Das Sarganserland gehört mit Ausnahme der Pfäferser Klostergeschichte zu den bisher historisch wohl am schlechtesten erforschten Regionen der Ostschweiz. Das liegt weniger an einer zu schmalen Quellengrundlage als an historiografischen Umständen: im Spätmittelalter ein wichtiger Herrschaftsmittelpunkt mit der Grafschaft und den Grafen von Sargans, ging diese Bedeutung durch den eidgenössischen Zugriff nach 1460 verloren, und «Verlierer der Geschichte» fanden auch in der Geschichtsschreibung zum neuen Kanton St. Gallen wenig Beachtung.
Ziel dieser Studie ist es, die Herrschaftsgeschichte des Sarganserlands von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis um 1460/70 unter Berücksichtigung des gesamten verfügbaren, vorwiegend archivalischen Quellenmaterials von Grund auf neu aufzuarbeiten. Der Aufbau, die Struktur und der Umfang der einzelnen lokalen Herrschaftsgebilde - mit Ausnahme von Pfäfers - und der Herrschaft Sargans werden beschrieben und die Ursachen und der Verlauf des Herrschaftswandels aufgezeigt. Ein besonderes Augenmerk gilt den Grafen von Werdenberg-Sargans, ihren Dienst- und Amtleuten und ihren familien- und herrschaftspolitischen Beziehungsnetzen.