jahre Lesben innerhalb der Homosexuellen- und Frauenbewegung zusammenschlossen, ging es ihnen darum, ihre gesellschaftlich stigmatisierte Identität neu zu bestimmen und ihr auf umfassende Weise Ausdruck zu verleihen. Einer breiteren Öffentlichkeit ist kaum bekannt, dass daraus eine Lesbenkultur geschaffen wurde, die sich über alle Lebensbereiche erstreckt. Eine zentrale Funktion nahm und nimmt hierbei für die Schweiz und speziell für Zürich das Frauenzentrum Zürich (FZ) ein.
In einer ethnographisch ausgerichteten Arbeit stellt Karin Moser historische Veränderungen von Fremd- und Selbstkonzepten lesbischer Existenz, Coming Out-Prozesse und die Entwicklung der Lesbenkultur insbesondere in der Stadt Zürich und im Frauenzentrum dar, untersucht lesbenspezifische Gruppierungen und Aktivitäten, Motive der Nutzerinnen, ihre Definitionen lesbischer Identität und damit einhergehende Handlungsstrategien. Sie fragt danach, wieweit das Lesbischsein oder andere Faktoren gemeinschaftsbildend sind und wo sich Lesben untereinander und gegenüber anderen abgrenzen.