In zunehmendem Masse übt die Technik einen weitreichenden, oft genug geradezu umfassenden Einfluss auf das menschliche Leben aus. Um diesen Einfluss in seiner Wirkung auf das Individuum näher kennenzulernen, wurden am Institut für Volkskunde der Universität Hamburg ausführliche lebensgeschichtliche Interviews mit 92 Einzelpersonen geführt. Innerhalb des Dienstleistungssektors der Grossstadt Hamburg wurden zu gleichen Teilen Frauen und Männer aus unterschiedlichsten Berufen befragt. Die Interviewten sind zwischen 1924 und 1983 geboren, so dass Technikbiographien für den Erfahrungszeitraum von 1930 bis 2000 rekonstruiert werden können.
Ein vorrangiges Ziel der Auswertungen ist es, die Befragten ausführlich selbst zu Wort kommen zu lassen. Das umfangreiche Interviewmaterial wird in breiter Form dokumentiert, damit die Analyseschritte, die mit ihm und an ihm vollzogen werden, jederzeit nachprüfbar bleiben. Dokumentation und auswertende Analyse sind dabei kontinuierlich miteinander verschränkt. Zugleich wird ein völlig neuer Weg beschritten, indem in einer strengen Abfolge aus sechzehn Kapiteln jeweils themenzentrierte, also nach Themenschwerpunkten geordnete «Querschnittskapitel» abwechseln mit der «vertikalen» Rekonstruktion von Einzelbiographien. In den Querschnittskapiteln sind jeweils Abschnitte etwa zum Thema «Technik als Gewalterfahrung im Zweiten Weltkrieg», «Umgang mit mobiler Technik», «Umgang mit Computertechnik» usw. zusammengefasst. In den Vertikalkapiteln werden beispielsweise die Biographien einer Buchhändlerin, einer Haushaltshilfe, eines Organisationsprogrammierers usw. nachgezeichnet, wobei für vier Frauen und vier Männer der Geburtsjahrgänge zwischen 1928 und 1982 detaillierte Technikbiographien entstehen.
Der Intention nach wird ein möglichst differenzierter Zugang zu einer Vielfalt subjektiver Erfahrungen gesucht. Mit der breiten Widerspiegelung von Technikerfahrungen am Kristallisationspunkt einer Jahrtausendschwelle wird nicht nur innerhalb der Volkskunde, sondern auch interdisziplinär neues Forschungsterrain erschlossen.
«Schröder ist ein empfehlenswertes Buch gelungen. ... Der Band ist eine Sammlung von Material und Erörterungen, die selbst zum zeitgeschichtlichen Dokument werden. Er belegt die Wesentlichkeit von Subjektivität und Perspektive des Forschers, die auch für andere Arbeiten wissenschaftsethische Erörterungen nach sich ziehen sollten. ... In den grundsätzlichen methodischen Überlegungen Schröders finden auch wissenschaftliche Anfänger zahlreiche Hinweise für die Arbeitsweise mit dem narrativen Interview und seiner Auswertung als einem Teil der volkskundlichen Erzählforschung heute.»
Kathrin Pöge-Alder, BIOS
«Schröder ist mit diesem Band zugleich eine beeindruckende Bilanz seiner langjährigen Forschungserfahrung auf dem Gebiet der Biografie- und Erzählforschung gelungen, das sich sowohl durch die Aussagedichte der Quellen wie die Bearbeitungsqualität und das transparente Vorgehen des Autors auszeichnet.»
Manfred Seifert, Zeitschrift für Volkskunde
«Das Buch kann somit als ein bemerkenswerter Beitrag zur Techniksozialisation angesehen und zur Lektüre und Diskussion allen, die sich mit diesem bislang immer noch vernachlässigten Bildungsbereich engagiert befassen, uneingeschränkt empfohlen werden.»
Gerhard H. Duismann, Arbeit + Technik