Nonnen streben nach Autonomie
Das Frauenkloster Engelberg im Spätmittelalter
Leinen
2011. 320 Seiten, 30 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1054-2
CHF 58.00 / EUR 43.00 
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Das Frauenkloster St. Andreas in Engelberg stand in der historischen Forschung bis in die jüngste Zeit ganz im Schatten des Männerklosters. Das Verdienst, den Konvent von St. Andreas für die heutige Forschung neu entdeckt zu haben, kommt Elsanne Gilomen-Schenkel zu. Über 500 Namen mittelalterlicher Schwestern hat sie im Rahmen ihrer Arbeit für den Benediktinerband der «Helvetia sacra» aus den nekrologischen Quellen eruiert. Das Verhältnis des erstaunlich grossen Frauenkonvents zu dem viel kleineren Männerkonvent definiert sie nach dem Muster der Doppelklöster, das dem Abt die alleinige Verantwortung für alle Belange der weiblichen Kommunität zuschreibt.
Die vorliegenden Untersuchungen haben zum Ziel, anhand des Quellenmaterials die Geschichte des Engelberger Frauenkonvents in neuer Perspektive darzustellen. Im Ergebnis erweist sich St. Andreas – im Widerspruch zu den bisherigen Vorstellungen – als eine erstaunlich eigenständige Institution, die allerdings ohne massive Eingriffe von aussen diesen Status kaum je hätte erreichen können. Dieser Sachverhalt gibt wiederum Anlass, das ausserordentlich weit gespannte Beziehungsnetz des Frauenklosters unter dem geografischen, sozialen und politischen Aspekt auf der Basis der nekrologischen und urkundlichen Quellen zu rekonstruieren, was bisher noch nicht versucht worden ist.
Inhalt
Teil A

I. Die Abtei Engelberg im 13.–15. Jahrhundert

1. Historischer Überblick
2. Materielle Grundlagen
3. «Congregationes pauperum»
4. Überbesetzung des Frauenkonvents
5. Massnahmen zur Verbesserung der materiellen Lage


II. Bewegung im Frauenkloster

1. Handlungsunfähigkeit des Männerkonvents
2. Wirren im Männerkloster
3. Die Initiative der Klosterfrauen
4. Eingriffe zweier Königinnen
5. Agnes in der Erinnerung der Klosterfrauen
6. Politische Motive im Handeln der Königin Agnes?
7. Stärkung der Eigenständigkeit des Frauenklosters


III. Interne Verhältnisse

1. Die soziale Zusammensetzung des Frauenkonvents
2. Die Verpfründung der Schwestern
3. Der klösterliche Alltag
3.1. Die mutmasslichen Gebäude: Konventbau und Kapelle
3.2. Zur klösterlichen Liturgie
3.3. Im Spannungsfeld zwischen benediktinischer Betreuung und mystischer Bewegung
3.4. Ein Skriptorium im Frauenkloster?
3.5. Eine eigene Bibliothek des Frauenklosters?
3.6. Nonnenarbeiten
3.7. Der Einfluss dominikanischer Spiritualität


IV. Das Beziehungsnetz des Frauenklosters

1. Die klösterliche Memoria
2. Rückblick auf das 13. Jahrhundert
3. Das 14. und das 15. Jahrhundert (erste Hälfte)
3.1. Adel des Aargaus
3.2. Führende Städte
3.3. Die drei Waldstätte und Urseren
3.4. Konstanz und Breisgau
3.5. Oberelsass
3.6. Strassburg


V. Ergebnis


Teil B

I. Beschreibung der nekrologischen Quellen

1. Die Quellen: Nekrologien und Anniversarien
2. Seelgeräte
3. Geldsorten
4. Anordnungen der Stifter
5. Kollektivgedächtnisse
6. Pitanzen
7. Immobilien
8. Sachgüter
9. Qualifikation einzelner Stifter
10. Sozialgeschichtliche Aspekte


II. Das Beziehungsnetz gemäss den nekrologischen Quellen

1. Das 13. Jahrhundert, ein Rückblick
2. Das 14. Jahrhundert und 15. Jahrhundert bis zur Mitte
2.1. Das Haus Habsburg-Österreich
2.2. Hochfreie und ritteradlige Geschlechter sowie Notabeln


III. Bürgerliche und oberbäuerliche Geschlechter

1. Aargau und Aarburgund
2. Stadt Zürich und Umgebung
3. Luzern und Umgebung
4. Die drei Waldstätte
5. Bielersee


IV. Hochrhein und Oberrhein

1. Adligen- und Notablengeschlechter
1.1. Konstanz und Hochrhein
1.2. Breisgau mit Stadt Freiburg
1.3. Oberelsass
1.4. Stadt Strassburg und Umgebung


Pressestimmen
«Das Werk sit eine überaus wertvolle Arbeit zur Kloster- und Kirchengeschichte der Schweiz, aber auch des gesamten süddeutschen Raumes. Durch seine Auswertung hat der Verfasser neue Wege gewiesen, die auch in der weiteren Forschung bald Eingang finden werden.» Immo Eberl, Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte

«Die Einträge zu den einzelnen Personen bzw. Personengruppen bieten jeweils den Wortlaut des Eintrags in der Quelle, gegebenenfalls den Schreiber, weitere Daten und Erläuterungen zu der genannten Person sowie die Quellen- und Literaturangaben. So entsteht ein umfassender Einblick in die weitverzweigten Vernetzungen des Konvents mit seiner laikalen Umwelt, der umso wertvoller ist, als die Verbindungen eines geistlichen Hauses, sei es mit direkten Verwandten der Klosterfrauen, sei es mit anderen laikalen Gruppen außerhalb der Konventsmauern oder geistlichen Institutionen nicht nur in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht, sondern auch im Hinblick auf Literatur- und Briefaustausch, auf künstlerische Produktion und auf das geistliche Leben eine unverzichtbare und prägende Grundlage darstellten. Gerade das umfangreiche Personenregister in Teil B des Bandes wird daher ein wichtiges und überaus nützliches Hilfsmittel für weitere historische, germanistische und kunsthistorische Forschungen zum Frauenkonvent Engelberg sein. Auch für wirtschafts- und sozialgeschichtlich ausgerichtete Arbeiten zu Frauenklöstern allgemein ist die Arbeit insgesamt von großem Interesse, wie auch für landeshistorische Forschungen, die die berührten Regionen betreffen.» Almut Breitenbach, sehepunkte (http://www.sehepunkte.de/2012/11/20115.html)

«Kurz: Carl Pfaff legt mit ‹Nonnen streben nach Autonomie› einen für die Aufarbeitung der Engelberger Geschichte wichtigen Band vor, der zum Weiterdiskutieren animiert.» Georg Modestin, Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte