Nachdruck der Ausgabe von 1926
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Christian Kiening und Ulrich Johannes Beil
Das Buch von Rudolf Kurtz «Expressionismus und Film» (erschienen 1926) gehört zu den frühen Klassikern der Filmgeschichte. Sprachlich brillant, analytisch hellsichtig und thematisch vielseitig, wird es noch heute überall zitiert, wo es darum geht, frühe Filme und ihre Kontexte zu charakterisieren. Rudolf Kurtz (1884–1960) war wie kein zweiter prädestiniert, dieses Buch zu schreiben: Er hatte die expressionistische Bewegung von Anfang an mitgeprägt und war gleichzeitig durch seine Tätigkeit bei der Ufa und der Lichtbildbühne mit der Filmbranche intim vertraut. Deshalb vermag er den expressionistischen Film, der vielen seit dem berühmten Cabinet des Dr. Caligari als Inbegriff des deutschen Kinos galt, aus dem Rückblick prägnant zu beschreiben, aber auch seine Grenzen und mögliche Weiterentwicklungen (im absoluten Film der Avantgarde) aufzuzeigen.
Der vorliegende Band gibt das überaus lesenswerte und mit vielen Bildern versehene Original von Kurtz in vollem Umfang wieder. Zugleich bietet er in einem ausführlichen Nachwort, das viel neues Material erschliesst, erstmals eine Würdigung des Buches und seines Autors. Rekonstruiert werden die intellektuellen Diskussionen im Umfeld von Abstraktionismus, Expressionismus und Neuer Sachlichkeit, die Charakteristika der Filme, die Kurtz behandelt, sowie die Wirkungsgeschichte des Buches über Kracauer und Eisner bis hin zu Deleuze. Es entsteht die packende Momentaufnahme eines bis heute unterschätzten Ausschnitts deutscher Kultur- und Filmgeschichte.
Diese Buchreihe vereinigt Studien des gleichnamigen Nationalen Forschungsschwerpunkts sowie mediengeschichtliche Arbeiten. Sie rückt die Zeit vor der Ausbreitung der Massenmedien und insbesondere die medialen Verhältnisse der Vormoderne ins Zentrum. Damit ermöglicht sie Einblicke in die Andersartigkeit älterer Kommunikationsformen und erlaubt es gleichzeitig, Voraussetzungen für die mediale Formierung der Neuzeit zu ergründen.
«Von Christian Kiening und Ulrich Johannes Beil herausgegeben sowie mit einem ausführlichen, ungemein kenntnisreichen Nachwort versehen, ist dieses Standardwerk endlich wieder greifbar.»
Adelbert Reif, Universitas – Orientierung in der Wissenswelt
«Vor allem aber kriegt der Käufer gleich zwei Bücher zum Preis von einem geliefert: Die beiden Herausgeber der Neuausgabe, der Zürcher Mediävistik-Professor Christian Kiening und der Literaturwissenschafter Ulrich Johannes Beil, haben dem Text von 1926 ein Essay beigefügt, das Nachwort zu nennen eine grobe Verharmlosung wäre. Vielmehr ist der fast hundertseitige Aufsatz eine regelrechte Durcharbeitung von ‹Expressionismus und Film›, in der nicht nur der Text und sein Autor zeit- und diskursgeschichtlich situiert, sondern auch auf stupende Weise den diversen Perspektiven, die der Text eröffnet, nachgegangen wird.»
Johannes Binotto, Filmbulletin