Wissenschaftslandschaften um 1900

Philosophie, die Wissenschaften und der nichtreduktive Szientismus

Legierungen, Band 3
Gebunden
2008. 412 Seiten, 12 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-0877-8
CHF 68.00 / EUR 62.00 
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Das 19. Jahrhundert wurde an seinem Ende als «Jahrhundert der Naturwissenschaft» gefeiert. Für die Philosophie schien hierin eine Gefahr, ja eine «Katastrophe» zu liegen. Die einzelnen Wissenschaften gewannen an kultureller Bedeutung und stellten dadurch die Deutungshoheit der Philosophie auf dem Gebiet allgemeiner Lebensbestimmung in Frage. Die Philosophie war hiermit ihrerseits gezwungen, auf diese Entwicklungen zu reagieren.

Im Blick auf die Selbsteinschätzung von Philosophen und Einzelwissenschaftlern der Zeit um 1900 präsentiert sich diese Entwicklung weniger als eine blosse Konfrontation als vielmehr als eine differenzierte Landschaft von Versuchen, Philosophie und Wissenschaften neu in eine konstruktive Beziehung zu bringen. Hieraus entwickelte sich ein eigenes philosophisch-wissenschaftliches Themenfeld mit speziellen Darstellungstraditionen: die Systematisierung der Gesamtheit der vorliegenden Wissenschaften, die um 1900 typischerweise in weiträumigen, panoramischen Wissenschaftslandschaften dargestellt wurde.
Diese Wissenschaftslandschaften fordern keine reduktive Zurückführung auf einige wenige Grundlagengebiete, sondern akzeptieren verschiedene Wissenschaften als gleichrangig.

In der Rekonstruktion dieser Verhältnisbestimmung von Philosophie und Wissenschaften, die als ein nicht-reduktiver Szientismus bestimmt werden kann, verbinden sich wissenschaftshistorische und philosophische Aspekte. So ergeben sich Anstösse zur Reflexion über die historische Qualität von Wissenschaftlichkeit überhaupt und über die Entwicklung eines Konzepts von wissenschaftlicher Philosophie sowie weiterführende systematische Angebote zur Analyse aktueller Diskussionen beispielsweise in der Philosophie des Geistes.

Paul Ziche
geb. 1967, studierte Philosophie, Physik und Psychologie in München und Oxford; Habilitation mit einer Arbeit über Philosophie und Wissenschaften um 1900.
Heute Professor für Geschichte der modernen Philosophie an der Universität Utrecht.

Pressestimmen

«Fernab der Forderung nach Inter- oder Transdisziplinarität kann eine fruchtbare Überwindung von Grenzen nur unter der Annahme grundsätzlicher Gleichrangigkeit glücken: Eine offene Wissenschaftslandschaft muss eben auch in der Realität abzubilden sein. Dies ist aber wohl nur eine aktuelle Anschlussmöglichkeit für die von Ziche präsentierten detaillierten und spannenden wissenschaftstheoretischen Innenansichten aua dem Schnittfeld philosophiescher und allgemeiner wissenschaftsgeschichtlicher Fragestellungen der Zeit um die Jahrhundertwende.»
Cord Arens, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft


«Ziche's book is without doubt a most informative and innovativ contribution to philosophy and to the history and philosophy of science in the German-speaking community around 1900.»
Friedrich Stadler, Donata Romizi, ISIS

In dieser Reihe erscheinen Arbeiten zur Philosophie, die in andere Gebiete wie die Astronomie, die Mathematik, die Soziologie oder die Filmwissenschaften ausgreifen. Sie sollen zeigen, wie auch in nicht philosophischen Gebieten philosophische Fragestellungen behandelt werden und inwiefern die Philosophie für die eigenen Projekten durch einen Blick über den Tellerrand gewinnen kann.