Zwischen ca. 2300 und 800 v. Chr. stand auf dem Hügel Cresta bei Cazis im Hinterrheintal eine kleine Dorfanlage. Diese bestand aus einer Häuserzeile, die immer wieder verfiel und am gleichen Standort wiederaufgebaut wurde. So entstanden im Laufe der Jahrhunderte mächtige Ablagerungen, die aus übereinanderliegenden Dorfruinen bestehen und in der sich die Spuren des Alltagslebens erhalten konnten.
Die Stratigraphie von Cazis wurde zwischen 1947 und 1970 vom Schweizerischen Nationalmuseum ausgegraben. Sie lieferte vielfältige Informationen über Bauweise, Handwerk und Handelsbeziehungen einer kleinen Dorfgemeinschaft während der Bronzezeit. Dieses Archiv ist eine der wichtigsten Quellen für die Wirtschaftsgeschichte der Bronzezeit im Alpenraum. Damals spielten Viehzucht und Jagd neben Ackerbau eine zentrale Rolle für das Überleben der Dorfgemeinschaft. Die Bestimmung und Auswertung von ca. 18 000 Tierknochen und deren Verteilung in der über tausendjährigen Siedlungsabfolge machten es möglich, die Entwicklung der Viehwirtschaft an diesem Ort während der gesamten Bronzezeit nachzuzeichnen. Die Versorgungsstrategien der ersten Bewohner in den Dorfanlagen der Frühbronzezeit sowie die grossen Umwälzungen der Subsistenzwirtschaft während der mittleren Bronzezeit und die Intensivierung der Beziehungen zum Ostalpenraum lassen sich hier besonders gut beschreiben.