Schauliteratur

Formen und Funktionen literarischer Kommunikation in Text und Bild

Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen (ISSN 2504-1045), Band 20
Gebunden
2019. 384 Seiten, 17 Abbildungen s/w., 46 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1020-7
CHF 58.00 / EUR 58.00 
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Zu den Rezeptionsformen mittelalterlicher Literatur gehörte nicht nur das Lesen und Hören, sondern auch das »Schauen«: Bis in die frühe Neuzeit hinein war das Bild wesentlicher Bestandteil der literarischen Kultur. Fragt man nach seinen historischen Funktionen, so zeigt sich, dass es weit mehr als bloße »Illustration« zum Text war. Die Reformulierung literarischer Themen im visuellen Medium setzte gegenüber der Texttradition eigene Akzente und verlieh den Stoffen neue Bedeutungsdimensionen.

Die Untersuchung widmet sich literarischen Sujets in der Wandmalerei spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Wohnbauten. Einleitend bietet sie einen umfassenden Überblick über die aktuelle Forschung zu literarischen Bildzeugnissen, der neben der Wandmalerei auch andere Medien – illustrierte Handschriften, Bildteppiche sowie Gebrauchsgegenstände – berücksichtigt und sich auch als Einführung in die Text-Bild-Forschung lesen lässt. Die Fallstudien zu Bildprogrammen in Südtirol und Luzern führen exemplarisch vor, wie stark die literarische Kultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Symbiose mit außerliterarischen Interessen lebte. Die Funktionalisierung literarischer Stoffe für identitätsstiftende, politische oder konfessionelle Zwecke bildet eine Konstante der produktiven Rezeption von Literatur im Bildmedium in den unterschiedlichen historischen und soziokulturellen Kontexten.

Johanna Thali ist Privatdozentin für Germanis­tische Mediävistik an der Universität Freiburg/Schweiz. Seit 2010 hat sie eine Vertretungsprofessur an der Universität Freiburg i. Br. inne.


Aufsätze im Chronos Verlag

Besprechungen

«Die hier präsentierte Arbeit bietet im Umgang mit Text und Bild neue Dimensionen, gewährt faszinierende Einblicke und bringt interessante Forschungsobjekte ans Licht. Hervorzuheben ist, dass Thalis Analyse vielfältige Impulse für die zukünftige Forschung liefern wird. Zu loben ist nicht zuletzt auch die gelungene Konzeption des Buches und des Anhangs mit seinen hochwertigen Farbabbildungen, die zu weiteren Forschungen anregen.»

Vollständige Rezension

literaturkritik.de, 5. August 2020, Salvatore Martinelli

«Ausgehend von einer spezifischen ›historischen Situation‹, in welcher das Bild als ein der Schrift gleichrangiges Medium zu verstehen gewesen sei, widmet sich die Verf. jenen spärlich überlieferten Wandmalereien, die ›Literatur‹ verbildlichen. Nach einem ausführlichen Überblick der germanistisch-mediävistischen Forschung zum Verhältnis von Text und Bild folgen Fallstudien zu den Fresken auf Burg Lichtenberg – darunter drei Szenen zum Laurin – sowie zu politisch motivierten Fassaden- und Innenraumbebilderungen von Luzerner Patrizierhäusern des 16. Jh. Die Analysen umspannen nicht nur zeitlich (vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit) und räumlich bzw. kulturell (vom Hof zur Stadt) ein weites Feld, sondern erschließen diese bisher wenig erforschten Bildzeugnisse überhaupt erst in ihrem jeweiligen Überlieferungs- und Funktionszusammenhang.»

Germanistik, Band 60, Heft 3-4 (2019), Anna Chalupa-Albrecht

«Thali wählt ein überschaubares und zugleich aufschlussreiches Korpus, anhand dessen deutlich wird, mit welchen unterschiedlichen Strategien Literatur und literarische Stoffe – in Bezug auf das soziokulturelle und kulturtopographische Umfeld ihrer Rezeption – instrumentalisiert wurden. Von ihren Analysen wird die künftige Forschung profitieren und vielfältige Impulse erhalten. Die gründlichen historischen Untersuchungen [...] runden die Studie ab. Die Arbeit leistet somit in mehrfacher Hinsicht einen wichtigen Beitrag zur Bild-Text-Forschung. Zuletzt seien noch das Layout des Buches sowie der Anhang mit den hochwertigen Abbildungen lobend erwähnt.»

R:k:m Rezensionen, Kommunikation, Medien, 6. Mai 2019, Nina Fahr

«Die Monographie als Ganze, und das sei betont, ist ein wichtiger Baustein der rezenten Text-Bild-Forschung, insofern sie nicht nur  den Umgang mit literarischem Wissen im Medium der Wandmalerei und die intermedial reziproken Bezüge auf den Punkt bringt, sondern auch die im öffentlichen Raum erzeugte Evidenz des adlingen und städtisch-politischen Selbstverständnisses, die durch interessengeleitete Kombination von Einzelszenen aus ganz unterschiedlichen Kontexten bedingt ist, konzentriert und materialreich herausarbeitet.»

Franziska Wenzel, Das Mittelalter 2021, 26(2), 550-551

Diese Buchreihe vereinigt Studien des gleichnamigen Nationalen Forschungsschwerpunkts sowie mediengeschichtliche Arbeiten. Sie rückt die Zeit vor der Ausbreitung der Massenmedien und insbesondere die medialen Verhältnisse der Vormoderne ins Zentrum. Damit ermöglicht sie Einblicke in die Andersartigkeit älterer Kommunikationsformen und erlaubt es gleichzeitig, Voraussetzungen für die mediale Formierung der Neuzeit zu ergründen.