Bewegte Zeiten in Liechtenstein
1914 bis 1926
Gebunden. 2 Bände
2014. 2028 Seiten, 330 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1214-0
CHF 148.00 / EUR 125.00 
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Die Publikation stellt Liechtensteins Wege und Umwege in einer entscheidenden Phase seiner neueren Geschichte dar. Ausgelöst durch den Ersten Weltkrieg, musste Liechtenstein wegweisende Entscheidungen fällen, Krisen überwinden und innen- und aussenpolitische Neuorientierungen vornehmen. Innenpolitisch war die Auseinandersetzung um die neue Verfassung von 1921, aussenpolitisch der Schritt von der engen wirtschaftlichen Anbindung an Österreich-Ungarn hin zum Zollanschlussvertrag mit der Schweiz entscheidend. Die Suche nach dem richtigen Weg aus der Nachkriegskrise prägte die Jahre bis 1926.

Im Band 1 sind die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges für Liechtenstein und die daraus folgende aussenpolitische Neuorientierung dargestellt. Die Neutralitäts- und Souveränitätsfrage wird dabei ebenso thematisiert wie die in der neu entstandenen Tschechoslowakei durchgeführte Bodenreform und deren Folgen sowie ihre Auswirkungen für das Haus und den Staat Liechtenstein.

Band 2 konzentriert sich auf die schwelenden innenpolitischen Konflikte nach 1918. Dazu gehören die Gründung politischer Parteien und die harte Auseinandersetzung um die neue Verfassung von 1921. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die schwierige wirtschaftliche Neuausrichtung.

Band 3 untersucht den vergeblichen Versuch Liechtensteins, in den Völkerbund aufgenommen zu werden und analysiert den Weg zum Zollanschlussvertrag von 1923 mit der Schweiz. Der letzte Teil widmet sich der innenpolitischen Entwicklung von 1922 bis 1926 sowie der Darstellung der Bereiche Kultur und Gesellschaft und der dabei auftretenden Mentalitätsfragen. Den Abschluss bilden die Kapitel über Personen als Gestalter sowie eine zusammenfassende Einordnung. Ein detailliertes Personen- und Sachregister bietet eine Orientierung in der umfangreichen Untersuchung.

Dr. Rupert Quaderer, geboren 1942, Liechtensteiner, studierte Geschichte und Literatur in Freiburg (Schweiz) und in Wien. Promotion 1968. Von 1969 bis 2002 unterrichtete er als Geschichtslehrer am Liechtensteinischen Gymnasium. Seit 1990 ist er Forschungsbeauftragter für Geschichte am Liechtenstein-Institut.
Quaderer war unter anderem Vorsitzender des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1996–2005), Präsident des Wissenschaftlichen Beirats des Historischen Lexikons für das Fürstentum Liechtenstein (1990–2008) und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates des Liechtenstein-Instituts (2004–2008).

Inhalt
Band 1

Kapitel A
Vorgeschichte

I. Grundzüge der Entwicklung in Europa vor 1914
1. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte: Bevölkerungsentwicklung und gesellschaftliche Kräfte
2. Geistes- und Politikgeschichte: Politische Strömungen und Theorien
3. Politische Systeme
4. Internationale Organisationen
5. Kultur und Wissenschaft

II. Liechtenstein in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
1. Historische Entwicklung von 1848 bis 1900
2.  Bevölkerungsentwicklung und  Bevölkerungsmentalität
3. Wirtschaftliche Entwicklung
4. Die soziale Lage der Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter
5. Entscheidungsträger im liechtensteinischen Staatswesen
6. Rolle der Zeitungen

III. Liechtenstein um 1912
1. Das politische System: Regierung, Landtag, Justiz
2. Wirtschaftslage: Industrie und Gesundheitswesen, Probleme der Landwirtschaft, Fremdenverkehr, Automobilverkehr, Luftkurort und Spielbanken

