Der philosophische Arzt und Kosmopolit Johann Georg Zimmermann /1728-1795) war eine der schillerndsten Figuren seiner Zeit. Seine äusserlich ebenso glanzvolle wie innerlich hypochondrisch zerrissene Karriere als Arzt und Schriftstelle, als Schweizer und Europäer udn als Bürger am Hof beginnt mit dem Medizinstudium bei Albrecht von Haller in Göttingen, führt ihn als Stadtphysikus zurück an seinen Geburtsort Brugg und schliesslich als königlichen Leibmedikus und Hofrat nach Hannover. Zimmermanns popularphilosophischen Werke «Vom Nationalstolze», «Von der Erfahrung in der Arzneykunst», vor allem aber «Über die Einsamkeit» gehören zu den meistgelesenen ihrer Zeit und lassen ihn zum Gesprächs- und Briefpartner unzähliger Geistesgrössen der Epoche werden.
Mit einer chronologisch angeordneten, jeweils kurz eingeführten Auswahl aus seinen zahlreichen Schriften und Briefen - darunter auch unbekannte und bisher noch unpublizierte - versucht dieses Lesebuch ein Bild von Johann Georg Zimmermanns Leben und Werk zu vermitteln und darüber hinaus neue Einblicke zu gewähren in die widersprüchlichen Voraussetzungen spätrationalistischer Anthropologie: jene Wissenschaft vom «ganzen Menschen», welche am Entstehen der bürgerlichen Literatur des 18. Jahrhunderts massgeblich beteiligt war.