Cities of Words
Ein moralisches Register in Philosophie, Film und Literatur
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt und eingeleitet von Maria-Sibylla Lotter
Legierungen, Band 7
Gebunden
2010. 480 Seiten
ISBN 978-3-0340-1000-9
CHF 68.00 / EUR 62.00 
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In diesem Buch untersucht der amerikanische Philosoph und Filmtheoretiker Stanley Cavell, wie Gemeinschaften, Städte der Worte, sich entwickeln, aber auch stillstehen und verfallen können. Dabei bringt er Traditionen miteinander ins Gespräch, die sich aus alter Gewohnheit und Misstrauen wenig zu sagen haben: Schwergewichte der Philosophie von Platon bis zur Gegenwart und vermeintliche Leichtgewichte der Kunst wie die Filmkomödien und Melodramen Hollywoods in den dreissiger und vierziger Jahren.
Es zeigt sich, dass die Mittel, mit denen diese Filme Schwierigkeiten und Illusionen ehelicher Gemeinschaft darstellen, Erstaunliches zu den Gesichtspunkten beitragen können, unter denen Platon und Locke die Bedingungen und Bedrohungen der politischen Gemeinschaft untersuchen, aber auch zu Emersons und Nietzsches Diagnosen des Konformismus in der Kultur. Mitbestimmung in der politischen Gemeinschaft verlangt ebenso wie in Freundschaft und Ehe danach, eine eigene Stimme zu entwickeln; eine Problematik, die, wie Cavell zeigt, als Dauerthema die Screwballkomödien durchzieht.
Der Band bietet neben Interpretationen von Werken Freuds, Shakespeares, Ibsens, Shaws und Henry James’ nicht nur eine Einführung zu Klassikern der Philosophie von Platon über Aristoteles, Locke, Kant, Emerson, Nietzsche bis hin zu Mill und Rawls, sondern auch einen neuen, höchst vergnüglichen Zugang zu Klassikern der Filmgeschichte wie «It Happened One Night» (Es geschah in einer Nacht), «The Philadelphia Story» (Die Nacht vor der Hochzeit), «Adam’s Rib» (Ehekrieg), «Gaslight» (Das Haus der Lady Alquist), «Mr. Deeds Goes to Town» (Mr. Deeds geht in die Stadt), «Now, Voyager» (Reise aus der Vergangenheit), «Stella Dallas», «The Lady Eve» (Die Falschspielerin), «His Girl Friday» (Sein Mädchen für besondere Fälle), «The Awful Truth» (Die schreckliche Wahrheit) und «Conte d’Hiver» (Ein Wintermärchen).

geboren 1926, gilt als einer der interessantesten Philosophen Amerikas. Er war 1963–1997 Professor für Ästhetik und allgemeine Werttheorie an der Harvard University und Präsident der American Philosophical Association. Sein Buch «Der Anspruch der Vernunft» (The Claim of Reason, 1979) gehört zu den grossen philosophischen Büchern des 20. Jahrhunderts.

Inhalt
Maria-Sibylla Lotter – Einleitung: Das Abenteuer der Alltäglichkeit

Vorwort zur ersten Ausgabe

Einführung: An Stelle des Seminarraums
1 Emerson
2 The Philadelphia Story/Die Nacht vor der Hochzeit
3 Locke
4 Adam’s Rib/Ehekrieg
5 Mill
6 Gaslight/Das Haus der Lady Alquist
7 Kant
8 It Happened One Night/Es geschah in einer Nacht
9 Rawls
10 Mr. Deeds geht in die Stadt
11 Nietzsche
12 Now, Voyager/Reise aus der Vergangenheit
13 Ibsen
14 Stella Dallas
15 Freud
16 The Lady Eve/Die Falschspielerin
17 Platon
18 His Girl Friday/Sein Mädchen für besondere Fälle
19 Aristoteles
20 The Awful Truth/Die schreckliche Wahrheit
21 Henry James und Max Ophüls
22 G. B. Shaw: Pygmalion und Pygmalion
23 Shakespeare und Rohmer: Zwei Wintermärchen

Themen des moralischen Perfektionismus in Platons Staat

Pressestimmen
«Und es ist ein Glück, dass Cavells grosses Alterswerk nun endlich auf Deutsch erscheint, denn Cavell gelingt es hier besser als in allen seinen anderen Büchern, seine Anliegen verständlich zu machen. Auch deswegen eignet es sich besonders gut als Einstieg in seine Gedankenwelten.» David Gern, Frankfurter Allgemeine Zeitung

«Von Maria-Sibylla Lotter mit grossem Feingefühl übersetzt und klugem Sachverstand eingeleitet. [...] Wie einst Heraklit die Fremden zum Ofen bat, so führt uns Cavell in den dunklen Kinosaal der alltäglichen Zerstreuung mit dem Hinweis: Auch hier sind Götter, auch hier ist Geist. [...] Cavell nimmt das Geschäft des Seminars gewissermassen beim Wort. Hier wird ‹gesät› (von lateinisch seminare), hier werden die ‹logoi spermatikoi› Platons, die ‹Keime der Vernunft›, ausgestreut. Sind die individuellen Bedingungen erfüllt, was niemals ohne Zutun der Betroffenen der Fall ist, fallen sie auf fruchtbaren Boden.» Andreas Cremonini, NZZ

«Cavells feinsinniges, kluges und humanes Denken mäandert sich durch Philosophien, Dramen, Romane und Filme. Cavell macht es dem Leser im Grunde nicht schwer, ihm zu folgen, er schreibt einladend und nicht hermetisch; doch muss man Lust an Verzweigungen mitbringen, sich auf Cavells Gedankenwege einlassen, ihm auch Geheimwege erlauben. Wer es tut, wird es nicht bereuen. Die im engen Austausch mit Cavell entstandene schöne deutsche Übersetzung hilft, einen Einstieg in die Welt dieses wichtigen Denkers zu finden.» Oliver Müller, Süddeutsche Zeitung

In dieser Reihe erscheinen Arbeiten zur Philosophie, die in andere Gebiete wie die Astronomie, die Mathematik, die Soziologie oder die Filmwissenschaften ausgreifen. Sie sollen zeigen, wie auch in nicht philosophischen Gebieten philosophische Fragestellungen behandelt werden und inwiefern die Philosophie für die eigenen Projekten durch einen Blick über den Tellerrand gewinnen kann.