Matzenspiel und Ufrur
Herrschaftliche Praktiken und Ordnungskonflikte in der Landschaft Wallis und der Eidgenossenschaft zu Beginn des 16. Jahrhunderts
Gebunden
2009. 342 Seiten
ISBN 978-3-0340-0933-1
CHF 68.00 / EUR 42.00 
  • Kurztext
  • Autor/in
Die weltliche Gewalt der Bischöfe in der Landschaft Wallis geriet im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder in arge Bedrängnis. Während ihnen im 13. und 14. Jahrhundert hauptsächlich der heimische Landadel und das Haus Savoyen das Leben schwer machten, mussten sie sich im 15. und 16. Jahrhundert mit den Landleuten der sieben Zehnden herumschlagen, die mehr Mitspracherechte forderten, was immer wieder zu schweren Unruhen führte; am häufigsten in den Jahren 1494–1516, als die eidgenössischen Orte und ihre Zugewandten sich an den Kriegszügen in Italien beteiligten.
In dieser Zeit verbreitete im Wallis ein Symbol Angst und Schrecken: die Matze, ein mannshoher Kolben oder Sparren, in den man die rohen Züge eines Menschen eingeschnitzt hatte. Aus der Sicht der Adressaten symbolisierte die Matze Gewalt und Herrschaftsverlust, aus der Sicht der Aufständischen war sie ein Symbol wider die Herrschaft der Landesfürsten.
Unter der Führung des prominenten Georg Supersaxo wurde sie gegen Bischof Jost von Silinen (1496) und gegen Matthäus Schiner (1510–1517) erhoben. Schliesslich richtete sie sich gegen Supersaxo selbst, der 1529 aus dem Land vertrieben wurde. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die einschlägigen Gebiete der Justiz, auf Ordnungsvorstellungen und Herrschaftsansprüche. Sie will weder nach Definitionen für Recht und Unrecht suchen noch die Justizprozesse neu aufrollen, um irgendwelche Schuldzuweisungen zu machen. Die Bandbreite von möglichen Denk- und Verhaltensmustern
in Bezug auf Rechts- und Ordnungsansprüche wird durch einen Vergleich der Klagen und Gegenklagen untersucht, um aus der Verschiedenheit der Aussagen Unterschiede wie Gemeinsamkeiten der Konfliktparteien in Bezug auf rechtliche Ansichten und Praktiken
zu erhellen. Die Aussagen und Folgerungen sind weniger als objektive Wahrheiten zu verstehen denn als Vorstellungen hinsichtlich Weltsichten und Wertemustern der involvierten Parteien.