Landgemeinde und Kirche im Zeitalter der Konfessionen
Broschur
2004. 200 Seiten
ISBN 978-3-0340-0677-4
CHF 38.00 / EUR 24.80 
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Die Forschungslage zu Reformation und konfessionellem Zeitalter präsentiert sich immer komplexer. Fast unweigerlich erweitern neue Studien die Epochengrenzen, das thematische Spektrum und die analytischen Instrumente, während universale Erklärungskonzepte wie das Konfessionalisierungsparadigma an Überzeugungskraft einbüssen. Die Beiträge dieses Bandes belegen jedoch zumindest eine europäische, epochenübergreifende und überkonfessionelle Konstante: den grossen Einfluss der Pfarr- und Landgemeinden auf das kirchlich-religiöse Leben vor, während und nach den Reformationen der Frühen Neuzeit.
Die Aufsätze behandeln die Wechselwirkungen zwischen kommunaler Welt und Kirchenreform in ländlichen Gemeinden der Eidgenossenschaft, des Heiligen Römischen Reiches, Englands und Russlands. Untersucht werden Pfarreien in äusserst heterogenen soziopolitischen Umfeldern wie auch konfessionellen Kontexten. Zur Sprache kommen Institutionen, lokale Amtsträger, die Verwaltung des Kirchenvermögens, kultisches Leben, Kirchenbau und ländliche Festkultur im Zeitalter frühmoderner Staats- und Konfessionsbildung. Als Leitthema erscheint der vielschichtige Interaktionsprozess zwischen Obrigkeit, Kirchenhierarchie und lokaler Gesellschaft, das heisst die Aushandlung kirchlich-religiöser Entwicklungen im Spannungsfeld zwischen theologischen Leitlinien, territorialstaatlichen Harmonisierungsbestrebungen, kommunalen Interessen und individuellen Prioritäten. Deutlich werden kollektive Ideale, konfessionsspezifische Mentalitäten wie auch innere Spannungen in den ländlichen Gemeinden Europas. Im regionalen und chronologischen Vergleich ergeben sich zahlreiche Varianten in den Einflussmöglichkeiten der beteiligten Parteien wie auch markante Veränderungen im Spektrum kommunaler Kompetenzen, nie jedoch die unilaterale Umsetzung einer Reformation "von oben".

Inhalt

Peter Blickle: Vorwort
Beat Kümin: Einführung
Randolph C. Head: "Nit alß zwo Gmeinden, oder Partheyen, sonder ein Gmeind." Kommunalismus zwischen den Konfessionen in Graubünden 1530-1620
Ulman Weiß: Gemeinde und Kirche in der Erfurter "landschafft"
Walter Salmen: Der "Bauerntanz" im Urteil von Reformatoren und Reformierten
Peter Hersche: Katholische Opulenz kontra protestantische Sparsamkeit. Das Beispiel des barocken Pfarrkirchenbaus
Beat Kümin: Reformation und Pfarreileben. Englische Landgemeinden im Spiegel ihrer Rechnungsbücher 1530-1560
Petr Stefanovitch: Die russische Pfarrei im 16. und 17. Jahrhundert


Artikel
  • Vorwort
  • Einführung
  • «Nit alss zwo Gmeinden, oder Partheyen, sonder ein Gmeind.» Kommunalismus zwischen den Konfessionen in Graubünden 1530-1620
  • Gemeinde und Kirche in der Erfurter «landschafft»
  • Der «Bauerntanz» im Urteil von Reformatoren und Reformierten
  • Katholische Opulenz kontra protestantische Sparsamkeit. Das Beispiel des barocken Pfarrkirchenbaus
  • Reformation und Pfarreileben. Englische Landgemeinden im Spiegel ihrer Rechnungsbücher 1530-1560
  • Die russische Pfarrei im 16. und 17. Jahrhundert

Pressestimmen

«It is this comparative viewpoint that is the strength of the volume. Too often collected essays do not reflect the coherence of the editor's vision or introduction and although not all the essays stayed within the outlined message as well as others, the volume as a whole certainly benefits from the editorial follow-through. The worth of the volume for other specialists lays in the possibilities of new research directions rather than finished products that provide polished new answers to questions of Reformation historiography, communalism, and confessionalization.»
Marc H. Lerner, Universität Mississippi für H-Net