Armut, Hunger und Not waren die Grundübel Anfang des 19. Jahrhunderts. Auf Initiative von philanthropisch gesinnten Bürgern wurde 1812 die Hülfsgesellschaft Winterthur gegründet mit dem Ziel, die Not der armen Bevölkerung in Winterthur und Umgebung zu lindern. Im Laufe ihrer Geschichte lancierte sie zahlreiche sozial fortschrittliche Projekte, die später als selbstverständliche Aufgaben in den Sozialstaat integriert wurden.
Die Hülfsgesellschaft Winterthur verstand sich in ihren Anfangszeiten als Vereinigung von liberal gesinnten «Menschenfreunden», die die gröbsten Auswüchse des sozialen und wirtschaftlichen Wandels lindern helfen wollte. Dazu gehörte nicht nur die Bekämpfung von Armut, Wohnungsnot, Tuberkulose oder Alkoholismus, sondern von Anfang an die Förderung von begabten Jugendlichen. Denn eine gute Bildung wurde als beste Versicherung gegen Armut betrachtet. Heute selbstverständliche soziale Einrichtungen wie Kindergärten oder Altersheime waren ebenfalls Pionierwerke der Hülfsgesellschaft.
Obwohl die Hülfsgesellschaft eher liberal-konservativ ausgerichtet war, war sie bis in die jüngste Zeit Katalysator für notwendige und wegweisende soziale Projekte, die oft Mühe hatten, andere Geldgeber zu finden. Die Schilderung von Einzelschicksalen zeigt exemplarisch, wieso die individuelle Unterstützung bis heute eine Notwendigkeit geblieben ist.
Die Geschichte der Hülfsgesellschaft ist auch ein Stück Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Winterthur. So lässt sich zeigen, wie diese Institution immer auch geprägt war von der Entwicklung der Stadt und welche Rückwirkungen diese auf die Tätigkeit der Hülfsgesellschaft hatte.