Gesellschaft im Bad
Die Entwicklung der Badefahrten und der «Naturbäder» im Gebiet der Schweiz und im angrenzenden südwestdeutschen Raum (1300–1610)
Gebunden
2009. 458 Seiten, 16 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-0953-9
CHF 58.00 / EUR 37.50 
  • Kurztext
  • Autor/in
  • Einblick
  • In den Medien
Die Kur in einem Heilbad war im Spätmittelalter eine wichtige Methode zur Behandlung von Krankheiten und zur Pflege der Gesundheit. Heilbäder wurden so zu Treffpunkten aller Gesellschaftsschichten.
Vom 14. bis 16. Jahrhundert wurden im Gebiet der Schweiz zahlreiche Heilquellen erschlossen. Die vorliegende Studie versucht die medizinischen, sozioökonomischen und herrschaftsbezogenen Faktoren zu erklären, die den Erfolg der Bäder begründeten.
Welches Wissen über Heilbäder war im Mittelalter vorhanden? Wer verbreitete diese Kenntnisse? Welche Erwartungen knüpften die Menschen an einen Badeaufenthalt? Was wurde in den Bädern konsumiert? Was liessen sich Badegäste aus verschiedenen sozialen Schichten eine Badefahrt kosten? Von welcher wirtschaftlichen Bedeutung war ein Bad für die Territorialherrschaft, und welche Rolle spielte diese bei dessen Erschliessung und Nutzung? Welche Konflikte mussten geregelt werden? Diese und weitere Fragen werden am Beispiel des Bades Pfäfers exemplarisch untersucht, wobei weitere Bäder zum Vergleich herangezogen werden.
Die Auswertung von bis anhin unerschlossenem Quellenmaterial sowie methodische Ansätze, welche die Medizin-, Sozial-, Kultur- und Territorialgeschichte berücksichtigen, geben Einblicke in ein Thema, das in der heutigen Zeit der «Wellness-Bewegung» nichts an Aktualität eingebüsst hat.

geboren 1962, studierte Allgemeine Geschichte an der Universität Zürich. Er unterrichtet Geschichte an der Kantonsschule Zug.

Inhalt
TEIL I: GESUNDHEITSPFLEGE IM BAD: WISSEN UND PRAXIS

1. Einführung

2. Anfänge des Pfäferser Bades
Auffindung der Heilquelle von Pfäfers
Interesse der Gelehrten an den Thermen

3. Rolle der Ärzte bei der Nutzung der Badetherapien im Allgemeinen und bei der Erschliessung der Pfäferser Therme im Besonderen
Motive für eine Badetherapie aus Patientensicht
Wasserbäder zu medizinischen Zwecken – ein historischer Überblick
Praxis der künstlich hergestellten Wasserbäder im 16. Jahrhundert
Ärztliche Consilia zum Besuch der Pfäferser Therme

4. Verbreitung des balneotherapeutischen Wissens zum Pfäferser Bad
Rezeption der Monografie Hemmerlis zu Pfäfers
Rezeption der Monografie des Paracelsus zu Pfäfers

5. Wunderglaube und Heilkulte

6. Zusammenfassung


TEIL II. RAHMENSTRUKTUREN UND MÖGLICHKEITEN FÜR BADEFAHRTEN

1. Einführung

2. Kanoniker an Domkapiteln und an weltlichen Kollegiatstiften
Badeurlaub in den Statuten: Entwicklung der normativen Strukturen
Probleme bei der Umsetzung der Bäderstatute im Alltag

3. Klosterangehörige

4. Herrschaftsträger
Bäder im diplomatischen Kontext
Badegeschenke und Netzwerke

5. Arme Leute
Stellenwert der Badefahrten im Fürsorgewesen
Probleme bei der Realisierung von Badefahrten

6. Zusammenfassung


TEIL III: DURCHFÜHRUNG DER BADEFAHRT, AUFENTHALT IM NATURBAD

1. Einführung

2. Aufbruch und Reise zum Naturbad
Badewünsche: ‹feliciter laves›
Unterwegs zum Bad

3. Aufenthalt im Naturbad
Unterkunft
Verpflegung
Badegesellschaften
Heilquelle als Quelle des Heils: Gottesdienst im Naturbad
Konsum im Bad, Kosten der Badefahrten

4. Rückkehr aus dem Bad
Betrachtungen zum Bad im Rückblick
‹Personen von Stand lassen ihre Wappen zurück›: Memorisierung des Badeaufenthaltes
Rückkehr unter schwierigen und erfreulichen Vorzeichen

5. Zusammenfassung


TEIL IV: NATURBAD ALS WIRTSCHAFTLICHER UND HERRSCHAFTSBEZOGENER FAKTOR IM TERRITORIALSTAAT

1. Einführung

2. Zugriff der Territorialherrschaft auf die Heilquellen
Rechtliche Grundlagen
Untersuchung und Bewertung einer Heilquelle durch die Territorialherrschaft
Stellenwert der Naturbäder als Wirtschaftsfaktor

3.Verwaltung der Bäder durch die Territorialherrschaft
Einbindung lokaler Akteure durch Ressourcenübertragung
Badeordnungen und Rechtsprechung im Bad
Mandate bei Seuchen

4. Konflikte bei der Durchsetzung territorialer Staatlichkeit in den Naturbädern
Gegensätzliche Standpunkte bei der Erhebung des Badegeldes in Pfäfers
Streit um Qualität und Preise des Weines im Bad
Bruch des Land- und Religionsfriedens im Bad

5. Zusammenfassung


SCHLUSSFOLGERUNGEN: GESELLSCHAFT IM BAD (1300–1610)


Pressestimmen
«L'auteur expose les interrogations qui l'ont guidé pour cette recherche considérable, comportant un grand ensemble de cas concrets, étayés par de précieuses annexes: des textes latins avec traductions, détaillant les statuts des chapitres de cathédrale et des collégiales pour les autorisations de cures... Un bibliographie soignée, élargie par des incitations à des lectures thématiques plus amples. L'ouvrage de Pius Kaufmann fait émerger le poids social des pratiques médicales.» Danielle Bohler, Revue de L'Institut français d'histoire en Allemagne