Paraschriftliche Zeichen in südgermanischen Runeninschriften
Studien zur Schriftkultur des kontinentalgermanischen Runenhorizonts
Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen (ISSN 2504-1045), Band 12
Broschur
2010. 192 Seiten, 18 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-1012-2
CHF 38.00 / EUR 24.50 
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Aus einer kurzen Zeitspanne zwischen dem letzten Drittel des sechsten und den ersten Jahrzehnten des siebten Jahrhunderts sind aus dem heutigen süddeutschen und nordschweizerischen Raum ca. 80 Runendenkmäler überliefert, meist kurze Inschriften auf Metallgegenständen wie Fibeln oder Waffen. Der historisch-kulturelle Hintergrund dieses räumlich verhältnismäßig isolierten Phänomens ist bis heute in mancherlei Hinsicht dunkel; aus schriftgeschichtlicher und schriftlichkeitsgeschichtlicher Perspektive bieten die Inschriften jedoch ein vielseitig lohnenswertes Untersuchungsfeld.
In der Studie werden die Spezifika der südgermanischen Denkmäler vor dem Hintergrund der gesamten frühen Runenüberlieferung in den Blick genommen sowie ausgewählte Inschriften einer gesonderten Untersuchung unterzogen. Im Fokus stehen Zeichen und Zeichenkomplexe, die sich gegen herkömmliche Analyseverfahren sperren, da bekannte Runenzeichen hier vielfach neben Schriftimitaten und -experimenten, ornamenthaften Eintragungen, Symbolen und anderen Zeichenarten stehen können. Die «Texte» erweisen somit ein Schriftverständnis, das charakteristisch für frühe Schriftkulturen ist und im Untersuchungsraum als besonders eigenständiges Gepräge fassbar wird.

Dr. phil., Sprachwissenschafter, Redaktor beim Schweizerdeutschen Wörterbuch und Lehrbeauftragter an den Universitäten Freiburg und Zürich, ehemaliger Mitarbeiter am Nationalen Forschungsschwerpunkt (NFS) «Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen. Historische Perspektiven».

Inhalt
I. Teil Konzeptionelle, methodische und theoretische Voraussetzungen zum Komplex Schriftlichkeit und Paraschriftlichkeit in den südgermanischen Runeninschriften
1. Einleitung
2. Vorbedingungen
3. Szenario einer Entwicklungsgeschichte – Ornamentik
4. Magie
5. Schrift
6. Schrift und Paraschrift – einige terminologische Fragen

II. Teil Ausgewählte Inschriften – Edition und Kommentar
Nr. 1 Das Lanzenblatt von Wurmlingen
Nr. 2 Die Gürtelschnalle von Pforzen
Nr. 3 Der Sax von Steindorf
Nr. 4 Der Sax von Hailfingen
Nr. 5 Das Ringschwert von Schretzheim
Nr. 6 Die Scheibenfibel von Oettingen
Nr. 7 Die Scheibenfibel von Peigen
Nr. 8 Der Fingerring von Bopfingen (mit Bemerkungen zu weiteren Denkmälern)
Nr. 9 Das Scheidenmundblech von Bopfingen
Nr. 10 Die Bernsteinperle von Weingarten
Nr. 11 Die Scheibenfibel von Bülach
Nr. 12 Das Scheidenmundblech von Eichstetten

Zusammenfassung und einige Schlussfolgerungen

Pressestimmen
«Martin Hannes Graf hat mit seiner Studie einen neuen Blick auf das Phänomen der paraschriftlichen Zeichen im südgermanischen Kontext eröffnet und damit auch einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der in vielerlei Hinsicht fremd anmutenden runischen Schriftkultur geleistet. [...] Graf ist ein echter Vorreiter, sein Buch eine Pionierarbeit.» ZfdA, Zs für deutsches Altertum und deutsche Literatur, Dr. Sigmund Oehrl

Diese Buchreihe vereinigt Studien des gleichnamigen Nationalen Forschungsschwerpunkts sowie mediengeschichtliche Arbeiten. Sie rückt die Zeit vor der Ausbreitung der Massenmedien und insbesondere die medialen Verhältnisse der Vormoderne ins Zentrum. Damit ermöglicht sie Einblicke in die Andersartigkeit älterer Kommunikationsformen und erlaubt es gleichzeitig, Voraussetzungen für die mediale Formierung der Neuzeit zu ergründen.