Kapitel B
Kriegsausbruch

I. Vorkriegssituation
1. Die Nachfolgeregelung in der Landesverweserfrage
2. Liechtensteins Presselandschaft

II. Kriegsausbruch – Reaktionen in Liechtenstein
1. Die Stimmung in Liechtenstein
2. Sammel- und Spendenaktivitäten zugunsten der Mittelmächte
3. Helfer und Kriegsfreiwillige

III. Die Neutralitätsfrage

Kapitel C
Kriegsauswirkungen in Liechtenstein

I. Stimmungsumschwung: Von der Euphorie zur Desillusion

II. Versorgungskrise 1914/1915
1. Lebensmittelversorgung
2. Lebensmittellieferungen aus der Schweiz und die Neutralitätsfrage

III. Krisenbekämpfung von 1915 bis 1918
1. Bestellung und Tätigkeit der Landesnotstandskommission und der Lokalnotstandskommissionen
2. Gesetze, Verordnungen, Rationierung, Beschlagnahmungen
3. Staat und Gemeinden im Kampf mit Versorgungsproblemen
4. Teuerung und Lebensmittelnot
5. Import- und Exportprobleme der Textilindustrie, des Kleingewerbes und der bäuerlichen Kleinhändler

IV. Grenzverkehr
1. Warenverkehr im kleinen Grenzverkehr
2. Grenzkontrolle im Personenverkehr

V. Die Versorgung mit Rohstoffen und Konsumgütern

VI. Staatliche Unterstützungsmassnahmen
1. Soziale Hilfeleistungen
2. Notstandsarbeiten
3. Probleme der Arbeitsbeschaffung und die Revision der Gewerbeordnung
4. Arbeitseinsatz im Pustertal

VII. Regierungs- und Zeitungsberichte als Spiegelbild der Stimmung

VIII. Nachrichtendienstliche Tätigkeit und Militärjustiz
1. Liechtensteiner im Nachrichtendienst
2. Todesurteil gegen August Schädler wegen Unruhestiftung und Majestätsbeleidigung
3. Liechtenstein und die Sixtusaffäre

IX. In Liechtenstein wohnhafte Ausländer als Kriegsteilnehmer
1. Landrichter Franz Erne
2. Landesverweser Leopold von Imhof
3. Weitere Einberufene
4. Auszeichnungen

X. Vermisste und Gefallene

XI. Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner als Kriegsinternierte
1. Frankreich
2. Russland
3. England
4. Auslandliechtensteiner und Neutralitätsfrage

XII. Das Schmuggelproblem

XIII. Kriegsende
1. Kriegsheimkehrer auf der Durchreise in Liechtenstein
2. Die Grippeepidemie im Herbst 1918


Kapitel D
Nachkriegszeit

I. Aufbau diplomatischer Beziehungen
1. Die Errichtung von Gesandtschaften: Wien, Bern
2. Die Übernahme der diplomatischen Vertretung durch die Schweiz
3. Weitere Bemühungen um diplomatische Beziehungen:  Paris, Prag, Heiliger Stuhl,
Generalkonsulate in Genf und in Den Haag

II. Die Verknüpfung der Neutralitäts- und Souveränitätsfrage mit der Pariser Friedenskonferenz

III. Die Aufhebung der Wiener Gesandtschaft

IV. Liechtenstein und die Bodenreform in der Tschechoslowakei

V. Die Lebensmittelversorgung nach Kriegsende (1918–1920)
1. Viehhandel und Kompensationsgeschäfte
2. Lebensmittelversorgung durch die Schweiz

VI. Regelung des Grenzverkehrs
1. Österreich
2. Schweiz


Band 2

Kapitel E
Innen- und aussenpolitischer Neubeginn 1918 bis 1924

I. Entstehung der Parteien
1. Der Weg zu den Parteien
2. Parteigründungen und Parteiprogramme

II. Das umstürzlerische Zwischenspiel vom 7. November 1918
1. Die Oktoberkontroversen 1918
2. Nationale, regionale und internationale Hintergründe
3. Die Landtagssitzung vom 7. November 1918
4. Aktion und Reaktion nach dem 7. November
5. Die «Vorbesprechung des Landtages» am 2. Dezember 1918
6. Neun-Punkte-Programm vom 10. Dezember 1918
7. Berufung Prinz Karls
8. Die Landtagssitzung vom 17. Dezember 1918
9. Reaktionen in der Auslandpresse
10. Gerichtliches Nachspiel: Privatklage Martin Ritters gegen Eugen Nipp
11. Kritische Einordnung: Die Hauptakteure, Ein Umsturzversuch?

III. 1919 – Ein annus confusionum
1. Exkurs: Stimmungsbilder, Landtagstätigkeit 1919, Spielbankfrage
2. Volksabstimmungen im März 1919
3. Kontroversen um die Berufung Josef Peers zum Landesverweser

IV. Die Verfassung von 1921
1. Auseinandersetzungen um Verfassungsinhalte
2. Verfassungsdiskussion im Sommer 1920
3. Schlossverhandlungen im September 1920
4. Die Regierungsvorlage Josef Peers
5. Die weitere Behandlung der Regierungsvorlage
6. Volksabstimmung über das weitere Verbleiben Peers im Amte (28. März 1921)
7. Die Landtagssitzung vom 24. August 1921
8. Forderungen des Bischofs von Chur
9. Sanktion der Verfassung durch Fürst Johannes II.
10. Einordnung

Kapitel F
Wege und Umwege zu einem wirtschaftlichen Neubeginn

I. Finanzprobleme und Währungsfrage
1. StaatsfinanzenAuswirkungen des Krieges, Die Aufnahme von Darlehen durch den Staat, Weitere Landesanleihen
2. Gemeindefinanzen
3. Sparkassa
4. Von der Krone zum Franken – Valuta- und Währungsfrage
5. Die Inflation und der Eisenbahnerstreik vom April 1920

II. Wirtschaftliche und soziale Auswirkungen des Ersten Weltkrieges
1. Arbeit und Lohn im öffentlichen Dienst
2. Abbauprogramm
3. Vereinbarung mit der Schweiz über die Gegenseitigkeit der Arbeitslosenunterstützung
4. Gründung des Arbeiterverbandes und des Arbeiterinnenvereins
5. Wirkung der Arbeitervereinigungen
6. Bemühungen um Arbeitsmöglichkeiten im In- und Ausland
7. Beschäftigungslage in Gewerbe und Industrie
8. Sozialversicherungen
9. Zusammenfassender Rückblick

III. Neue Wege und Umwege
1. Gründung der Bank in Liechtenstein
2. Gesellschaftswesen
3. Briefmarken als Mittel zur Sanierung der Staatsfinanzen?


Band 3

Kapitel G
Aussenpolitische Neuorientierung

I. Liechtenstein und der Völkerbund
1. Der Völkerbund
2. Die Schweiz und der Völkerbund
3. Liechtensteins Beitrittsversuch
4. Weitere Bemühungen und die Haltung der Tschechoslowakei

II. Kündigung des Zoll- und Steuervereins mit Österreich
1. Provisorische Übergangslösung
2. Verzögerte Zollgelderauszahlung durch Österreich
3. Die österreichische Finanzwache in Bedrängnis
4. Volksversammlung und Resolution in Balzers
5. Der Auflösungsbeschluss
6. Überstürzte Auflösung?
7. Gründe für den raschen Auflösungsentscheid
8. Die liechtensteinische Grenzwache

III. Erste Vertragsabschlüsse
1. Wiederannäherung an Österreich: Postvertrag
2. Handelsabkommen mit Österreich vom April 1920 und vom Dezember 1921
3. Hinwendung zur Schweiz: Postvertrag

IV. Der Zollanschlussvertrag mit der Schweiz
1. Annäherungsversuche (April 1919 bis Januar 1920)
2. Erste Verhandlungen (Januar 1920 bis Juni 1920)
3. Erste Widerstände und konkrete Schritte (Juni 1920 bis Dezember 1920)
4. Verzögerungen und Verhandlungskrise (April 1921 bis Dezember 1921)
5. Entwurf des Bundesrates (Februar bis Dezember 1922)
6. Vertragsunterzeichnung (März 1923)
7. Weitere Verhandlungen, Journalistenbesuch, Gutachten Lorenz (Mai 1923)
8. Landtagsbeschluss (25./26. Mai 1923)
9. Das Ermächtigungsgesetz (Mai 1923)
10. Massnahmen gegen spekulative Wareneinfuhr
11. Botschaft des Bundesrates (Juni 1923)
12. Broschüre des Werdenberger Initiativkomitees (August 1923)
13. Broschüre für den Zollanschluss (Oktober 1923)
14. Ratifikation in den Eidgenössischen Räten (Oktober/Dezember 1923)
15. Massnahmen beim Inkrafttreten des Zollanschlussvertrages
16. Militärisches Interesse der Schweiz?
17. Beurteilung des Zollanschlussvertrages durch Emil Beck
18. Regierungsberichte
19. Erhöhung der Zollpauschale
20. Einordnung

Kapitel H
Die innenpolitische Entwicklung von 1922 bis 1926

I. Die Volkspartei in der politischen Verantwortung
1. Die Landtagswahlen vom 5./16. Februar 1922
2. Übergangsprobleme in der Regierungsbildung nach den Landtagswahlen vom Februar 1922
3. Auseinandersetzung um den ersten Rechenschaftsbericht der Regierung vom Oktober 1922
4. Gustav Schädlers Amtsantritt als Regierungschef

II. Die Volkspartei als schöpferische legislative Kraft
1. Eine Chronologie
2. Bedeutung und Zielrichtung der Gesetzgebung
3. Weitere Marksteine in der Gesetzgebung:
4. Der Volksabstimmung unterzogene Gesetze
5. Bilanz

III. Das Abenteuer «Klassenlotterie»
1. Sondierung und Vertragsabschluss
2. Zusammenbruch
3. Nachwirkungen: Untersuchungskommission, Gerichtsverfahren
4. Duggan Lotterie/Mutualclub

IV. Die Landtagswahlen von 1926
1. Die Wahlen vom 10. und 24. Januar 1926
2. Regierungskrise – Landtagsauflösung – Neuwahlen im April 1926
3. Lösung der Krise

V. Ausblick

Kapitel I
Kultur und Gesellschaft

I. Kirche – Staat – Gesellschaft: Die römisch-katholische Kirche als mitgestaltende Kraft
1. Allgemeine Voraussetzungen
2. Staat und Kirche als gemeinsame Interessenvertreter
3. Konfliktsituationen

II. Bildungspolitik
1. Gesetzliche Grundlagen
2. Auseinandersetzungen um die Bildungspolitik
3. Schloss Gutenberg als Haushaltschule
4. Schule im Alltag, Alltag in der Schule

III. Kultur, Sport und Soziales
1. Vereine
2. Kulturelle Aktivitäten

IV. Mentalitätsfragen
1. Latenter Antisemitismus
2. Frauenfrage
3. Verhältnis zur Natur

Kapitel J
Gestalter einer bewegten Zeit

Wegbereiter
1. Johann II. von Liechtenstein (1840–1929)
2. Albert Schädler (1848–1922)
3. Prinz Franz von Liechtenstein (1853–1938)
4. Johann Baptist Büchel (1853–1927)
5. Josef Peer (1864–1925)
6. Leopold Freiherr von Imhof (1869–1922)
7. Fritz Walser (1870–1950)
8. Prinz Eduard von Liechtenstein (1872–1951)
9. Peter Büchel (1872–1958) 449
10. Prinz Karl von Liechtenstein (1878–1955)
11. Josef Ospelt (1881–1962)
12. Gustav Schädler (1883–1961)
13. Wilhelm Beck (1885–1936)
14. Eugen Nipp (1886–1960)
15. Emil Beck (1888–1973)
16. Anton Walser (1890–1948)

Kapitel K
Zusammenfassende Einordnung

I. Zusammenfassender Rückblick: Kleines Land mit bewegter Geschichte

II. Ausblick