Die Camera d’Amore in Avio
Wahrnehmung und Wirkung profaner Wandmalereien des Trecento
Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen (ISSN 2504-1045), Band 21
Gebunden
2012. 268 Seiten, 81 Farbabbildungen
ISBN 978-3-0340-1021-4
CHF 38.00 / EUR 31.00 
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Das vorliegende, reich bebilderte Buch widmet sich der mittelalterlichen Profanmalerei und insbesondere der Monu­mentalmalerei. Anschaulich zeigen die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstandenen und ursprünglich raumfüllenden Wandmalereien in der Camera d’Amore im Castello di Sabbionara in Avio (Trentino), wie sich vollständig bemalte profane Räume und Raumgruppen im Trecento besonderer Inszenierungsstrategien bedienen und auf eine Wechselwirkung zwischen Bild und Betrachter abzielen. Dabei werden die Malereien zum aktiven Medium und fordern den Betrachter zu einer visuellen (con gli occhi) und intellektuellen (con la mente) Handlung heraus.
Die Wahrnehmung und Wirkung der Malereien stehen im Zentrum der Untersuchung, wobei inhaltlich wie formal verwandte Bildzyklen den Blick für das Konzept des impliziten Betrachters schärfen. Das Streben nach innovativen Bildfindungen, komplexen Erzählstrukturen und einer Verschmelzung von Bild- und Betrachterraum, die eine hohe illusionistische Qualität der Malereien voraussetzt, verbindet sie mit der literarischen Avantgarde ihrer Zeit und wird als wichtiges Indiz für den gehobenen Anspruch der Malereien und ihr elitäres Entstehungsumfeld gewertet.

Sabine Sommerer hat nach Forschungsaufenhalten in Florenz und Rom an der Universität Basel promoviert und ist zur Zeit Inventarisatorin der Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft. Von 2008–2009 war sie Mitarbeiterin im NCCR-Projekt «Mediality».


Aufsätze im Chronos Verlag

Inhalt
Einleitung

I. Stand der Forschung
- 1. Zur Wechselwirkung zwischen Bild und Betrachter
- 2. Zur profanen Wandmalerei des Trecento


Die Wandmalereien in der Camera d’Amore

I. Ausgangslage
- 1. Das Castello di Sabbionara und seine Baugeschichte
- 2. Die Castelbarco: Feudalherren und Kunstmäzene
- 3. Forschungsgeschichte
- 4. Datierung
- 5. Dekorationssystem und Raumfunktion
II. Beschreibung und Identifizierung der Szenen
- 1. Gewölbezone
- 2. Wandzone


Wahrnehmung und Wirkung in Schrift und Bild

I. Schriftquellen zu Bildbeschaffenheit und Betrachter
II. Con gli occhi riguardando e con la mente. Sehleistung des Betrachters
- 1. Erzählstrategien
- 2. Assoziative Schlüsselthemen
III. Piena di storie: Wirkung auf den Betrachter
- 1. Betrachter als Akteur
- 2. Ambitionen des Auftraggebers
IV. Gesamtkonzept


Rauminszenierungen im Vergleich

I. Wandmalereien in der Burg Runkelstein bei Bozen
- 1. Saal der Liebespaare
- 2. Badezimmer
- 3. Garelzimmer
II. Brüche in der Illusion
III. Fazit


Zusammenfassung – Riassunto

Pressestimmen
«Mit ihrer Veröffentlichung ist die Fachwelt um ein Desiderat reicher, nämlich eine gültige Interpretation einer der komplettesten, aber zugleich auch ikonografisch nicht einfach zu lesenden profanen Bildgestaltungen des italienischen Trecento zu haben. Dass es dabei nicht einfach um die ikonografische Umlesung der Malereien in der Camera d’Amore im Dachraum des Turms von Castello di Avio geht, sondern um das Aufzeigen der Rezeption durch den Betrachter, der das Bild als ein aktives wahrzunehmen hat und seine Wahrnehmung darin einbaut, macht die Buchreise spannend. […] Sommerers Dissertation eröffnet erstmals einen neuen Zugang zur etschländischen Wandmalerei, der weniger die nicht immer einfachen Bezugsfragen des Stiles, sondern der Wahrnehmung und Funktion von profanen Wandbildern ins kunsthistorische Auge fasst. Eine Arbeit, die von der Methodik her durchaus auch neue Aufschlüsse bei weiteren Denkmälern und Denkmalgattungen böte.» Leo Andergassen, Geschichte und Region / Storia e regione

Diese Buchreihe vereinigt Studien des gleichnamigen Nationalen Forschungsschwerpunkts sowie mediengeschichtliche Arbeiten. Sie rückt die Zeit vor der Ausbreitung der Massenmedien und insbesondere die medialen Verhältnisse der Vormoderne ins Zentrum. Damit ermöglicht sie Einblicke in die Andersartigkeit älterer Kommunikationsformen und erlaubt es gleichzeitig, Voraussetzungen für die mediale Formierung der Neuzeit zu ergründen.